Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Duchnovyč, Oleksander
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Duchnovyč, Oleksander

Duchnovyč, Oleksander (Aleksandr Duchnovič), karpato-ruthenischer Dichter, Pädagoge und Ethnograph, * Topolya (Topola, Komitat Zemplin) 24.04.1803, † 29.03.1865.

Leben

Neben Ivan Lučkaj, Oleksander Pavlovyč, Ivan Rakovs’kyj, Adolf Dobrjans’kyj ist D. einer der bekanntesten Vertreter der sog. „Wiedererwecker des ruthenischen Volkes“ im alten Ungarn. D. besuchte das Gymnasium in Kaschau und das Priesterseminar in Ungvár (Užhorod). Ab 1833, noch als griechisch-katholischer Dorfpfarrer, sammelte er ruthenische Volkslieder. 1843 wurde D. nach Eperjes (Prešov) berufen, wo er später in Streitigkeiten mit dem unierten Bischof geriet. 1850 gründete er hier eine literarische Gesellschaft (Literaturnoje Zavedenije Prjašovske), die zwei Jahre später als „staatsfeindlich“ verboten wurde. D. unterhielt rege Beziehungen zu den kulturell weiterentwickelten galizischen Ukrainern, orientierte sich aber auch an der politischen und kulturellen Entwicklung in Rußland. Seine „russophile“ Einstellung ist aus der innenpolitischen Situation des nachrevolutionären Ungarn und aus seinem panslawistischen Glauben an eine ostslawische Einheit zu erklären. Auf der Grundlage der karpato-ruthenischen Mundarten schuf D. eine Variante der neueren ukrainischen Schriftsprache, in der er Gedichte und populäre Lehrbücher verfaßte. Für den gehobeneren Sprachgebrauch empfahl D. jedoch das „jazyčije“ (Karpatorussisch), eine Mischung von Sprachelementen des Schriftrussischen, Lokalukrainischen und Kirchenslawischen, das sich auf die Weiterentwicklung der karpato-ukrainischen Literatur hemmend ausgewirkt hat. Die Idee der ukrainischen Einheit war D. fremd. Seinem Wirken ist die ethnische Selbsterhaltung der Karpatoruthenen in einem Teil zu verdanken.
D.s Werke wurden in Budapest, Kiew, Lemberg, Peremyšl, St. Petersburg und Wien verlegt, wie seine volkspädagogischen Schriften: „Knyžyca čytal’naja dlja načy-najuščych (Lesebuch für Anfänger, Ofen 1847), „Kratkyj zemlepys dlja molodych Rusynov“ (Kurze Erdkunde für junge Ruthenen, Peremyšl 1851), „Narodnaja pedahohija v pol’ze učylyšč sel’skych“ (Volkspädagogik für Dorfschulen, Lemberg 1857) u. a., seine Schuldramen: „Dobroditel' prevešajet bohatctvo“ (Der Tugendhafte stellt sich über den Reichtum, Peremyšl 1850) u. a. Sein Gedicht: „Ja Rusyn byl, jesm i budu“ (Ich war ein Ruthene, ich bin es und ich werde es bleiben, 1851) hat sich in Liedform als „Nationalhymne“ der Ukrainer in der Ostslowakei bis heute erhalten.

Literatur

Biedermann, I. H.: Die ungarischen Ruthenen. Innsbruck 1867.
Haraksim, L’udovít: K sociálnym a kultúrnym dejinám Ukrajincov na Slovensku do roku 1867. Bratislava 1961.
Žeguc, Ivan: Die nationalpolitischen Bestrebungen der Karpato-Ruthenen 1848-1914. Wiesbaden 1965.
Oleksandr Duchnovyč. Zbirnyk materialiv naukovoji konferenciji, prysvjačenoji 100-riččju z dnja smerti (1865-1965). Hrsg. Michál Ryčalka u. a. Prjašiv 1965 (mit Bibliographie).  

Verfasser

A. Rebet


GND: 103150528

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Empfohlene Zitierweise: A. Rebet, Duchnovyč, Oleksander, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 442-443 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=763, abgerufen am: (Abrufdatum)

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