Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

János Zsigmond
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János Zsigmond

Johann Sigismund (János Zsigmond), gewählter König von Ungarn (Johann II.) 1540 bis 1570 und erster Fürst von Siebenbürgen, * Ofen 7.07.1540, † Gyulafehérvár (Alba Iulia) 14.03.1571, Sohn König Johanns I. Szapolyai und der Isabella von Jagiello.

Leben

König Johann bestimmte noch am Sterbebett seinen Verwandten Péter Petrovics und seine Ratgeber György Martinuzzi und Bálint Török zu Vormunden seines Sohnes, der - im Gegensatz zu den Bestimmungen des Friedens von Wardein (1538) - die Krone erben sollte. Der Landtag von Rákos wählte daraufhin J. in kürzester Frist zum König. Der Versuch Ferdinands noch im Herbst 1540 in den Besitz der Burg Ofen zu kommen, scheiterte. Im April 1541 schickte er unter Wilhelm Roggendorf ein neues Heer nach Ungarn; dieses Heer wurde vom herbeigeeilten türkischen Sultan Süleyman I. (II.) Ende August vernichtet. Am 29. August 1541 besetzten die Türken mit List selbst die Burg, und der Sultan machte Ofen zum Sitz des zwischen Donau und Theiß neu errichteten türkischen Sandschaks. Königin Isabella und J. mußten auf die Burg Lippa an der Mieresch und erhielten das Gebiet östlich der Theiß. Tatsächlich herrschte hier aber Martinuzzi, der, enttäuscht vom türkischen Bündnis und besessen von der Idee der staatlichen Einheit, die Verständigung mit Ferdinand I. suchte. Die Abgesandten beider Parteien schlossen am 29. Dezember 1541 im Sinne des Wardeiner Friedens den Vertrag von Gyalu. Der Habsburger sagte darin der Königin Isabella und ihrem Sohn für die Überlassung Siebenbürgens eine Entschädigung zu; Martinuzzi sollte Woiwode von Siebenbürgen werden. Weil jedoch ein neuerlicher Versuch Ferdinands, sich Ofens zu bemächtigen, fehlschlug (Oktober 1542), erhielt die türkische Partei neuen Auftrieb. Die siebenbürgischen Stände erkannten J. auf dem Landtag zu Thorenburg (Torda) am 20. Dezember 1542 als Fürst an und stimmten einem der Pforte zu entrichtenden jährlichen Tribut von 10 000 Gulden zu. Martinuzzi gab indessen seine Hoffnung, die Einigung Ungarns unter dem Hause Habsburg doch noch zu erreichen, nicht auf und schloß mit den Gesandten Ferdinands am 8. September 1548 den Vertrag von Nyírbátor, der die Bestimmungen des Vertrages von Gyalu bekräftigte; J. sollte zur Entschädigung für Siebenbürgen die schle
sischen Herzogtümer Oppeln und Ratibor erhalten. Nach dem Eintreffen des kaiserlichen Heeres unter dem Markgrafen Giamhattista Castaldo im April 1551 zwang Martinuzzi Königin Isahella zur Annahme des Vertrages. Die Königin und J. begaben sich nach Polen. Ferdinand konnte seine Herrschaft in Siebenbürgen angesichts des türkischen Druckes nicht sichern. Die Stände riefen deshalb Isahella und J. zurück, die ihren Einzug in Klausenburg am 22. Oktober 1556 hielten. Der Landtag von Klausenburg bestimmte am 25. November 1556 Isahella bis zur Volljährigkeit J.s zur Regentin. Nach dem Tode der Königin am 15. September 1559 übernahm der 18jährige J. selbst die Regierung. Das Herrschaftsgebiet J.s war noch nicht ein eigenständiges Siebenbürgen, sondern ein Teilgebiet des sich auf Siebenbürgen beschränkenden ungarischen Königtums, und für J.s Handeln waren nicht die Interessen dieses Teilgebietes maßgebend, sondern die Bemühungen um die Wiederherstellung der verlorenen staatlichen Einheit. Die erste große Prüfung für die Regierung J.s bedeutete der Aufstand der Székler im Mai 1562. Die széklerische Oberschicht (lófők) war vom Klausenburger Landtag fünf Jahre vorher mit besonderen Privilegien ausgestattet worden, aus welchem Grunde nun die gemeinen Székler sich gegen J. empörten. Der Fürst schlug den Aufstand mit großer Grausamkeit nieder und machte die Székler zu Leibeigenen. Der siebenbürgische Oberkapitän Menyhért Balassa ergriff im Dezember 1561 die Partei Ferdinands, worauf J. nach der Schlacht von Hadad am 4. März 1562 Nagybánya, Sathmar und Tasnád verlor. Die obere Theißgegend wurde isoliert und J. mußte sich auf das eigentliche Siebenbürgen zurückziehen. Der mit Ferdinand geschlossene Waffenstillstand kam jedoch einer gewonnenen Schlacht gleich; auch der Versuch, J. von der Moldau her einzukreisen, scheiterte. Zwar gelang es dem neu ernannten Wardeiner Kapitän István Báthory im Herbst 1564, Sathmar und Nagybánya zurückzuerobern, und J. stand bereits vor Kaschau, doch mußte sich das siebenbürgische Heer der Übermacht des kaiserlichen Heeres unter Lazarus von Schwendi beugen. Tokaj, Sathmar und Nagybánya gingen an diesen im Februar 1565 verloren, und nur türkische Hilfe rettete J. Der Fürst mußte im Waffenstillstand von Sathmar auf die Gebiete außerhalb Siebenbürgens, abgesehen von Marmarosch und Bihar, verzichten. Doch J. glaubte angesichts des türkischen Druckes gegen den Kaiser, von diesem mehr erreichen zu können und meldete durch den in Wien in seinem Auftrag verhandelnden Báthory größere Gebietsforderungen an. Der neue Kaiser Maximilian II. verriet ihn an den Sultan; J. begab sich zu seiner Rechtfertigung persönlich in das türkische Lager und huldigte Süleyman am 29. Juni 1566 in Sémiin (Zemun). Der Friede von Adrianopel vom 17. Februar 1568, der den Feindseligkeiten zwischen dem Osmanischen Reich und dem Kaiser ein Ende bereitete, galt auch für Siebenbürgen. Sultan Selim II. drängte auch J. zum Ausgleich. Der Abgesandte des Fürsten, Gáspár Békés, schloß daraufhin mit Maximilian am 16. August 1570 den Vertrag von Speyer, in dem der Fürst auf seinen Königstitel verzichtete, die Oberherrschaft des Königs von Ungarn anerkannte und den Habsburgern als Königen von Ungarn für den Fall, daß er ohne männlichen Erben sterben sollte, das Erbrecht einräumte. J. begnügte sich mit dem Titel eines „Fürsten von Siebenbürgen und der Partes von Ungarn“, wobei unter „Partes“ (Partium) die Siebenbürgen angeschlossenen Gebiete der Komitate Marmarosch, Kraszna, Mittel-Szolnok und Bihar zu verstehen waren. Der Vertrag wurde am 10. März 1571, also vier Tage vor J.s Tod, in Prag ratifiziert. J. besaß eine hohe Bildung und unterstützte Wissenschaften und Künste. Die refor- matorischen Auseinandersetzungen versuchte er oft mit Glaubensdisputationen zu beruhigen, an denen er selbst teilnahm. Unter dem Einfluß norditalienischer Freidenker, die auch an seinem Hof vertreten waren, konvertierte er zum unitarischen Glauben.

Literatur

P. Szentmártoni, Kálmán: János Zsigmond erdélyi fejedelem élet-és jellemrajza. Székelykeresztur 1934.
Ders.: János Zsigmond, az unitárius fejedelem. Kolozsvár 1940.

Verfasser

István Torjai-Szabó (GND: 107595893)


GND: 135868157

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Empfohlene Zitierweise: István Torjai-Szabó, János Zsigmond, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 276-278 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1042, abgerufen am: (Abrufdatum)

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