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Apafi, Mihály (Michael), Fürst von Siebenbürgen 1661-1690, * 3.11.1632, † Fogarasch 15.04.1690, aus der Sippe Becse-Gergely der Arpadenzeit, Enkel von Georg A., Ratgeber der Fürsten Gabriel Bethlen und Georg I. Rákóczi.
Leben
A. hatte am unglücklichen Feldzug Georgs II. Rákóczi nach Polen teilgenommen und befand sich vier Jahre in tatarischer Gefangenschaft, aus der er nur nach Bezahlung eines Lösegeldes freikam. Nach der Absetzung Rákóczis ließ die türkische Schutzmacht Ákos Barcsay als Fürst einsetzen (1658-1660). Ihm gegenüber wählten die Siebenbürger den sich der Unterstützung König Leopolds I. erfreuenden János Kemény zum Fürsten (1661-1662). Die Türken erkannten den bei Groß-Alisch (Nagyszőllős) geschlagenen und gefallenen Kemény nicht an, und Kutschuk Pascha zwang an Stelle des verstorbenen Barcsay den auf seiner Besitzung in Ebesfalva bei Elisabethstadt lebenden, sich vor den öffentlichen Angelegenheiten scheuenden, die Wissenschaften pflegenden A., die Regierung zu übernehmen. Bei der Thronbesteigung A.s war von einem starken, eine selbständige Außenpolitik verfolgenden siebenbürgischen Staat keine Spur mehr vorhanden. Aus Vergeltung für den polnischen Feldzug wurde das Land von türkisch-tatarischen Heeren verwüstet (1658-1662). Ein Zehntel der Bevölkerung kam dabei um, mit vielen anderen Ortschaften wurde Karlsburg, der Sitz des Fürsten, zerstört und mehrere Burgen, darunter Großwardein, gerieten in türkische Hand (1660). Ein Drittel des Staatsgebietes war verloren gegangen, und es begann die bis zum Tode von A. andauernde Agonie des selbständigen Siebenbürgens. Der neue Fürst, der letzte wirkliche Herrscher im Fürstentum, hätte im Kampf auf Leben und Tod zwischen dem Osmanischen und dem Habsburgerreich sowie in den Streitigkeiten zwischen den Ungarn in Ungarn und Siebenbürgen einen Ausweg finden müssen, er war jedoch ein friedfertiger Mensch, mit gutem Willen zwar, aber ohne Energie und bar jedes politischen Talentes. Die Hinrichtung Dénes Bánffys und der Aufstand Pál Béldis zeigen auf eine charakteristische Weise, wie verworren die innenpolitische Situation im Lande in diesen Jahrzehnten war.
Größere Erfolge verzeichnete A. auf dem Gebiet der Kultur. Er versetzte Gabriel Bethlens Karlsburger „Academium Collegium“ nach Straßbug (Nagyenyed) und ließ ein Gebäude dafür errichten. Er selbst war ein gelehrter Numismatiker und Theologe, übersetzte und edierte Wendelins „Die göttliche christliche Wissenschaft“ und wachte über die Bewahrung des Konfessionsfriedens.
An dem 1663 zwischen dem ungarischen König und den Türken entstandenen Krieg mußte auch A. teilnehmen, weil die Türken irrtümlich damit rechneten, die Person des siebenbürgischen Fürsten würde auch in den unzufriedenen Ungarn eine allgemeine Begeisterung hervorrufen. Siebenbürgen stellte aber für den Schutz der ungarischen Verfassung damals keine Kraft mehr dar. Die aus Ungarn in die zu Siebenbürgen gehörenden ostungarischen Partes geflüchteten Ungarn, zu denen auch A.s allmächtiger Kanzler, Mihály Teleki, gehörte, täuschten sich gleichfalls. Die Türken verboten im folgenden A., die Politik dieser Parteigänger zu verfolgen, weil sie gegenüber dem ungarischen König in der Person Imre Thökölys einen neuen ost- und nordungarischen Fürsten unterstützten. Bei der Belagerung Wiens im Jahre 1683 zog auch A. mit dem siebenbürgischen Heere zur Unterstützung der Türken mit ins Feld, doch er verteidigte nur die Raaber Brücke. Der ungarische König hätte gerne A. von der türkischen Seite zu sich herübergezogen. Der Fürst sollte ihm 15 000 Mann gegen die Türken zur Verfügung stellen, worauf er und sein Sohn sich den Fürstenthron hätten behalten dürfen. A. glaubte aber vor der Rückeroberung Ofens nicht, daß die Türken zurückgedrängt werden könnten. Allein Mihály Teleki erkannte die wirkliche Lage und schloß mit dem Gesandten des Königs eine Vereinbarung zur Förderung der christlichen Interessen. Die Rückeroberung Ofens 1686 besiegelte endgültig den Fall Siebenbürgens. Die Liquidation der türkischen Herrschaft in Ungarn nahm lawinenartig ihren Anfang; Karl von Lothringen besetzte Siebenbürgen. Der Fürst begann Verhandlungen mit dem Wiener Hof, aber weder mit dem „tractatus Hallerianus“ (1686), noch dem Vertrag von Blasendorf (1687) waren die Vertragspartner zufrieden. Daraufhin rückte der kaiserliche General Caraffa nach Siebenbürgen ein, und die Stände erklärten in der auf seine Vermittlung hin zustande gekommenen Erklärung von Fogarasch, „Siebenbürgen kehrt zu Ungarn zurück,... es nimmt den Schutz Leopolds und seiner Nachfolger als ewiger Könige Ungarns an und verzichtet auf die türkische Schutzherrschaft“. A. bat Leopold um die Bestätigung der Rechte und Privilegien des Landes sowie der Religionsfreiheit. Die Siebenbürger erhielten darauf nur eine unbestimmte Antwort.
1688 starb die Fürstin Anna Bornemisza, die dem Fürsten in seinem ganzen Leben eine feste Stütze war. Nach zwei weiteren Jahren verschied auch A. Es bestand kein Zweifel darüber, daß das Land unter dem ungarischen König, aber mit Ungarn nicht geeint, unter die Verwaltung Wiens gekommen war, nur die Formen seiner Verwaltung standen noch offen.
Literatur
Szilágyi, Sándor: Páter Dunod küldetése Erdélybe. In: Rajzok és tanulmányok. Bd 2. Budapest 1875.
Thallóczy, Lajos: Apafi Mihály udvara. In: Századok 12 (1878) 413-431, 510-532.
Jakab, Elek: Sándor Pál kapitiha és az erdélyi fejedelemség utolsó évei. In: Történelmi Tár 1880.
Szádeczky, Béla: Erdély visszacsatolásának története a bécsi hadjárattól a gubernium kezdetéig. In: Erdélyi Muzeum 18 (1901).
Halmay, Imre: Apafi Mihály erdélyi fejedelemsége. Szeged 1934.
Tolnai, Gábor: „Szegény, együgyű fejedelem.“ In: Nyugat 33 (1940) 169-176.
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