Deschmann, Karl (Dežman, Dragotin), Krainer Politiker und Wissenschaftler, * Idrija 3.1.1821, † Laibach (Ljubljana) 11.03.1889.
Leben
D., der Sohn eines Gerichtsbeamten, besuchte zunächst die Gymnasien in Salzburg und Laibach (bis 1839), studierte anschließend in Wien zunächst Medizin, dann Rechts- und Naturwissenschaften und kehrte 1849 als Doktorand nach Laibach zurück, wo er von 1852 bis zu seinem Tod das Krainer Landesmuseum als Kustos leitete.
Unter dem Einfluß der slowenischen Romantik veröffentlichte D. zwischen 1844 und 1856 mehrere Gedichte in der von Janez Bleiweiss herausgegebenen Wochenzeitung „Novice“, in dem zeitweise von ihm selbst redigierten Blatt „Slovenija“ und im „Koledarček Slovenski“. Nach 1848 erhielt seine Poesie auch zusehends einen politischen, nationalslowenischen Hintergrund, so sein Gedicht „Še Slovenija ni zgubljena“ (Noch ist Slowenien nicht verloren, 1848). Von einem Teil der slowenischen Jugend als Vorbild verehrt, sprach er sich nach Ausbruch der 1848er Revolution gegen die Teilnahme seiner Landsleute an der Frankfurter Nationalversammlung aus und verurteilte das „germanische Expansionsstreben“, dem er in der angestrebten slowenischen Einigkeit und in Anlehnung an den gesamtslawischen Gedanken einen Damm entgegenzusetzen bestrebt war (s. seine Artikel „Nemška edinost“ und „Slava Slavjanom“ in Slovenija 1848, S. 205 und 1849, S. 1).
Nach 1855 deutete sich jedoch in der Auseinandersetzung mit der rückständig-klerikalen Konzeption und den vielfach pseudowissenschaftlich-patriotischen Publikationen der „Altslowenen“ um Etbin Henrik Costa, Davorin Trstenjak, Janez Bleiweiss u. a. eine politische und kulturelle Umorientierung in D.s Denken an. Die zu dieser Zeit von führenden Slowenen angebahnte Zusammenarbeit mit den Kroaten lehnte er ab, da „nur die deutsche Kultur uns den rechten Weg des Fortschritts weisen kann“. Als Anhänger des deutschen Liberalismus wandte er sich scharf gegen „Obskurantismus und Ultramontanismus“ der „Altslowenen“. Seine Autorschaft an der anonym erschienenen Broschüre „Eine Thierfabel aus Krain“ (Wien 1861), in der Bleiweis und dessen Kreis ironisiert wurde, ist jedoch umstritten. 1861 wurde D. in den Krainer Landtag und von diesem in den Wiener Reichsrat entsandt, wo er der Interpellation Lovro Tomans vom 8. Juni zur Einführung der slowenischen Unterrichtssprache in den höheren Klassen des Gymnasiums seine Zustimmung versagte. Da er von der Notwendigkeit einer kulturellen und politischen Zusammenarbeit mit den Deutschen zur Hebung des eigenen Volkes überzeugt war, trat er nicht nur für die Beibehaltung des Deutschen in den höheren Lehranstalten ein, sondern lehnte folgerichtig auch den Panslawismus und das Zusammengehen mit den tschechischen Föderalisten ab. Auf dieser ideologischen Grundlage wurde er bald zum bedeutendsten Vertreter der deutschen Partei in Krain und zum Verfechter eines liberalen deutsch-slowenischen Bündnisses, das zwar in der Steiermark und Kärnten wegen des Konservativismus der dortigen slowenischen Führung einige Erfolge brachte, in Krain selber jedoch nicht zum Tragen kam.
Während seiner Tätigkeit im Finanz-, Wirtschafts-, Schul- und Gesundheitsausschuß des Landtages sowie als Bürgermeister von Laibach (1871-1873) setzte sich D. für zahlreiche Reformen im gesellschaftlichen Bereich und die Förderung des Landesmuseums (Neubau 1888) ein. Dem Krainer Landtag gehörte er von 1861 bis zu seinem Tod, dem Reichstag von 1861 bis 1867 und von 1873 bis 1879 an. Seit 1849 tat er sich außerdem als Botaniker, Zoologe, Mineraloge, Geologe und Prähistoriker Krains sowie als Redakteur der „Jahreshefte des Vereins des krainischen Landes-Museums“ (1858-1865) und der „Mittheilungen des Museal-Vereins für Krain“ (1866) hervor.
Literatur
Lončar , Dragotin: Dragotin Dežman in sloventsvo. In: Razprave Znanstvenega društva za humanistične vede. Ljubljana 1930, 306-335.
Prijatelj, Ivana: Kulturna in politična zgodovina Slovencev 1848-1895. Bd 3. Ljubljana 1938, 59-77.