Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Ludwig II.
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Wikidata: Q157092

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Ludwig II.

Ludwig II. (Lajos), König von Ungarn und Böhmen 1516-1526, * Ofen 01.07.1506, † Mohäcs 29.08.1526, einziger Sohn Wladislaws II. Jagiello und der Anne de Foix, Gräfin von Candale, einer Verwandten des französischen Königshauses.

Leben

L. wurde noch zu Lebzeiten seines Vaters zum ungarischen (4.06.1508) und böhmischen König (11.03.1509) gekrönt. Wladislaw II. hatte dies freilich nur gegen Zugeständnisse von den Ständen erreichen können und dadurch noch mehr von der bereits sehr reduzierten königlichen Macht an jene verloren. Dieses Vorgehen schien ihm jedoch zur Sicherung der Erbfolge der in diesen Ländern erst mit ihm installierten Jagiellonen notwendig. Nach den seit 1506 laufenden Vorbereitungen vereinbarten Wladislaw II. und Maximilian I. anläßlich des Wiener Kongresses am 22. Juli 1515 die Eheschließung L.s mit Maximilians  Enkelin, Erzherzogin Maria (* 1505). Gleichzeitig wurde L. durch Kaiser Maximilian adoptiert, der per procurationem für denjenigen seiner beiden Enkel, der einst die österreichischen Erbländer regieren würde, L.s einzige Schwester Anna (* 1503) heiratete. Vollzogen wurden die Ehen wegen der Jugend der Partner allerdings erst später: diejenige L.s mit Maria in Ofen am 13. Januar 1522, diejenige Ferdinands mit Anna in Linz am 26. Mai 1521. Diese politische Doppelhochzeit sollte die erbrechtlichen und vertraglichen Ansprüche der Habsburger auf die beiden Kronen festigen. L. folgte seinem Vater am 13. März 1516 unangefochten als König. Wladislaw II. hatte Kaiser Maximilian I. und seinen Bruder, König Sigismund von Polen, zu Vormunden seines Sohnes bestimmt, doch die Regierung lag vorerst faktisch bei L.s drei Erziehern, dem Erzbischof von Gran, Tamás Bakócz, dem Vetter L.s, Markgraf Georg von Brandenburg, und dem Burggrafen von Ofen, János Bornemisza. Um das Palatinalamt entfachte sich nach dem Tode des Palatins Imre Perényi (05.02.1519) ein verbissener Machtkampf zwischen der Hofpartei (unter István Báthory) und der Partei des Mittel- und Kleinadels (unter István Szapolyai, später auch István Werbőczy). Zu einer kurzfristigen Einigung zwischen den beiden Gruppen kam es nur 1519, als sich die Herren mit Bezug auf die Adoption L.s durch Maximilian I. und dessen Versprechungen um die Nachfolge L.s im Reich bemühten. Partikularinteressen und Intrigen bestimmten die schwankende, inkonsequente Politik des königlichen Hofes, wo nach 1521 der Königin eine weitaus wichtigere Rolle als dem König zukam. Mehr aber als der kindliche und schwache König trieb der Zwiespalt im ungarischen Adel das Land in den Untergang. Schon 1521 wurde dem Aufgebot des Königs gegen die Türken keine Folge geleistet, was zur Einnahme von Szabács (Sabac) und Belgrad durch Süleyman I. führte. 1526 begannen die Ungarn trotz Warnungen nicht rechtzeitig zu rüsten, folgten nur zögernd und nur in geringer Zahl dem König ins Feldlager, blieben hier bis zum letzten Augenblick uneins und trieben L. in völliger Fehleinschätzung der Lage zur Schlacht bei Mohács, die am 29. August 1526 mit der totalen Niederlage der Ungarn endete. L. ertrank auf der Flucht im Bach Csele. Sein Schwager Ferdinand wurde bereits im Oktober 1526 zum König von Böhmen gewählt, während um die ungarische Krone der jahrelange Streit zwischen diesem und Szapolyai begann. In schriftlichen und bildlichen Quellen wird L. als schöner und kräftiger Jüngling geschildert, von großer Sanftmut und Freigebigkeit. Gewohnt, von den Herren bevormundet zu werden, zeigte er jedoch keine eigene politische Initiative und war ohne Entschlußkraft.

Literatur

Ortvay, Tivadar: Mária, II. Lajos magyar király neje (1505-1558). Budapest 1914.
Fógel, József: II. Lajos udvartartása 1516-1526. Budapest 1917.
Székely, György: A török hódítók elleni védelem ügye a Dózsa-parasztháborútól Mohácsig. In: Századok 86 (1952) 118-148.
Tárnoky, Ilona: Ungarn vor Mohács. In: Südost-Forsch. 20 (1961) 90-129.
Hermann, Zsuzsanna: Az 1515. évi Habsburg-Jagelló szerződés. Adalék a Habsburgok magyarországi uralmának előtörténetéhez. Budapest 1961.
Bende, Lajos: A mohácsi csata. In: Hadtört. Közl. 13 (1966) 532-567.
Elekes, Lajos: Osztályharc és rendi ellentétek a Mohács előtti Magyarországon. In: A Magy. Tud. Akad. Filoz. Tört.-tud. Oszt. Közl. 15 (1966) 165-185.
Heiß, Gernot: Politik und Ratgeber der Königin Maria von Ungarn in den Jahren 1521-1531. In: Mitt. Inst. österr. Gesch.-Forsch. 82 (1974) 119-180.

Verfasser

Gernot Heiß (GND: 121993493)

GND: 119392895

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd119392895.html


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Empfohlene Zitierweise: Gernot Heiß, Ludwig II., in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 54-56 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1267, abgerufen am: (Abrufdatum)

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