Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Karl I.,  König von Ungarn
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Karl I., König von Ungarn

Karl I. (Karl Robert, Caroberto, Károly Róbert), König von Ungarn 1307-1342, * 1288, † Visegrád 16.07.1342, Sohn Karl Martells von Anjou und der Klementine, Tochter König Rudolfs I. von Habsburg.

Leben

Durch seine Großmutter Maria, Tochter des ungarischen Königs Stephan V., bestand für K. die Verwandtschaft zur Arpadendynastie. So zählte K. schon zur Zeit des letzten Königs aus dem Arpadengeschlecht Zunächst konnte sich K. für seine Thronkandidatur nur Papst und vor allem der Florentinischen Banken versichern, wobei er jedoch in Ungarn anfangs auf starken Widerstand stieß. Um die Wende zum 14. Jh. führte die feudale Anarchie in Ungarn zur Herausbildung verschiedener Adelsoligarchien, denen die Königswahl eine weitere Möglichkeit zur Verstärkung ihrer Positionen bot. Gestützt auf die anjoufreundliche Magnatenpartei kam K. 1300 nach Ungarn und wurde 1301 nach dem Tod von Andreas III. in Gran zum ungarischen König gekrönt. Der Reichstag von 1301 erklärte diese Wahl jedoch für ungültig und wählte den böhmischen Prinzen Wenzel zum König, der ebenfalls über die weibliche Linie mit den Arpaden verwandt war. Auf Ersuchen des Papstes Bonifaz VIII. eilten der deutsche König Albrecht I. und sein Sohn Herzog Rudolf III. von Österreich K. zur Hilfe, während Andreas III. zu den möglichen Thronfolgern, der Unterstützung durch den Wenzel - seit Juni 1305 als Wenzel III. König von Böhmen anjoufeindlichen Magnatenpartei noch im selben Jahr zugunsten des Enkels König Bélas IV., Herzogs Otto von Bayern, auf den ungarischen Thron verzichtete. Die Gefangennahme Ottos (1307) durch den Woiwoden von Siebenbürgen László Kán begünstigte die Aussichten für K., der sich nun neben den Prälaten eines großen Teils der Magnaten versicherte. Während sich Otto aus der Gefangenschaft befreien konnte und Ungarn verließ, wählte der ungarische Reichstag am König. Wenn auch die mächtigsten Magnaten u. a. durch die Vermittlung des päpstlichen Legaten Gentilis de Monteflorum (1308) die Herrschaft von K. anerkannten, blieb doch tatsächlich die Macht zunächst in ihren Händen. 10. Oktober 1307 K. zum Zur Stärkung seiner Herrschaft begann K. geschickt die Magnaten gegeneinander auszuspielen. Sein Sieg bei Rozgony (15.06.1312) bedeutete einen Wendepunkt in seiner Auseinandersetzung mit den Magnaten und führte nach deren Bändigung und dem Tod des mächtigsten unter ihnen, Máté Csák (1321), zur unangefochtenen Herrschaft K.s. Bei dem Ausbau einer Zentralmacht stützte sich K. auf den neu aufgestiegenen Adel. Seine Reformen, die teils auf arpadenzeitlichen Grundlagen basierten, teils italienischen Einfluß zeigten, festigten seine Herrschaft. Auf dem wiedergewonnenen königlichen Besitz führte er die Burgherrschaft ein. K.s großangelegte Münzreformen (1323-1338), deren Einfluß über die Grenzen Ungarns hinaus wirkte, führte zu einer Umgestaltung der Finanzverwaltung und zur Einführung des nach Florentiner Vorbild geschlagenen ungarischen Goldguldens. Durch die neue ihrem Wert gleichbleibende - Münze verlor die königliche Schatzkammer das Einkommen durch die vorher üblichen Münzerneuerungen; diesen Verlust glich K. durch die Besteuerung der Bauern mit dem „lucrum camerae“ aus. Im Interesse einer Reform des Bergbaus trat K. ein Drittel des Bergregals (urbura) an den Grundherrn ab, so daß die Entwicklung des Bergbaus, das Verbot der Edelmetallausfuhr und die Einführung des königlichen Edelmetallmonopols der Schatzkammer einen beträchtlichen Gewinn brachten. Durch wirtschaftliche Maßnahmen förderte K. die Städteentwicklung. Zur Grundlage für die Umbildung des Militärverbandes diente die lehensabhängige „familiaritas“. In der Kriegführung stützte sich K. auf die von den Grundherren gemäß der jeweiligen Größe des Besitzes zu stellenden Soldaten, die unter der Flagge ihrer jeweiligen Grundherren das Banderialaufgebot bildeten. In der zweiten Hälfte seiner Regierungszeit näherte sich K. den slawischen Staaten im Norden. Während des Treffens in Visegrád (Oktober 1335) trat K. zusammen mit König Kasimir III. von Polen und König Johann von Böhmen gegen das Wiener Stapelrecht auf und vereinbarte neue Handelslinien, die Wien umgingen. Nach dem erfolglosen Kriegszug in die Walachei (November 1330) verzichtete K. auf seine Eroberungspläne, setzte aber die Thronfolge seiner Söhne Andreas und Ludwig in Neapel (1333) und in Polen (1339) durch. Seinen Hof verlegte K. 1323 von Temeschwar nach Visegrád, das sich zum Zentrum der höfischen Ritterkultur entwickelte. Zur Unterstützung seiner Politik gründete K. 1326 den Sankt-Georgs-Ritterorden. Felicián Záchs fehlgeschlagener Attentatsversuch auf K. und seine Familie (17.04.1330) war einer der letzten Versuche der alten Adelsoligarchie, sich dem königlichen Zentralismus zu widersetzen. K. wurde in Stuhlweißenburg beigesetzt, sein Grab wurde schon in der Zeit seines Nachfolgers ausgeplündert.

Literatur

Hóman, Bálint: A magyar királyság pénzügyei és gazdaságpolitikája Károly Róbert korában. Budapest 1921.
Miskolczy, István: Magyarország az Anjouk korában. Budapest 1923.
Ders.: Magyar-olasz összeköttetések az Anjouk korában. Budapest 1937.
Székely, György: A parasztság és a feudális állam megszilárdulása Károly Róbert korában. In: Ders. (Hrsg.): Tanulmányok a parasztság történetéhez Magyarországon a 14. században. Budapest 1953, 19-79.
Kristó, Gyula: Csák Máté tartományi hatalma. Budapest 1973.

Verfasser

László Solymosi (GND: 1100404872)


GND: 11898831X

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/11898831X

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Empfohlene Zitierweise: László Solymosi, Karl I., König von Ungarn, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 371-373 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1104, abgerufen am: (Abrufdatum)

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