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Johannes I. Tzimiskes, byzantinischer Kaiser 969-976, * im später nach ihm genannten Čemeškacagk in Armenien 924, † Konstantinopel 10.01.976, aus einem armenischen Adelsgeschlecht.
Leben
Schon unter Romanos I. Lakapenos (920-944) bewährte J. sich als Feldherr. Im Kampf gegen die Araber eroberte er 958 Samosata in Nordmesopotamien. Als der erfolgreiche oberste Heerführer Nikephoros Phokas im Jahre 963 die Kaiserin-Witwe Theophano heiratete und den Thron bestieg, wurde er zum Domestikos des Ostens ernannt, erhielt aber keine Gelegenheit mehr, sich als Feldherr auszuzeichnen. Das machte ihn zum Feind des neuen Kaisers. Da der Asket Phokas schlecht zur weniger sittenstrengen Kaiserin paßte, konnte T. sie zu seiner Geliebten machen. Sie ermöglichte es ihm und anderen Unzufriedenen, ihren Gatten zu ermorden (10./11. Dezember 969). Darauf bestieg J. den Thron, wurde aber vom Patriarchen gezwungen, Theophano aus dem Palast zu verbannen und die Mörder seines Vorgängers zu bestrafen. Um sich zu legitimieren, heiratete er im November 970 Theodora, eine Tochter Konstantins VII. In der Innenpolitik bemühte J. sich, das Wachstum des Großgrundbesitzes einzudämmen und die Verwaltung zu zentralisieren. Die Dekrete seines Vorgängers gegen die Ausdehnung des kirchlichen Grundbesitzes hob er aber auf. In der Außenpolitik beseitigte er zuallererst die russische Drohung auf dem Balkan durch einen großen Sieg über den Eroberer Bulgariens Svjatoslav in Silistra und brachte so Ostbulgarien an das Reich zurück. Den von ihm befreiten Exzar der Bulgaren Boris II. setzte er ab, und das bulgarische Patriarchat ließ er aufheben (971). Den Konflikt zwischen seinem Vorgänger und dem deutschen Kaiser Otto I. (936 bis 973) legte er bei, indem er dem Thronerben Otto II. (973-983) seine Verwandte Theophano zur Frau gab (14. IV. 972). In Kleinasien setzte J. ab 972 mit großem Erfolg den Kampf gegen die Araber fort. In Mesopotamien drang er bis nahe an Bagdad vor. Die Expansion der Fatimiden in Vorderasien brachte er durch seine Feldzüge (974-975) zum Stehen. Von Antiochien bis Kaisareia konnte er in vielen Städten byzantinische Kommandanten einsetzen. Von seinem letzten Feldzug kehrte J. mit einer tödlichen Krankheit heim; vielleicht war es Typhus, vielleicht auch wurde er vom mächtigen Parakoimomenos Basileios vergiftet, als dieser erfuhr, daß seine Landerwerbungen in den neueroberten Gebieten dem Kaiser bekannt geworden waren. Da J., wie schon Phokas, nur als Reichsverweser für die rechtmäßigen Thronerben, die beiden Söhne Romanos’ II., Basileios II. und Kon stantinos VIII., regiert hatte, wurden diese seine Nachfolger.
Literatur
Schlumberger, Gustave: L’épopée byzantine à la fin du Xe siècle. Bd 1. Paris 1896 (1925(2)).
Ostrogorsky: S. 243-250.
Jenkins, Romilly: Byzantium. The Imperial Centuries. AD 610-1071. London 1966, 289-299.
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