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Kosače, herzegowinisch-bosnische Magnatenfamilie des 14.-16. Jh.s, benannt wahrscheinlich nach dem Ursprungsort. Erste historisch faßbare Vertreter sind Vlatko und Hrana Vuković. Der Name K. erscheint selten in den Quellen, zuerst für Sandalj Hranić 1396. Das Wirken der K. wird in der Historiographie entweder positiv als Entstehung einer autochthonen herzegowinischen Landesherrschaft oder negativ als Zerrüttung des bosnischen Königreiches bewertet.
Leben
Sandalj Hranić Kosača, bosnischer Woiwode und Baron, * um 1370, † 15.03.1435, Sohn des Hrana Vuković. Von seinem Onkel Vlatko Vuković erbte Sandalj Hranić Kosača Gebiet und Würden der Familie K. In den Jahren schwacher bosnischer Könige verhielt er sich außen- wie innenpolitisch wie ein souveräner Herrscher. 1396 heiratete er eine Nichte des mächtigsten bosnischen Barons, Hrvoje Vukčič, 1411 eine Schwester des serbischen Despoten Stefan Lazarević. Durch eine flexible Außenpolitik, deren Konstante das gute Verhältnis zum Königreich Neapel, Venedig und Dubrovnik war, gelang es ihm, Macht und Territorium stetig zu vergrößern. Nach dem Tode Hrvoje Vukčićs 1416 galt er als der mächtigste Mann in Bosnien, der die inneren Verhältnisse entscheidend bestimmte. Ab 1415 zahlte er den Türken Tribut und mußte später die osmanische Oberherrschaft auch in seinen politischen Entscheidungen berücksichtigen. Stefan Vukčić Kosaca, bosnischer Großwoiwode 1435-1448 und Herzog 1448 bis 1466, * 1405, † (Herceg) Novi 22.05.1466, Sohn des Vukac Hranić. Schon seit langem als einziger des Geschlechtes von Sandalj Hranić mit wichtigen Aufgaben betraut, wurde Stefan Vukčić Kosača 1435 Nachfolger seines Onkels. Erfolgreich verteidigte er sein Erbe gegen die feindlichen Nachbarn, die sofort nach dem Tode Sandaljs Teile des Landes besetzt hatten. Die Hilfe osmanischer Truppen dabei war der Beginn seiner ständigen Orientierung zur Pforte, die ihm zahlreiche Erfolge einbrachte, insgesamt jedoch den Osmanen ermöglichte, auf dem Westbalkan festen Fuß zu fassen. Der Versuch Stefan Vukčićs, an der Adria größere Gebiete zu erwerben und sogar Dubrovnik unter seine Herrschaft zu bringen, scheiterte an der überlegenen Diplomatie Dubrovniks, die den Krieg 1451-1453 entschied. 1448 nahm er den Herzogstitel „vom Heiligen Sava“ an und nannte sich künftig „Stefanus dei gratia dux Sancti Save“, ein Titel, der seinem Herrschaftsgebiet den Namen Herzegowina gegeben hat. Neben dem Wunsch, seiner realen Macht einen entsprechenden Titel zur Seite zu stellen, scheint das Bedürfnis, sich dem Verdacht des Patarenertums zu entziehen, ein Beweggrund dafür zu sein. Die Berufung auf den serbischen Nationalheiligen Sava täuscht nicht darüber hinweg, daß Stefan Vukčić religiös indifferent blieb und sowohl Katholiken als auch Orthodoxe und Bogomilen an seinem Hofe weilten. Neben ruheloser außenpolitischer Aktivität trieb Stefan Vukčić eigenen Handel und schuf aus einer wenig bedeutenden Burg die später nach ihm benannte Stadt (Herceg) Novi, in der er eine Salzsiederei und eine Tuchmanufaktur betrieb, um die wichtigsten Handelswaren selbst herzustellen. 1463 eroberte Sultan Mehmed II. Bosnien und verwüstete große Teile der Herzegowina. Der vernichtende Schlag erfolgte 1465, als das Gebiet bis auf einen kleinen Zipfel um Novi türkisch wurde. Damit war die Macht der K. gebrochen. Die Söhne des letzten Woiwoden gingen in venezianische bzw. türkische (Ahmed Pascha Hersekoğlu) Dienste über.
Literatur
Lilek, Emilian: Die Schatzkammer der Familie Hranići (Kosača). In: Wiss. Mitt. Bosnien u. Hercegovina 2 (1894) 125-151.
Radonić, Jovan: Der Großvojvode von Bosnien Sandalj Hranić-Kosača. In: Arch. slav. Philol. 19 (1897) 380-465.
Ders.: Zapadna Evropa i balkanski narodi prema Turcima u prvoj polovini XV. veka. Novi Sad 1905.
Thallóczy, Ludwig von: Biographische und genealogische Studien. VI. Studien zur Geschichte der Familie Kosača und der Herzegowina. In: Ders.: Studien zur Geschichte Bosniens und Serbiens im Mittelalter. München, Leipzig 1914, 146-262.
Jireček: Bd 1.
Ćirković, Sima: Istorija srednjovekovne bosanske države. Beograd 1964.
Ders.: Herceg Stefan Vukčić-Kosača i njegovo doba. Beograd 1964 (mit Bibliographie).
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