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Isaak I. Komnenos, byzantinischer Kaiser 1057-1059, † 1061.
Leben
Als Kaiser Michael VI. eine Deputation der Strategen unter Führung von I. und Katakalon Kekaumenos schroff abwies, kam es in Kleinasien zur Militärrevolte, und das Militärkommando rief I. am 8. Juni 1057 zum Gegenkaiser aus. In Nikaia, wohin I. mit seiner Armee gezogen war und das ihm entgegengeschickte kaiserliche Heer geschlagen hatte, erreichten ihn bald darauf zwei Gesandtschaften aus Konstantinopel, die Verhandlungen aufnehmen sollten. Der alte Kaiser bot I. Adoption, Cäsarenwürde und Amnestie an. In der Hauptstadt erhob sich jedoch die Gegenpartei unter Führung des Patriarchen Michael Kerullarios. Michael VI. dankte daraufhin am 31. August 1057 ab, sodaß I. am 1. September in die Hauptstadt einziehen und vom Patriarchen gekrönt werden konnte. Am selben Tag noch übertrug der neue Kaiser die Verwaltung der Hagia Sophia dem Patriarchen; gleichzeitig kürzte er die Gehälter der Hofämter und enteignete zahlreiche Großgrundbesitzer zugunsten des Fiskus. So hoffte er, die leere Staatskasse auffüllen zu können. Er arbeitete an einer Finanzreform, durch die z. B. auch die Kirchensteuer für die Bischöfe geregelt wurde. Da er bei der Güterkonfiszierung jedoch auch den Kirchenbesitz antastete, kam es zu scharfen Auseinandersetzungen mit dem Patriarchen. Kerullarios soll dem Kaiser mit Absetzung gedroht und versucht haben, die geistliche Macht über die weltliche zu erheben. Der Kaiser ließ ihn daraufhin auf Imbros in das Gefängnis werfen. Da der Patriarch sich weigerte, abzudanken, sollte eine Synode in Madyta ihn verurteilen und absetzen. Auf dem Wege dorthin starb er jedoch. Er wurde in Konstantinopel feierlich beerdigt und von der Bevölkerung fast wie ein Märtyrer verehrt. Durch das Vorgehen gegen den Patriarchen machte sich der Kaiser neue Feinde. Zur Opposition der Beamtenaristokratie und von Teilen des Heeres kam die Feindschaft der Kirche und die Erbitterung des Volkes. I. war ein tüchtiger Feldherr, der sich auch auf die Mittel der Diplomatie verstand. Mit Ägypten hielt er Frieden. Die Grenzen im Osten Kleinasiens wurden erfolgreich verteidigt. Die Ungarn und auch die Petschenegen konnte er Zurückschlagen und in Schranken halten. Er wollte eine feste Soldatenherrschaft errichten und ließ sich z. B. auf seinen Münzen mit gezücktem Schwert abbilden. Er kam jedoch nicht mehr dazu, sich dem Normannenproblem in Süditalien zuzuwenden. Wohl infolge wachsender Schwierigkeiten mit dem Beamtenadel und der Kirche dankte I., von Krankheit geschwächt, am Weihnachtstag 1059 ab und zog sich als Mönch in das Studitenkloster zurück.
Literatur
Mädler, H.: Theodora, Michael Stratiotikos, Isaac Komnenos. Ein Stück byzantinischer Kaisergeschichte. Plauen i. V.1894. = Wissenschaftliche Beilage zu dem Programm des königlichen Gymnasiums zu Plauen i. V. Nr. 545.
Ostrogorsky: S. 279-282.
The Cambridge medieval history. IV. The Byzantine Empire. 1. Byzantium and its Neighbours. Hrsg. Joan M. Hussey. Cambridge 1966 (mit Bibliographie).
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