Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Francisci, Ján
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Francisci, Ján

Francisci, Ján (Pseud. Rimavský), slowakischer Schriftsteller und Politiker, * Hnušt’a (Nyustya, Komitat Gömör) 1.06.1822, † Turčiansky Sväty Martin (Túrócszentmárton) 7.03.1905.

Leben

F. wurde von L’udovít Štúr, seinem Lehrer am Gymnasium in Preßburg, für die Sache der slowakischen Nationalbewegung gewonnen. An der Schule in Leutschau (Levoča), wo er später slowakische Sprache und Literatur unterrichtete, gründete er eine „Vereinigung der slowakischen Jugend“. 1846-1848 besuchte F. die Rechtsakademie in Prešov (Eperjes) und wurde nach Beendigung seiner Studien Komitatsbeamter in Gömör (Gemer). 1848 widersetzte er sich den Rekrutierungsmaßnahmen des kroatischen Banus’ Josip Jelačić, der in Ungarn im Auftrage des Wiener Hofes eingefallen war. Er wurde deshalb zusammen mit Štefan Marko Daxner und Michal Bakulíny von einem ungarischen Revulutionstribunal zum Tode verurteilt. Aus dem Gefängnis in Pest haben ihn erst die siegreichen Österreicher befreit.
In der neoabsolutistischen Ära wurde F. 1850 Beamter des Komitates Sohl (Zvolen). 1853 wurde er nach Debreczin versetzt. 1862 ernannten ihn die Österreicher zum Statthaltereirat in Ofen und ein Jahr später zum Obergespan in Liptau. Er konnte hier sein Amt nur bis 1865 ausüben, als der Hof ihn - zur Zeit der Zugeständnisse für die Magyaren, mit denen bereits ein „Ausgleich“ im Kommen war - entließ. F. übernahm nun in Revúca die Leitung des slowakischen evangelischen Gymnasiums, dem er bis zu dessen Schließung Vorstand. Dann lebte er in Turčiansky Svätý Martin und betätigte sich als Journalist.
F. war einer der engagiertesten Anhänger der von Štúr geleiteten slowakischen Nationalbewegung. Sein Gedichtband „Meinen Zeitgenossen zum Andenken“ (Svojím vrstovníkom na pamiatku), in Preßburg 1844 veröffentlicht, ist das erste in der von Štúr festgesetzten slowakischen Schriftsprache gedruckte Buch. Neben einigen Dichtungen und Erzählungen hat F. auch zahlreiche slowakische Volkssagen gesammelt und veröffentlicht. Seine Autobiographie - die leider unvollendet blieb - ist erst nach seinem Tode erschienen (Vlastný životopis. Turčiansky Sv. Martin 1909).
Bedeutender als Schriftsteller war F. als Politiker und Organisator der slowakischen Nationalbewegung. Im Jahre 1861 gründete er die slowakische Zeitung „Pešt'budínske vedomosti“ und redigierte sie bis 1870; im selben Jahr war er Vorsitzender der slowakischen Nationalversammlung in Turčianský Sväty Martin, die das „Memorandum der slowakischen Nation“ verkündete. Im Jahre 1863 wurde F. von der slowakischen kulturellen Gesellschaft „Matica slovenská“ zu ihrem Ehrenvorsitzenden gewählt. Er kandidierte auch mehrmals ins Budapester Parlament, scheiterte jedoch am Widerstand des offiziellen Ungarn.

Literatur

Botto, Julius: Slováci. Bd 1. Turčiansky Sv. Martin 1906.
Kochol, Viktor: Vyvrcholenie obrodeneckej literatúry. In: Dejiny slovenskej literatúry. Bd 2. Literatúra národného obrodenia. Hrsg. Ivan Kusý. Bratislava 1960, 306-309.

Verfasser

Miklós Lackó (GND: 103240195)

GND: 120600455

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd120600455.html


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Empfohlene Zitierweise: Miklós Lackó, Francisci, Ján, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 521 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=825, abgerufen am: (Abrufdatum)

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