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Metochites, Theodoros, byzantinischer Staatsmann und Polyhistor, * Konstantinopel 1269/1270, † ebd. 13.03.1332.
Leben
M. folgte seinem Vater, dem Unionstheologen Georgios M., 1283 in die Verbannung nach Kleinasien, wo er sich literarischen, philosophischen und theologischen Studien widmete. 1290 kehrte er in die Hauptstadt zurück und machte sich durch seine umfassende Bildung als Rhetor am Hofe des Kaisers Andronikos II. einen Namen. Bald wurde er mit wichtigen diplomatischen Aufgaben betraut: 1295 vermittelte er in Armenien die Heirat zwischen Rita-Maria (Xene), der Schwester des armenischen Königs Thoros III. (1293-1295), und dem Mitkaiser Michael IX., und in fünf Reisen nach Serbien (die erste davon literarisch verewigt in M.’ „Presbeutikos“) 1298-1299 verwirklichte er die politische Verheiratung der fünfjährigen Kaisertochter Simonis mit dem Serbenkönig Stefan Uroš II. Milutin. 1303-1305 weilte er dann als Berater und Überwacher der Kaiserin Irene von Montferrat in Saloniki. Der Erfolg seiner Missionen spiegelte sich in seiner Karriere: Kurz nach 1290 zum Logothetes ton agelon (verantwortlich für die Pferde- und Maultierherden des Heeres) ernannt, wurde er um 1295/96 zum Logothetes ton oikeiakon (verantwortlich für die kaiserlichen Domänen), 1305 zum Logothetes tu geniku (Finanzminister) und 1321 zum Großlogotheten befördert, was er bis zu seinem Sturz Ende 1328 blieb. Schon zwischen 1313 und 1316 hatte er das Amt des Mesazon (Ministerpräsident) übernommen. Der Konflikt zwischen Andronikos II., dem gegenüber er stets ein loyaler Diener blieb, und dessen Enkel Andronikos III. kostete ihn 1328, nach dem Sturz des ersteren, Amt, Würden und Vermögen; er selbst wurde nach Didymoteichos verbannt. 1330 kehrte er als Mönch Theoleptos schwerkrank nach Konstantinopel ins Chora-Kloster zurück, dessen Kirche er selbst 1315-1321 hatte restaurieren lassen. Fortan widmete sich M., einer der gebildetsten Männer seiner Zeit, nur noch seinen literarischen und wissenschaftlichen (besonders astronomischen) Studien. Reich war sein literarischer Nachlaß: Kommentare und Paraphrasen zu naturwissenschaftlichen und astronomischen Werken, Rhetorisches, Briefe, Gedichte, der Gesandtschaftsbericht und als Hauptwerk die „Miscellanea philosophica et historica“, eine Sammlung voll gelehrter Aufsätze und Notizen (hrsg. von Chr. G. Müller und Th. Kießling, Leipzig 1821).
Literatur
Krumbacher: S. 550-554.
Beck, Hans-Georg: Theodoros Metochites. Die Krise des byzantinischen Weltbildes im 14. Jh. München 1952.
Hunger, Herbert: Theodoros Metochites als Vorläufer des Humanismus in Byzanz. In: Byzant. Z. 45 (1952) 4-19.
Ders.: Von Wissenschaft und Kunst der frühen Palaiologenzeit. In: Jb. Österr. Byzant. Ges. 8 (1959) 123-155.
Verpeaux, Jean: Le cursus honorum de Théodore Métochite. In: Rev. Ét. byzant. 18 (1960) 195-198.
Ševčenko, Ihor: Études sur la polémique entre Théodore Métochite et Nicéphore Choumnos. Bruxelles 1962.
Gigante, Marcello: Per l’interpretazione di Teodoro Metochites quale umanista bizantino. In: Riv. stud. bizant. e neoell. 4 (1967) 11-25.
Ders.: Il ciclo delle poesie inedite di Teodoro Metochites a se stesso o sull’instabilità délia vita. In: Byzant. Forsch. 2 (1967) 204-224 (= Polychordia. Festschrift Franz Dölger. Bd 2).
Ševčenko, Ihor: Théodore Metochites, Chora et les courants intellectuels de l’époque. In: Art et société à Byzance sous les Paléologues. Venise 1971, 13-39.
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