Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Antonescu, Mihai A.
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Antonescu, Mihai A.

Antonescu, Mihai A., rumänischer Staatsmann, * Nucet (Dâmboviţa) 5.11.1904, † Jilava 1.06.1946.

Leben

Als erfolgreicher Verteidiger Ion Antonescus in dem auf Veranlassung Karls II. gegen den General geführten Bigamie-Prozeß zu seinem Vertrauten geworden, wurde der 36jähriger Professor für Völkerrecht am 15. September 1940 zum Justizminister in der vom Staatsführer Ion Antonescu mit Vertretern der „Eisernen Garde“ gebildeten Koalitionsregierung berufen. Nach der Niederschlagung des Putsches der „Eisernen Garde“ (20.-23.1. 1941) gewann er als Staatsminister eine Schlüsselposition in dem im wesentlichen aus Militärs gebildeten neuen Kabinett, die durch die Ernennung zum stellvertretenden Ministerpräsidenten und Außenminister (22.06.1941), insbesondere in der Zeit der Abwesenheit des Staatsführers von Bukarest, zur Stellung eines de-facto Regierungschefs ausgeweitet wurde. Anfangs ein Anhänger der engen Zusammenarbeit mit Deutschland, distanzierte er sich nach Ablehnung seiner Pläne für einen Zusammenschluß der europäischen Staaten unter deutscher Führung, aber unter Wahrung der Eigenständigkeit der Partnerländer von Hitler und suchte nach der Katastrophe von Stalingrad von Anfang 1943 an im Aufträge des Staatsführers, der ihm weitgehende taktische Freiheit ließ, nach Wegen, um Rumänien vor der Eroberung durch die Rote Armee aus dem Krieg herauszuführen. Sowohl seine Bemühungen, ein Ausscheiden der kleineren Verbündeten unter Italiens Führung zu erreichen, als auch die Sondierungen, einen Separatfrieden mit den Westmächten zu erlangen, auch durch eine rigorose Korrektur der bisher antijüdischen Politik, scheiterten. Dem Verlangen Hitlers, ihn zu entlassen, widersetzte sich der Staatsführer. Am 23. August 1944 wurde Mihai A. zusammen mit Ion Antonescu und weiteren Ministern im Aufträge König Michaels I. verhaftet und der Sowjetunion ausgeliefert. Nach Rücküberstellung an die kommunistischen rumänischen Behörden wurde er in dem Scheinprozeß gegen Ion Antonescu und seine Mitarbeiter (6.-17.05.1946) zum Tode verurteilt und am 1. Juni 1946 hingerichtet. - Die Beurteilung A.s schwankt zwischen den Extremen eines weitsichtigen europäischen Staatsmannes und eines Opportunisten und Verräters am Staatsführer und am Bündnis Rumäniens mit Deutschland.

Literatur

Bova-Scoppa, Renato: Colloqui con due dittatori. Roma 1949.
Mergl, Georg: Rumänien - Der Weg zur Kapitulation 1940-1944. In: Osteuropa 2 (1952) 379-385.

Verfasser

Andreas Hillgruber (GND: 118702815)


GND: 123439515

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/123439515

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Empfohlene Zitierweise: Andreas Hillgruber, Antonescu, Mihai A., in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 83-84 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=466, abgerufen am: (Abrufdatum)

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