Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Michael der Tapfere
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Michael der Tapfere

 Michael der Tapfere (Mihai Viteazul), Fürst der Walachei September 1593 - August 1601, der Moldau Mai - September 1600 sowie Siebenbürgens November 1599 - September 1600, * 1558, † (ermordet) Thorenburg (Torda) 19.08.1601, natürlicher Sohn des vorzeitig verstorbenen Fürsten der Walachei Pătraşcu cel Bun (1554 - 16.12.1557) sowie der offenbar griechischstämmigen Theodora († 1606) niedriger Flerkunft (Schankwirtstochter), die später als Nonne den Namen Teofana annahm.

Leben

 Wirft schon M.s Herkunft so manche Unklarheit auf, so ist über die Jugendzeit überhaupt nichts Zuverlässiges bekannt. Erst 1582 finden wir ihn als Ban von Craiova. Um 1583 vermählte er sich mit Stanca, der Witwe eines vermögenden Bojaren. (Aus der Ehe entstammten die Kinder Nicolae Pătraşcu und Florica). Dank wohlwollender Fürsprecher am Sultanshof (zu denen der angeblich mit M. verwandte Andronikos Kantakuzenos zählte) sowie mit Hilfe der üblichen Zahlungen erlangte er im September 1593 Amt und Würde des Hospodaren der Walachei. M.s Stärke und Aktivität zeigte sich von Anfang an auf militärischem sowie auf außenpolitischem Gebiet, deutlich sichtbar in der führenden Rolle, die ihm schon bald in dem „langen“ Krieg (1593-1606) zwischen der Pforte und den christlichen Mächten zufallen sollte. Nach dem Abschluß von Bündnisverträgen mit Siebenbürgen (und damit indirekt mit Habsburg) und mit der Moldau eröffnete M. überfallartig im November 1594 den Kampf gegen die im Lande stehenden türkischen Steuereintreiber und Soldaten, den er am 23. August 1595 bei Călugăreni mit einem glanzvollen Sieg über das unter dem Großwesir Sinan Pascha heranrückende Heer krönte. Am 29. Oktober 1595 wurden mit Hilfe siebenbürgischer und moldauischer Truppen die Türken - nach deren Niederlage bei Giurgiu - aus der Walachei vertrieben. Nach weiteren Kämpfen erreichte M. rechtzeitig - weil sich nach dem türkischen Sieg bei Mezőkeresztes über die Kaiserlichen (26.10. 1596) eine Bedrohung der Walachei vom Norden her abzeichnete - eine Einstellung der Feindseligkeiten unter günstigen Bedingungen. Die somit gewonnene Ruhe erlaubte es dem „Weiwoda de Walachia“, seine eigene Position auszubauen. Am 9. Juni 1598 unterstellte er sich im Vertrag von Tîrgoviște gegen weitreichende Zugeständnisse der Oberhoheit Rudolfs II. und wurde dessen offizieller Verbündeter. Damit war ihm auch der Weg geebnet, in die unstabilen siebenbürgischen Herrschaftsverhältnisse einzugreifen. Weil M. ein für ihn bedrohliches Zusammenspiel zwischen dem wankelmütigen siebenbürgischen Fürsten Sigismund Báthory und den Türken befürchtete, holte er zunächst (September - November 1598) zu einem neuen erfolgreichen Schlag über die Donau hinweg aus. Im   Oktober 1599 marschierte er dann überraschend in Siebenbürgen ein und besiegte den eigenmächtig von Sigismund als Nachfolger eingesetzten Andreas Báthory (Schlacht von Schellenberg [Şelimbăr] am 28.10.). Die Besetzung des Fürstentums, das schon im Frühjahr durch Sigismund den Habsburgern übertragen worden war, erfolgte im Sinne Rudolfs II. Der Kaiser sicherte sich diese Rechte, indem er M. als seinen Statthalter anerkannte. Im Mai des folgenden Jahres 1600 fiel M. in die Moldau ein, besiegte und vertrieb Ieremia Movilă und brachte das Land für wenige Monate unter seine Herrschaft. Im Sommer 1600 ließ er sich in Alba Iulia zum Herrscher der drei Fürstentümer ausrufen und nahm den Titel „Fürst der Walachei, Transsylvanien und der ganzen Moldau“ an. Im September 1600 wurde Ieremia Movilă jedoch von polnischen Truppen auf den moldauischen Thron zurückgebracht. Dieser Rückschlag bedeutete eine jähe Wendung in M.s bisher triumphaler Laufbahn. Das wachsende Mißtrauen des Kaisers gegen den „Emporkömmling“, der einer engeren Angliederung Siebenbürgens an Österreich im Wege stand, traf sich mit der Gegnerschaft des magyarischen Adels gegen den „Walachen“. Der kaiserliche General Georg Basta bereitete M. am 18. September 1600 bei Mirislău (Miriszló) eine Niederlage. M. zog sich in die Walachei zurück, wo ihn eingedrungene Polen schlugen und Simion Movilă zum Fürsten einsetzten. Daß M. nochmals die Gunst des Kaisers gewann und zusammen mit Basta gegen den erneut aufgetretenen Sigismund Báthory ins Feld geschickt wurde (Schlacht bei Goroslau [Goroszló] 03.08.1601), konnte das Verhängnis nur aufschieben. Basta ließ ihn aus persönlicher Feindschaft heraus unter Vorgabe falscher Anschuldigungen im Feldlager ermorden. Auch wenn man die ihm von mancher Seite zugeschriebene „abenteuerliche Herrschsucht und Eroberungslust“ nicht als völlig unbegründet abtun kann, so steht doch zu Recht das Bild M.s als „größter Kriegsheld des rumänischen Volkes“ im Vordergrund, der die ehrende Bezeichnung „der Tapfere“ verdient hat. In der rumänischen Geschichte wird er überdies hoch gefeiert als der erste „Einiger der rumänischen Länder“.

Literatur

Panaitescu, Petre P.: Mihai Viteazul. Bucureşti 1936.
Lupas, I[oan]: Michael der Tapfere 1593-1601. Seine Herrschaft in Siebenbürgen und ihre Folgen. In: Ders.: Zur Geschichte der Rumänen. Sibiu 1943, 267-310.
Göllner, C[arl]: Michael der Tapfere im Lichte des Abendlandes. Sibiu 1943.
Bălcescu, Nicolae: Istoria Românilor sub Mihai-Vodă Viteazul. In: Ders.: Opere. Bd 2. Bucureşti 1953.
Randa, Alexander: Pro Republica Christiana. Die Walachei im „langen“ Türkenkrieg der katholischen Universalmächte (1593-1606). München 1964.
Iorga, Nicolae: Istoria lui Mihai Viteazul. Bucureşti 1968(2).
Atanasiu, Victor: Mihai Viteazul. Bucureşti 1972.
Olteana, Şt.: Les pays roumains à l’époque de Michel le Brave (L’Union de 1600). Bucureşti 1975.
Mihai Viteazul. Culegere de studii. Bucureşti 1975.
Documenta Romaniae Historica. B. Ţara Româneascâ. Bd 11. Domnia lui Mihai Viteazul (1593-1600). Bucureşti 1975.
Sîrbu, Ion: Istoria lui Mihai Vodă Viteazul domnul Ţării Româneşti. Timişoara 1976.

Verfasser

Ekkehard Völkl (GND: 124490999)


GND: 118852892

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Empfohlene Zitierweise: Ekkehard Völkl, Michael der Tapfere, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 188- [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1354, abgerufen am: (Abrufdatum)

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