Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Kocel
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Kocel

Kocel, slawischer Fürst in Unterpannonien zweite Hälfte des 9. Jh.s., Sohn des Pribina und einer bayrischen Fürstentochter (?).

Leben

Als Kind nahm K. wohl an dem unfreiwilligen Wanderleben seines Vaters teil. Möglicherweise wurde er mit diesem 843 in Traisma (Treismauer oder Traisenburg, Niederösterreich) in der dortigen Martinskirche von Bischof Otto getauft und darauf in einem bayrischen Kloster (Salzburg?) christlich erzogen. 861 übernahm K. den Erbbesitz seines Vaters am Plattensee als Markgraf und Vasall (dux) des ostfränkischen Königs. Wie Pribina förderte er zunächst die Salzburger Missionare. Erzbischof Adalwin weihte 865 in Mosapurc (am unteren Lauf der Zala) eine Kirche und in den folgenden Jahren noch zehn weitere in K.s Besitz. Als jedoch 866/67 die Slawenlehrer Kyrill und Method auf ihrer Rückreise von Großmähren nach Rom einige Zeit bei K. Station machten, begeisterte sich der Fürst derart für die Liturgie und die Bücher in slawischer Sprache, daß er ihnen 50 Kleriker zum Weihen nach Rom mitgab. Die Salzburger Geistlichen nahmen diese Wendung K.s mit Befremden zur Kenntnis. Doch der Fürst ging noch weiter.
 Um die fränkische Oberhoheit abzuschütteln, beteiligte sich K. mit dem großmährischen Fürsten Rastislav 868/69 an dem siegreichen Aufstand gegen Ludwig den Deutschen. Dadurch unabhängig geworden, führte er das östliche Christentum ein und forderte Method als Bischof an. Tatsächlich erneuerte Papst Hadrian II. (867-872) die alte Erzdiözese Syrmium und ernannte Method zum Erzbischof von Pannonien und Mähren. Bei dessen Eintreffen in Mosapurc 869/70 verließ der bayrische Klerus, mit Archipresbyter Richpaldus (Riphald) von St. Hadrian an der Spitze, unter Protest das Land. Das Verhalten K.s bei der Verhaftung und Einkerkerung seines neuen Oberhirten (870-873) läßt sich mangels entsprechender Quellen nicht näher ermitteln. Im übrigen war Methods Aufenthalt nach seiner Befreiung in Mosapurc von kurzer Dauer, denn schon 874 wurde K.s Gebiet von Karlmann erobert, fiel also wieder an die ostfränkischen Markgrafen zurück. Das weitere Schicksal K.s ist unbekannt.

Literatur

Hauptmann, Ljudovit: Mejna grofija Spodnjepanonska. In: Razprave. Izdaja Znavstveno društvo za humanistične vede v Ljubljani 1 (1923) 311-357.
Stanislav, Ján (Hrsg.): Ríša vel'komoravská. Sborník vedeckých prác. Praha 1933. = Osvetová knižnica. 3 a.
Grafenauer, Bogo: Vprašanje konca Koceljeve vlade v Spodnji Panoniji. In: Zgodovinski časopis 6/7 (1952/53) 171-190.
Grivec, Franc: Slovenski knez Kocelj. Ljubljana 1938.
Bogyay, Thomas von: Mosapurc und Zalavár. Eine Auswertung der archäologischen Funde und schriftlichen Quellen. In: Südost-Forsch. 14 (1955) 349-405.
Havlík, Lubomír: Panonie ve světle franských pramenů 9. století. Ke konfrontaci pramenů s novějším řešením některých otázek. In: Slavia Antiqua 17 (1970) 1-36.

Verfasser

Josef Hahn (GND: 1121331297)


GND: 120910764

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/120910764

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Empfohlene Zitierweise: Josef Hahn, Kocel, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 421-422 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1141, abgerufen am: (Abrufdatum)

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