Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

J. besuchte in Preßburg das lutherische Gymnasium und studierte 1796-1798, nach kurzer Tätigkeit als Hauslehrer in Ofen, evangelische Theologie und Philosophie in Jena. 1799 wurde er Vikar in Szarvas (Komitat Békés), war dann sieben Jahre Pfarrer in Aszód und später in Cinkota (beide Komitat Pest), wo er auch zum Senior des lutherischen Seniorats für den Bezirk Pest gewählt wurde. Es gelang ihm, das evangelisch-lutherische Gemeindeleben wiederzubeleben, wobei die Anteilnahme des Adels auch durch seine erfolgreiche Obstbaumzucht geweckt wurde. Bei der Herausgabe eines Gemeindegesangbuches (Zpewnik ewangelický .. . s přidawkem modliteb, d. h. Evangelisches Gesangbuch mit Gebetsanhang, 1842) war er noch vom späten Pietismus beeinflußt, nahm allerdings auch schon slawisch-national bestimmte Dichtungen der Zeitgenossen wie Ludwig M. Schuhajda mit auf. Ab 1815 sind seine Verbindungen zur „Gelehrten-Gesellschaft im Bezirk der Bergstädte“ (Učená společnost banského okolí) und zu Juraj Palkovič erkennbar. 1820 wurde J. Pfarrer in Tisovec. Seine Wahl zum evangelischen Superintendenten des Theißer evangelischen Kirchendistrikts A. B. (okolí potisské) 1823 wurde nicht nur im „districtus cis et trans Tibiscani“ begrüßt; auch das Ehrendoktorat der Universität Jena (1830) und die Förderung junger Geistlicher in den zwanziger und dreißiger Jahren bewiesen seine Autorität. Im Gegensatz zu dem um 17 Jahre jüngeren Ján Kollár verstärkte er das Bekenntnis zur tschechischen Sprachverwandtschaft und Kulturgemeinschaft ausschließlich im geistlich-kirchlichen Bereich und mißtraute den literarischen Bestrebungen. J. fühlte sich in der Nachfolge des wesentlich älteren Juraj Ribay, sah die Anknüpfung an das späte Hussitentum mehr über Luther und näherte sich nur vorsichtig der beginnenden Aufklärung. Ďorď (Georg) Kossuth von Udvard stützte ihn entscheidend, als er die Delegation der evangelisch-lutherischen Geistlichkeit der Slowaken 1841 nach Wien leitete, die in einem Memorandum an den Kaiser gegen die magyarische Sprache in Kirche und Schule sowie in der Matrikelführung protestierte. Verteidigt wurden allerdings nicht die Rechte der slowakischen Sprache, sondern man bat - konservativ - um die Beibehaltung des Gebrauchs des Lateinischen. Wegen der gleichzeitigen Betonung der tschechoslowakischen Bindungen erhielt aber J. die „Laudatio“ des jungen Michal Miloslav Hodža und eine pathetische Anerkennung durch Ján Kollár. J.s Stellung beim Tauziehen um den Nachfolger auf dem slowakischen Lehrstuhl des greisen Juraj Palkovič in Preßburg und vor allem um die Erhaltung des Lehrstuhles selbst und der Assistentenstelle L’udovít Štúrs ist aus dem Briefwechsel mit den führenden evangelischen Geistlichen zu erkennen; dieser spiegelt die Phase des magyarisch-slowakischen Kulturkampfes der Jahre 1843-1845 wider. Stur verlor die Stelle, und die Konferenz der jungen Slowaken im August 1844 kennzeichnete den Wendepunkt im Ringen um das Mittelslowakische als die Literatursprache der Zukunft. Am Beginn der politischen Aktivität J.s stand sein in Pest 1840 gedruckter „Pastýřský List“ (Hirtenbrief) an die evangelische Gemeinde in Nyíregyháza.

Škultéty, August Hořislav: Žal cirkve a národa. In: Orol Tatranský 3 (1848) Nr. 94, 97.

Szekfű, Gyula (Hrsg.): A magyarság és a szlávok. Budapest 1942.

Vyvíjalová, Mária: Juraj Palkovič 1769-1850. Bratislava 1968.

Gogolák: Bd 2, passim.