|
|
|
Ionescu, Dumitru (Take), rumänischer Staatsmann, * Ploieşti 25.10. 1858, † Rom 4.07.1922.
Leben
Nach der Gymnasialzeit zu Sf. Sava in Bukarest erwarb I. das Lizenziat der Rechtswissenschaft an der hiesigen Universität und promovierte 1881 an der Sorbonne zum Doktor der Rechtswissenschaften. Er tat sich dann als Journalist im liberalen Parteiblatt „Românul“ unter der Führung Constantin A. Rosettis besonders hervor und wurde 1884 in die Abgeordnetenkammer berufen. Später trat er zur „Konservativen Partei“ über und wurde Mitarbeiter der Zeitschriften „La liberte roumaine“ (1889) und „Timpul“. Bald wieder Abgeordneter, erhielt I. schließlich die Ernennung zum Kultusminister im Kabinett Lascär Catargius (9.12.1891 - 16.10. 1895). Er setzte in diesem Amt eine Schulreform durch. Von 1895 an war I. eine der profiliertesten Persönlichkeiten im politischen Leben Rumäniens. Er verstand es, die Spannungen zwischen den Konservativen und den „Junimisten“ zugunsten seiner eigenen Partei auszuspielen. Im Kabinett von Gheorghe Grigore Cantacuzino war er der stärkste Mann, zuerst als Unterrichts- (23.04.1899 bis 21.1. 1900), dann als Finanzminister (21.01.1900 - 19.07.1900). Er hatte mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen: Die Ernte des Jahres 1899 war katastrophal ausgefallen und durch den Ausbruch des Spanisch-Amerikanischen sowie des Burenkrieges drohte eine Weltwirtschaftskrise. Nach Ausschluß der „Junimisten“, die eine eigene Partei gebildet hatten, wurde I. im neuen Kabinett Cantacuzino nochmals Finanzminister (1904-1907). Gestützt vom bürgerlichen Flügel der Partei, die ihm die Parlamentsmehrheit einbrachte, hatte er wieder die stärkste Stellung. 1906 ergriff I. die Initiative zur Vorbereitung des 40jäh- rigen Regierungsjubiläums König Karls I. Der Bauernaufstand vom Jahre 1907 zwang die Regierung am 25. März zum Rücktritt, er wurde aber mit I.s tatkräftigem Einsatz in der Regierung von Dimitrie A. Sturdza blutig niedergeschlagen. Nach einer Koalition der alten Konservativen mit den „Junimisten“ und wegen der Folgeerscheinungen des Bauernaufstandes verließ I. die Konservativen und gründete - als Vertreter der mittleren und Kleinbourgeoisie - am 16. Februar 1908 seine eigene „Konservativ-Demokratische Partei“. Nach der Parteireform der Konservativen unter Titu Maioreseu wurde I. am 27. Oktober 1912 Innenminister. Während des Balkankrieges sowie bei den Bukarester Friedensverhandlungen, in denen die südliche Dobrudscha Rumänien zuerkannt wurde, spielte I. als Vermittler und Unterhändler eine bedeutende Rolle. Im Kronrat vom 3. August 1914, in dem Rumänien seine Haltung zum Ersten Weltkrieg festzulegen hatte, trat I. für eine bewaffnete Neutralität ein. Er entfaltete jedoch in der Folgezeit eine rege Tätigkeit zugunsten der Entente. In Zusammenarbeit mit Nicolae Filipescu gründete I. die „Nationale Aktion“ (Acţiunea Naţională) und trat als Vorstandsmitglied der „Liga für die politische Einheit aller Rumänen“ bei. In der nach Jassy geflohenen Nationalregierung Ion I. C. Brătianus war I. zunächst Minister ohne Portefeuille (24.12.1916 - 23.07.1917), dann Vizepräsident des Ministerrats (23.07.1917-11.11.1918). Als die Waffenstillstandsverhandlungen begannen, trat I. zurück und betrieb von Paris aus in der Zeitschrift „La Roumanie“ sowie als Präsident des „Nationalrates der Rumänischen Einheit“ (Consiliul Naţional al Unităţii Române) eine starke Propaganda für Rumänien. Obwohl er während der Pariser Friedensverhandlungen keine offiziellen Vollmachten besaß, gelang es L, die politischen Kreise der Entente zugunsten Rumäniens zu beeinflussen. In der Regierung Averescu vermochte I. als Außenminister (13.06.1920 - 17.12.1921) Rumäniens Stellung in der neuen europäischen Ordnung zu festigen und die Grenzen zur Sowjetunion durch einen Nichtangriffspakt mit Polen (3.03.1921) sowie die Grenzen zu Ungarn durch ein Bündnis mit der Tsdiechoslowakei (23.04.1921) und mit Jugoslawien (7.06.1921) zu sichern. Die kurze Regierung Ls, in der er auch das Finanzressort innehatte (17.12.1921 - 19.01.1922), scheiterte am Mißtrauensvotum der Abgeordnetenkammer.
Literatur
Ionescu, Take: Mica înţelegere. Bucureşti 1922.
Xeni, C[onstantin]: Take Ionescu (1858-1922). Bucureşti 1933(3).
|
|
|
|
|