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József, Attila, ungarischer Dichter, * Budapest 11.04.1905, † (Selbstmord) Balatonszárszó 3.12.1937.
Leben
J. entstammte einer Arbeiterfamilie, die in größter Not zurückblieb, als der Vater 1908 die Mutter mit den drei Kindern verließ. Somit war J. bereits von seinem sechsten Lebensjahr an zum Broterwerb gezwungen. 1919 verlor er auch die Mutter. Eine eingebildete Schuld an ihrem Tod sowie alptraumhaft wiederkehrende Kindheitserinnerungen ziehen durch sein ganzes Werk und legten mit den Entbehrungen zusammen den Keim zu seiner späteren Krankheit. Gönner (Gyula Juhász) erkannten früh sein Talent und ermöglichten dem 17jährigen Gymnasiasten die Veröffentlichung seiner Gedichte, die unter dem Titel „Szépség koldusa“ (Bettler der Schönheit) noch weitgehend von zeitgenössischen Autoren beeinflußt waren. Später schlug J. einen jugendlich-rebellischen Ton an, wie in seinem Gedicht „Tiszta szívvel“ (Reinen Herzens), das seinen Verweis von der Universität in Szegedin zur Folge hatte. Weitere Studien in Wien, Paris und Budapest scheiterten an Geldmangel, der Versuch, sich eine bürgerliche Existenz zu schaffen, an seinem Nervenleiden, das durch eine unglückliche Liebe noch verschlimmert wurde. J. wurde bereits in Paris Mitglied der „Union Anarchiste-Communiste“. Nach seiner Heimkehr trat er der linkssozialistischen Arbeiterpartei von István Vági bei, dann, nach deren Auflösung, 1930 der illegalen kommunistischen Partei. Er nahm aktiv an der Parteiarbeit teil, hielt Vorträge über Soziologie, sein Steckenpferd, schrieb Flugschriften, in denen er zum Ausstand anspornte oder - zur Zeit des standrechtlichen Verfahrens gegen die illegalen KP-Mitglieder Imre Sallai und Sándor Fürst - gegen die Todesstrafe Stellung nahm. Viele seiner programmatischen Gedichte - er wollte die Thesen des Marxismus in Versform zusammenfassen - sind formvollendete Meisterwerke. Doch sein nonkonformistisches Verhalten brachte J. in Konflikt mit der KP. Seine oft betonte Überzeugung, daß der Marxismus mit den Lehren Sigmund Freuds verschmolzen werden müsse, sein Artikel „Az egységfront körül“ (Um die Einheitsfront, 1934) sowie eigene Wege in der Dichtung lösten in der Partei Kritik und Ablehnung aus. Nach dreijähriger Mitarbeit riß seine Verbindung zu ihr ab. J. bekannte sich fortan zum Sozialismus. Er wirkte 1936 bei der Begründung der Literaturzeitschrift „Szép Szo“ (Schönes Wort) mit und war ihr namhaftester Mitarbeiter. In seinen letzten Jahren zeigten sich bei J. Anfälle von Paranoia. Als er im Herbst 1937 aus dem Sanatorium entlassen wurde, warf er sich in Balatonszárszó, wo er bei seinen Schwestern Aufnahme gefunden hatte, vor einen Güterzug. J. war einer der bedeutendsten ungarischen Lyriker der Vorkriegszeit. Er experimentierte gern, erprobte sich an surrealistischen und Prosagedichten und bemühte sich um eine Synthese zwischen Volksdichtung und progressivem Intellektualismus. Den Höhepunkt seines Schaffens bilden seine als Gedankenlyrik bezeichneten sozial-revolutionären Gedichte, deren äußere Landschaft - die Peripherie der Stadt - zugleich die Peripherie der Existenz ausdrückt. In ihnen erweiterte sich sein soziales Engagement, das sich anfangs nur auf die Arbeiterklasse erstreckte, zu einem echten humanitären Anliegen.
Literatur
József, Jolán: József Attila élete. Budapest 1940.
Németh, Andor: József Attila. Budapest 1944.
Balogh, László: József Attila. Budapest 1970.
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