Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Illésházy, István

Illésházy (Illyésházy), István (Freiherr 1587), Palatin von Ungarn, * März 1541, † Wien 5.05.1609, aus einer kleinadeligen Familie von der Insel Schütt, die ihre Abstammung gleich den Esterházy aus dem mittelalterlichen Geschlecht Salamon herleitete.

Leben

Als junger Mann nahm I. an den Abwehrkriegen gegen die Türken teil, ab 1568 als Husarenkapitän. Mit zäher Ausdauer vermehrte er von Jahr zu Jahr die geerbten Familiengüter, und besonders durch seine beiden Ehefrauen (Gräfin Anna Erdödy und Katalin Krusith, géb. Pálffy) erwarb er ausgedehnte Domänen. Am Ende des 16. Jh.s war I. schon einer der reichsten Magnaten Ungarns. I. begann seine politische Laufbahn im Komitatsdienst. 1573 wurde er zum Vizegespan des Preßburger Komitates gewählt, 1577 war er bereits in der königlich-ungarischen Hofkammer in Preßburg. 1584 wurde I. Mitglied des königlichen Rats, 1582 ewiger Obergespan des Liptauer, 1594 auch des Trentschiner Komitates. 1587 erhielt er die Freiherrnwürde und wurde königlicher Oberhofmeister. Doch der Hof strengte mit falschen Beweisen einen Hochverratsprozeß gegen I. an, um seine Güter beschlagnahmen zu können und dadurch die drückende Finanzlast zu mindern. I. floh vor der Verhaftung nach Polen und schloß sich Anfang 1605 dem gegen Rudolf II. ausgebrochenen Bocskay- Aufstand an. Er wurde ein intimer Ratgeber von Fürst István Bocskay, blieb jedoch letztlich ein Anhänger der Versöhnung mit dem Herrscherhause. Als Führer der Friedensdelegation der Aufständischen zeigte er eine große Nachgiebigkeit gegenüber dem Hof, der inzwischen den Prozeß gegen ihn kassierte und seine Güter zurückgab. Er war auch gegen die Selbständigkeit des Fürstentums Siebenbürgen, damit die Kraft des ungarischen Königtums nicht geschwächt würde, und befürwortete gleichfalls einen Frieden mit den Türken. Nach dem Tode von Fürst Bocskay im Dezember 1606 wollte Kaiser Rudolf den von seinem Bevollmächtigten Erzherzog Matthias geschlossenen Wiener Frieden nicht anerkennen und wollte außerdem die Gegenreformation fortsetzen, aus welchem Grunde er den versprochenen ungarischen Reichstag nicht abhielt. In Ungarn drohte ein neuer Aufstand auszubrechen. Die Lage war um so kritischer, da die von Bocskay mit gemeinsamen Adelsrechten ausgestatteten und angesiedelten Heiducken durch die Feindschaft des Adels erbittert, zu den Waffen griffen und mit den Türken ein Bündnis schlossen. In dieser schweren Zeit trat nun I. als politischer Führer in den Vordergrund. Er gewann Erzherzog Matthias für seine Pläne, beruhigte die Türken und die Heiducken und brachte eine Konföderation zwischen den von der gegenreformatorischen Politik Rudolfs II. am meisten betroffenen österreichischen, mährischen und ungarischen Ständen zusammen, vor deren Kraft der Kaiser zurückweichen mußte. 1608 dankte Rudolf ab und übergab die österreichischen Provinzen, Mähren und Ungarn seinem Bruder Matthias, der auf dem Preßburger Reichstag im November 1608 zum König von Ungarn gewählt und gekrönt wurde. Einen Tag zuvor, am 18. November 1608, wurde I. zum Palatin ausgerufen. I. war ein hochgebilderter Humanist, der selbst Gedichte und als tiefreligiöser Lutheraner Gebete schrieb. Seine Tagebücher und Briefe - herausgegeben von Gábor Ka zinczy 1863 bzw. von Sándor Szilágyi 1878 in der Quellenpublikation „Történelmi Tár“ (Historisches Archiv) - bilden eine wertvolle Quelle zur Geschichte der 1590er Jahre. In der Politik war er ein Schüler des Justus Lipsius und suchte gegen jedweden Krieg die Möglichkeit des friedlichen Nebeneinanderlebens.

Literatur

Podhradszky, József: Illésházy István nádor élete. In: Uj Magyar Muzeum 7 (1856) 299-321, 370-390.
Aszalay, József: A két Illésházy István. In: Ders.: Szellemi röppentyűk, történeti és humorisztikai színezettel. Pest 1859, 233-239.
Károlyi, Árpád: Illésházy István hűtlenségi pöre. Budapest 1883.
Segesváry, Viktor: Illésházy István három könyörgése. In: Református egyház 6 (15.04.1954) 13-15.

Verfasser

Kálmán Benda (GND: 119265907)


GND: 119195704

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Empfohlene Zitierweise: Kálmán Benda, Illésházy, István, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 220-222 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1003, abgerufen am: (Abrufdatum)

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