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Makariie (Sokolović), serbischer Patriarch 1557-1571, * Anfang des 16. Jh.s, † Herbst 1574.
Leben
Über M.s Leben vor seiner Erhebung zum Patriarchen ist wenig bekannt. Wahrscheinlich war er schon Bischof gewesen. Davor aber soll er als Mönch im serbischen Kloster Hilandar auf dem Athos gelebt und dort bereits gewisse Privilegien (Reitpferd, Topuz, besondere Kopfbedeckung) genossen haben. M. gehörte zur Familie der Sokolovići (Sokollu), deren bekanntester Vertreter der Großwesir Mehmed Pascha war. M. war Bruder oder Vetter des Wesirs, dem er wohl auch seine Erhebung auf den Patriarchenthron verdankte. Daß diese Familie eine besondere Rolle spielte, zeigt sich auch darin, daß aus ihr mehrere Paschas hervorgingen und daß nach M. noch drei Sokolovići Patriarchen von Peć wurden (1571 - 1575 Antonije, zwischen 1575 und 1587 Gerasim und Savatije). 1459 hatte mit dem Fall des Despotats auch das Patriarchat zu bestehen aufgehört; 1557 wurde es wiedererrichtet. Dies scheint in diesem Augenblick weniger das Ergebnis einer gezielten serbischen Initiative gewesen zu sein, als ein politischer Schritt, von dem der Wesir überzeugt war, daß er sich in der gegebenen Situation für die Hohe Pforte günstig auswirken würde. M. wurde das erste Oberhaupt des wiedererrichteten Patriarchats. Durch die Eroberung der Städte Ofen (1541) und Temeschwar (1552) durch die Türken und die folgenden territorialen Angliederungen an das Osmanische Reich war es gekommen, daß über alle Gebiete, in denen Serben wohnten, der Sultan herrschte. In entsprechender Waise umschrieben die Grenzen des Patriarchats diese Gebiete. Sie reichten von den Landstrichen nördlich von Ofen bis nach Štip und Radovište im Süden und von der westlichen dalmatinischen Küste bis nach Sofia im Osten, wobei auch das Rilakloster und die Stadt Samokov zur Jurisdiktion des serbischen Patriarchen gehörten. Im Rahmen der pastoralen und administrativen Organisation seiner Kirche schuf M. neue Diözesen. So wurden im Norden die Städte Ofen, Arad, Jenopol (Ineu), Pécs (Fünfkirchen), Szegedin, Vršac (Werschetz), Lipova und das Kloster Orahovica, im Süden Vranje, Tetovo und Samokov zu Bischofssitzen. Insgesamt hatte das Patriarchat 40 Diözesen. M.s Titel lautete „Erzbischof von Peć und Patriarch aller serbischen, an der Küste gelegenen und übrigen Länder“. Manchmal erscheint auch schon bei ihm der bei seinen Nachfolgern übliche Zusatz „und der Bulgaren“. Mit der Schaffung des Patriarchats waren die Serben zum ersten Mal in ihrer Geschichte geeint und erhielten in M. ein gemeinsames nationales Oberhaupt. Diese
Rolle wurde M. vom Sultan übertragen, indem er ihn, wie den Patriarchen von Konstantinopel für die Griechen, zum Ethnarchen (Milletbaşi) der Serben machte. Mit diesem Titel waren v. a. folgende Rechte verbunden: Volksversammlungen (narodni sabori) einzuberufen, auf denen kirchliche und weltliche Angelegenheiten beraten wurden; nach vorheriger Approbation durch den Sultan Metropoliten und Bischöfe einzusetzen; die Organisation und Disziplin betreffende Fragen unter dem Pfarrklerus zu regeln; freie Verfügung über Kirchenbesitz; dem Volk sowie den Priestern und Mönchen Steuern abzuverlangen (eine Notwendigkeit, die sich daraus ergab, daß der Patriarch jährlich 100.000 Aktschen an die Hohe Pforte bezahlen mußte); das ins caducitatis; die Gerichtsbarkeit in Eheangelegenheiten und in verschiedenen anderen Bereichen des bürgerlichen Rechts. Die Rechtsprechung erfolgte, wie im mittelalterlichen serbischen Staat, nach dem Gesetzbuch des Kaisers Dušan. So übte der Patriarch neben seinen Aufgaben als geistliches Oberhaupt auch solche aus, die gewöhnlich einem weltlichen Herrscher obliegen. Die Pforte betrachtete ihn als einzigen offiziellen Vertreter des serbischen Volkes. Das kulturelle Leben erfuhr, von M. gefördert, neuen Aufschwung. In Peć ließ M. den drei Kirchen seines Amtssitzes einen gemeinsamen großen Narthex vorbauen und mit Fresken ausstatten. Auch der Narthex von Gračanica wurde in dieser Zeit mit Fresken geschmückt. Die ganze Gruppe der Ovčar-Kablar Klöster wurde wahrscheinlich unter M. erbaut. Die klösterlichen Schreibschulen konnten ihre Arbeit intensivieren. An gedruckten Büchern kennen wir aus M.s Amtszeit: ein Fasten-Triodion, Venedig 1561, ein Tetraeuangelion, Mrkšina crkva 1562; zwei Pentekostaria, Skutari 1563 und Mrkšina crkva 1566; ein Euchologion, Venedig 1570; ein Hieratikon, Venedig um 1570.
Literatur
Milaš, Nikodim: Pravoslavna Dalmacija. Novi Sad 1901.
Stojanović, Ljubomir: Stari srpski zapisi i natpisi. Bd 1. Beograd 1902.
Slijepčević, Djoko: Istorija srpske pravoslavne crkve. Bd 1. München 1962, 324-342.
Mirković, Mirko: Pravni položaj i karakter srpske crkve pod turskom vlašću (1459-1766). Beograd 1965.
Kašić, Dušan: Srpska crkva pod Turcima. In: Srpska pravoslavna crkva 1219-1969. Spomenica o 750-godišnjici autokefalnosti. Beograd 1969, 139-162.
Samardžić, Radovan: Mehmed Sokolović. Beograd 1971, 107-109.
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