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Milovanović, Milovan, serbischer Politiker und Diplomat, * Belgrad 17.02.1863, † ebd. 18.06.1912.
Leben
M. studierte Jura in Paris, wo er 1888 aufgrund seiner in der Fachwelt mit Anerkennung aufgenommenen Dissertation „Les Traités de garantie au XIXe siècle“ zum Dr. jur. promovierte. Noch im selben Jahr wurde er Professor für Staats- und Völkerrecht an der Belgrader Akademie (Velika škola). Um nach der Niederlage im serbisch-bulgarischen Krieg (1885/86) die Dynastie zu retten und das Land aus der Krise zu befreien, entschloß sich König Milan Obrenović, eine neue, demokratischere Verfassung ausarbeiten zu lassen. M. wurde 1888 als Rechtsexperte Sekretär des Verfassungsausschusses und nahm regen Anteil an der Redaktion der Verfassung, die am 3. Januar 1889 von der Großen VolksVersammlung (Velika skupština) angenommen wurde. Mit der entscheidenden Erweiterung der Rechte der Volksvertretung (Skupština) wurde damit in Serbien die parlamentarische Demokratie eingeführt. Wesentlichen Anteil hatte M. auch an der Ausarbeitung der mit der neuen Verfassung zusammenhängenden „organischen Gesetze“, insbesonders dem Gesetz über die Wahl der Skupština. 1891 wurde er Sektionschef im Außenministerium und trat der Radikalen Partei bei. Als ihr Rechts- und Verfassungsexperte wurde er bald in die Parteiführung aufgenommen. Er verteidigte 1891 die Ausweisung der Königin Natalie als einen nicht verfassungswidrigen Akt und vertrat im selben Jahr bei den Verhandlungen mit Österreich-Ungarn über die Verlängerung des Handelsabkommens jene Richtung, die Serbien von der nahezu vollständigen wirtschaftlichen Abhängigkeit von der Habsburgermonarchie loslösen wollte. Österreich-Ungarn hatte im serbischen Außenhandel mit Anteilen zwischen 80% und 90% eine monopolartige Stellung. Mit der Einsetzung des liberalen Kabinetts Jovan Avakumović wurde M. 1892 entlassen, kehrte aber, nachdem er 1893 als Abgeordneter der Radikalen Partei in die Skupština gewählt wurde, nach dem ersten Staatsstreich König Alexander Obrenović’ am 1. April 1893 auf seinen früheren Posten im Außenministerium zurück. Zum zweiten Mal wurde er entlassen, weil er 1894 den in die Affäre Čebinac verwickelten radikalen Anführer Aca Stanojević verteidigte. Kurz vor seinem zweiten, vor allem gegen die Radikale Partei gerichteten Staatsstreich, mit dem König Alexander die Verfassung von 1888 durch jene von 1869 ersetzte, wurde die angebliche Verschwörung gegen den König, deren Anführer Mihailo Čebinac gewesen sein soll, aufgedeckt. 1896-1897 war M. Justizminister im mehrheitlich radikalen Kabinett Djordje Simić. Als in der Folge das „persönliche Regime“ König Alexanders I. seinen Höhepunkt erreichte, trat M., der bis dahin immer um die Zusammenarbeit zwischen der Radikalen Partei und dem König bemüht war, scharf gegen dessen Politik auf und wurde 1899 in Abwesenheit zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Begnadigt und rehabilitiert ging er 1900 als Botschafter nach Bukarest, war dann 1901-1902 Wirtschaftsminister in den Kabinetten von Aleksa Jovanović und Mihailo Vujić und beteiligte sich an der Ausarbeitung der vom König 1901 oktroyierten Verfassung („Aprilski ustav“). 1903 wurde er Botschafter in Rom, wo er Italien für die Beteiligung an dem von Österreich- Ungarn und Rußland vorgeschlagenen Reformprojekt für Mazedonien zu gewinnen trachtete. 1907 vertrat er Serbien auf der zweiten Haager Friedenskonferenz. In der Folge war er dann von 1908 bis zu seinem Tode Außenminister und vom 8. Juli 1911 bis 1. Juli 1912 Ministerpräsident. M., der auch im Ausland ein angesehener Diplomat war, gelang es, während der Annexionskrise 1908 bei Aufrechterhaltung der serbischen nationalen Ansprüche einen Krieg mit Österreich-Ungarn zu vermeiden. Entscheidenden Anteil hatte er am Zustandekommen des serbisch-bulgarischen Bündnisses (13.03.1912), mit dem der Balkanpakt eingeleitet wurde, der noch im selben Jahr zum ersten Balkankrieg führte. M.s außenpolitisches Grundkonzept war auf eine Anlehnung Serbiens an das französisch-russische Bündnis und die Verständigung der Balkanstaaten untereinander ausgerichtet. M. schrieb eine Reihe von Beiträgen zum südslawischen Verfassungsrecht und zur Diplomatiegeschichte in den in Belgrad erscheinenden radikalen Zeitschriften „Delo“ (Das Werk) und „Odjek“ (Das Echo).
Literatur
Vučković, Vojislav J.: Milovan Dj. Milovanović na drugoj konferenciji mira u Hagu (1907). In: Jugoslovenska revija za medjunarodno pravo 5 (1958) 352-360.
Djordjević, Dimitrije: Pašić i Milovanović u pregovorima za Balkanski savez 1912 godine. In: Ist. Čas. 9/10 (1959) 467-486.
Ders.: Milovan Milovanović. Beograd 1962.
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