Abdullah Cevdet, türkischer Dichter, Politiker und Publizist, * Arapkir/Osttürkei 9.09.1868, † Istanbul 29.11.1932, kurdischer Herkunft.
Leben
A. kam etwa 1885 nach Istanbul, besuchte 1888-1893 die dortige Militärmedizinschule und erhielt 1894 die Würde des Dr. med. und den Hauptmannsrang. Mitbegründer des späteren jungtürkischen Komitees „Einheit und Fortschritt“ (Ittihad ve terakki), wurde er 1892 und 1895 verhaftet und 1896 nach Tripolis/Libyen deportiert, von wo er 1897 über Tunis nach Genf floh. 1900-1903 war er Botschaftsarzt in Wien. Neue Spannungen mit der osmanischen Regierung, eine Duellaufforderung und dann vier Ohrfeigen für den osmanischen Botschafter in Wien, Mahmud Nedim Bey, führten zu seiner Ausweisung aus Österreich und anschließend Ungarn.
In Genf gründete er 1904 eine Druckerei und die Zeitschrift „Içtihad“, die er 1905 nach Ägypten mitnahm. Nach dem Sturz Abdülhamids II. siedelte er 1911 wieder nach Istanbul über, geriet jedoch durch kritische Äußerungen über den Islam im Zusammenhang mit der Übersetzung der islamischen Geschichte von R. Dozy und durch Ablehnung der türkischen Beteiligung am Ersten Weltkrieg in neuen Gegensatz nunmehr zum jungtürkischen Regime.
Nach dem Krieg war er unter den Kabinetten Damad Ferid Paschas zweimal Generaldirektor des türkischen Sanitätswesens, veranlaßte indessen 1922 durch einen Artikel über den Bahaismus einen noch von dem letzten Sultan Mehmed VI. eingeleiteten Religionsprozeß wegen „Lästerung der Propheten“, der erst 1926 unter dem republikanischen Regime durch Freispruch endete.
Bis kurz vor seinem Tode war A. literarisch tätig. Bedeutend sind neben seinen Dichtungen, medizinischen und psychologischen Abhandlungen vor allem seine Übersetzungen aus dem Englischen und Französischen (Shakespeare, Le Bon).
Literatur
Süssheim, Karl: ‘Abd Allah Djewdet. In: Enzyklopädie des Islam, Erg.-Bd. Leiden 1938, S. 55-60.
Gövsa, Ibrahim Alaettin: Türk meşhurlari ansiklopedisi. Istanbul 1946.
Ramsaur, Ernest Edmondson: The Young Turks. Princeton 1957. = Princeton Oriental Studies. Social Science. 2.