Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Iskender Pascha

Iskender Pascha, osmanischer Wesir, * um 1434, † 1506/07.

Leben

 I. war angeblich griechischer Abstammung, in keinem Falle echter Türke. Seine Lebensumstände sind in verschiedener Hinsicht unklar, da er öfters mit dem Akinci- Führer Iskender Bey Mlhäloglu (f 1496) verwechselt wurde (besonders in abendländischen Quellen). Er erscheint im Todesjahr des Sultans Mehmed II., des Eroberers (1481), als Sandschakbey von Bosnien. Als solcher führte er den Vorstoß auf Zara (Zadar) durch, mit dem 1481 Sultan Bayezid II. die Venezianer an die Erneuerung des Friedens von 1479 erinnern wollte. Kurz darauf, im November 1481, erscheint er als Gegner des ungarischen Oberkapitäns Pal Kinizsi (f 1494) und Grenz-Bey in Semen- dire (Smederevo). In diesem Grenzgebiete sorgte er für die Befestigung wichtiger Stellen. 1483/84 wurde I. rumelischer Beylerbey, aber noch binnen Jahresfrist von diesem Posten abgelöst. Wie von manchen Quellen behauptet wird, ist I. dann kurze Zeit Wesir gewesen, was sich jedoch vorläufig nicht eindeutig nachweisen läßt. Von 1485/86 bis 1488/89 erscheint ein Iskender Pascha wiederum als Sandschakbey von Bosnien. Die Idendität dieses Iskender Pascha mit unserem Iskender Pascha wird von einigen späten, in diesem Punkte wenig verläßlichen Quellen zu Unrecht angezweifelt. Von 1489 bis 1499 war I. Wesir (Kuppelwesir), was außer dem Geschichtsschreiber Äli alle osmanischen Quellen berichten. All behauptet, I.s Wesirat habe nur sieben Jahre gedauert. Als Wesir hatte I. großen Einfluß auf den Großherrn und den Diwan, er galt als der mächtigste Mann am Osmanenhofe. Er war sichtlich das Haupt der Kriegspartei, die auf den Bruch des leidlichen Verhältnisses zu Venedig abzielte. Der Einfluß auf Sultan Bayezid II. beruhte u. a. darauf, daß I. diesem bei dem bekannten Attentat eines extremistischen Derwischs bei Monastir (1492) das Leben gerettet hat. Die Kriegspartei unter I., die seit der Annexion Zyperns durch Venedig (1489) mehr und mehr Oberwasser gewann und nach dem Abtreten des venedigfreundlichen Großwesirs Davud Pascha (1497) ganz offen den Krieg mit der Markus-Republik betrieb, wollte die Ausbreitung Venedigs in der Ägäis verhindern und im übrigen das venezianische Salzmonopol brechen. 1499 trat I., nun am Ziel seiner Wünsche, dem Vorgehen gegen Venedig, angelangt, freiwillig vom Wesirat zurück und erbat sich seine Wiedereinsetzung als Sandschakbey von Bosnien, als der er am besten wirken zu können glaubte, da er Land und Leute am besten kannte. Beim Feldzug des Sultans gegen Lepanto (1499) deckte er der osmanischen Armee die rechte Flanke und führte im gleichen Jahre den großen Entlastungsvorstoß an den Tagliamento durch (der Venedig selbst in größte Gefahr brachte), so seinen ersten Vorstoß dorthin (1480) in größerem Maßstab wiederholend. Bis zu seinem Tode - er starb 1506/07 wahrscheinlich am residierte I. in Sarajevo als bosnischer Sandschakbey, fortgesetzt gegen das glühend gehaßte Venedig agierend. Einem Vergiftungsanschlag entging er. Von der Familie I.s ist nur ein Sohn Mustafa bekannt. Ungewiß ist, ob I. mit dem Clan der Mihaloglu verwandt war. In Sarajevo machte er einige fromme Stiftungen.

Literatur

Kissling, Hans Joachim: Quelques problèmes concernant Iskender-Paša, vizir de Bâyezîd II. In: Turcica 2 (1970) 130-137.
Ders.: Zur Personalpolitik Sultan Bâjezîd’s II. in den westlichen Grenzgebieten des Osmanischen Reiches. In: Beiträge zur Südosteuropa-Forschung, anläßlich des II. Internationalen Balkanologenkongresses in Athen 7.05.-13.05.1970. München 1970, 107-116 (mit Bibliographie).

Verfasser

Hans-Joachim Kißling (GND: 118723251)

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Empfohlene Zitierweise: Hans-Joachim Kißling, Iskender Pascha, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 244-245 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1020, abgerufen am: (Abrufdatum)

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