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Imrédy, Béla, ungarischer Politiker, * Budapest 29.12.1891, † ebd. 28.02.1946.
Leben
Nach Absolvierung seines juristischen Studiums wurde I. 1919-1921 im ungarischen Finanzministerium beschäftigt. Ab 1921 war er Sekretär des „Vereins der Sparkassen und Bankgesellschaften“ (Takarékpénztárak és Bankok Egyesülete = TÉBE), 1924 wurde er dessen Generalsekretär. Von 1926 an als stellvertretender Direktor, dann ab 1928 als Direktor der ungarischen Nationalbank, nahm er an verschiedenen wichtigen internationalen Wirtschaftskonferenzen teil. Vom 1. Oktober 1932 bis 6. Januar 1936 bekleidete I. das Amt des Finanzministers in der Regierung Gömbös und wurde Mitglied des Oberhauses. Nach seiner Demission ernannte ihn der Reichsverweser zum Präsidenten der Nationalbank. Am 9. März 1938 wurde I. als Wirtschaftsfachmann zum Minister ohne Portefeuille und am 14. Mai 1938 zum Ministerpräsidenten ernannt. Als solcher begleitete er Horthy im August 1938 bei seinem Besuch bei Hitler. In der Amtszeit von I. wurden durch den 1. Wiener Schiedsspruch (2.11.1938) Teile der Slowakei, ein mehrheitlich von Ungarn bewohnter Grenzstreifen, an Ungarn zurückgegliedert. Das erste Judengesetz (Gesetzartikel 15 vom Jahre 1938) und die Unterbreitung des Gesetzentwurfes für das zweite Judengesetz (23.12.1938) fielen gleichfalls in die Amtszeit I.s, desgleichen das Gesetz zur Beschränkung der Pressefreiheit (Gesetzartikel 18 vom Jahre 1938). Am 6. Januar 1939 rief er eine rechtsgerichtete Organisation ins Leben, die „Bewegung Ungarisches Leben“ (Magyar Élet Mozgalom). Nach dem 1. Wiener Schiedsspruch schloß sich seine Regierung dem Antikominternpakt an (13.1. 1939), was zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit der Sowjetunion führte. In seiner Innenpolitik strebte I. den Ausbau eines auf dem Autoritätsprinzip bestehenden Regierungssystems nach dem Muster von Mussolinis Italien an, und in der Außenpolitik richtete er seine früher auch die westlichen Demokratien (Großbritannien und Frankreich) berücksichtigende Politik völlig auf die nationalsozialistische deutsche Linie aus. Am 16. Februar 1939 wurde I. durch die bürgerliche und konservative Opposition mit der Begründung seiner „nicht rein arischen Abstammung“ zum Rücktritt gezwungen, er blieb jedoch weiterhin einer der Führer der Rechten. Im Oktober 1940 trat er aus der Regierungspartei aus und gründete die „Partei der Ungarischen Erneuerung“ (Magyar Megújulás Pártja), die mit der „Ungarischen Nationalsozialistischen Partei“ (Magyar Nemzetiszocialista Párt) ein Bündnis schloß. Vom März 1943 an datieren seine ersten Verbindungen zum deutschen Auswärtigen Amt, namentlich zu Edmund Veesenmeyer, dem er wertvolle Informationen über die ungarische Innenpolitik gab. Nach der Besetzung Ungarns durch die deutsche Wehrmacht (19.03.1944) sollte I. Ministerpräsident werden, aber es gelang den Deutschen nicht, Horthys Einwilligung zu gewinnen. Am 23. Mai 1944 wurde dann I. Wirtschaftsminister in der Regierung Sztójay, mit der Kompetenz über sämtliche Wirtschaftsinstitutionen des Landes, trat jedoch am 7. August 1944 von sämtlichen Regierungsposten zurück, um gegen die eigenmächtige Konfiszierung jüdischer Industriewerke durch die SS zu protestieren. Im Herbst 1944 nahm I. als Vertreter seiner Partei und Führer des „Kameradschaftsbundes der Ostfrontkämpfer“ (Keleti Arcvonal Bajtársi Szövetség = KABSZ) an der Arbeit des von den Pfeilkreuzlern geführten rechtsradikalen Parlamentes teil, verließ im Frühjahr 1945 Ungarn und versuchte am Ende des Krieges in der Schweiz politisches Asyl zu erhalten, was ihm jedoch abgeschlagen wurde. Nach den Bestimmungen der Allierten über die Kriegsverbrecher wurde I. im Herbst 1945 an die ungarische Regierung ausgeliefert und im Zuge eines Volksgerichtsverfahrens im Februar 1946 zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Literatur
Karsai, Elek: A budai Sándor-palotában történt, 1919-1941. Budapest 1963.
Sípos, Péter: Imrédy Béla és a Magyar Megújulás Pártja. Budapest 1970.
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