Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Mille, Constantin

 Mille, Constantin, rumänischer Publizist und Rechtsanwalt, * Jassy 01.01.1862, † Bukarest 14.02.1927, Sohn des Costache Milea und der Maria Tăutu, aus verarmtem moldauischen Kleinbojarenadel.

Leben

Bereits auf dem Gymnasium in Jassy trat M. in Verbindung mit dem von der russischen Narodnikibewegung der siebziger Jahre beeinflußten Sozialistenkreis um Nicolae Russel (Nikolaj Konstantinovič Sudzilovskij) und Ioan Nădejde (1879). Unter Nădejde wurde M. ab 1881 auch Mitarbeiter der Zeitschrift „Contemporanul“ (Der Zeitgenosse). Die zwangsweise Auflösung der Gruppe führte für M. 1881 zum Ausschluß von der Universität. Er setzte seine juristischen Studien in Brüssel und Paris fort und gab dort 1883 die anarchistisch-irredentistische Zeitschrift „Dacia Viitoare“ (Das zukünftige Dakien) heraus. Nach Erwerb des Doktorgrades ließ sich M. als Rechtsanwalt in Bukarest nieder und begann mit der Reorganisation des dortigen Zirkels, der neben Intellektuellen ab 1888 einige Arbeiter einschloß. In diesen Jahren löste sich M. allmählich vom Anarchismus französisch-russischer Prägung. M. vertrat die rumänischen Sozialistengruppen auf den Kongressen der Internationalen von Brüssel (1891) und Zürich (1893, mit Constantin Dobrogeanu-Gherea), um das Problem der Landarbeiteragitation zu klären. M. war aktiv an der Gründung der sozialdemokratischen Partei Rumäniens (1893) beteiligt, geriet aber mit Nădejde über Fragen der Taktik in Konflikt, der zu M.s Parteiaustritt führte, als er 1895 die radikaldemokratische Tageszeitung „Adevěrul“ (Die Wahrheit) übernahm. Er betätigte sich von nun an als unabhängiger Publizist und kritisierte die Politik der beiden „historischen Parteien“, oft unter Einsatz der eigenen Stellung. 1901 wurde er hauptsächlich von den Bauern zum Abgeordneten des Bezirkes Teleorman gewählt. In der Zeit der Selbstbehauptung der neuen sozialdemokratischen Bewegung (1907 bis 1912) wurde M. zum Verbündeten der Sozialisten; er verteidigte ihre Führer bis 1919 wiederholt vor Gericht. Für die Redaktion seiner Blätter „Adevěrul“, „Dimineaţa“ (Der Morgen), „Munca“ (Die Arbeit), „Drepturile omului“ (Die Menschenrechte) und „Desrobirea“ (Nationale Befreiung) zog er einen Stamm begabter Journalisten heran (Benno Brănişteanu, Nicolae D. Cocea, Panait Istrati). M. trug wesentlich zur Entwicklung eines technisch modernen Pressewesens und zur Bildung einer kritischen öffentlichen Meinung in einer halbagrarischen Gesellschaft bei. Seine Schriften wurden in Auswahl von Virgiliu Ene herausgegeben (Scrieri alese, 1961).

Literatur

Atanasiu, I. C.: Pagini din istoria contimporană a României, 1881-1916. Bd 1: Mişcarea socialistă 1881-1900. Bucureşti 1932.
Petrescu, Constantin-Titel: Socialismul în România. Bucureşti 1945.
Haupt, Gheorghe: Din istoricul luptei pentru trecerea cercurilor socialiste din Romînia pe poziţii marxiste (1881-1884). In: Studii 8 (1955) 3, 7-29.
Bratu, Savin u. Zoe Dumitrescu: Contemporanul şi vremea lui. Bucureşti 1959.
Presa muncitorească şi socialistă din România. Bd 1/1-2. 1865-1900. Hrsg. Ion Popescu-Puţuri, Nicolae Goldberger, Ion Felea. Bucureşti 1964/65.
Avramescu, Tiberiu: Constantin Mille. Tinereţea unui socialist. Bucureşti 1973 (mit Bibliographie).

Verfasser

Jochen Schmidt

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Empfohlene Zitierweise: Jochen Schmidt, Mille, Constantin, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 213-214 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1370, abgerufen am: (Abrufdatum)

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