Ladislaus IV. (der Kumane, Kun László), König von Ungarn 1272-1290, * 1262, † (ermordet) Kőrösszeg (Komitat Bihar, heute Cheresig) 10.07.1290, Sohn König Stephans V. und der kumanischen Prinzessin Elisabeth (Erzsébet).
Leben
Die Regierungszeit L.’ war erfüllt von großen inneren Wirren, die teilweise Folgen der Politik seiner Vorfahren waren. So errichteten die Magnaten aus den ihnen geschenkten Krondomänen Burgdomänen, als deren Besitzer sie sich in feindliche Parteien spalteten und sich oft mit ausländischen Mächten gegen den König verbündeten. Auch die um 1245 eingewanderten Rumänen verursachten eine politische und kirchliche Spaltung im Lande. Bereits zur Zeit seiner Krönung (03.09.1272) mußte L.’ Mutter, die die Regentschaft führte, eine Revolte niederschlagen und auch später öfters ungarische Oligarchen, die sich dem böhmischen König Ottokar II. angeschlossen hatten, bekämpfen. Nachdem L. 1277 die inneren Feinde besiegt hatte, verbündete er sich mit Rudolf I. von Habsburg, mit dem er auf dem Marchfeld bei Dürnkrut am 26. August 1278 das Heer von Ottokar II. vernichtete und Rudolf in den Besitz von Österreich ver- half. Da L. seine Frau, die Neapolitanerin Isabella von Anjou, verstoßen hatte und mit kumanischen Frauen zusammenlebte, sandte Papst Nikolaus III. den Bischof von Fermo, Philipp, als Legaten nach Ungarn (1278-1281), der entgegen der Anweisung des Königs in Ofen (Buda) eine Synode abhielt (1279) und L. zwang, zwei Gesetze gegen die nomadisierende Lebensweise, das Heidentum und die orientalische Tracht der Rumänen zu erlassen. Folge davon waren zwei Aufstände der Rumänen, die L. besiegen mußte (1280, 1282). Nach den Konflikten mit dem Legaten wurde Lodomér, der Erzbischof von Gran, Feind des Königs, und die Feindseligkeiten mit den mächtigen Oligarchen von Westungarn und Slawonien, hauptsächlich mit den Güssingern, flammten wieder auf (Belagerung von Bernstein 1284 und von Preßburg 1286). L. umgab sich mit kumanischer Gefolgschaft, den sog. „nöger“ Soldaten, die ihm ein ständiges Reiterheer stellten; 1285 schlug er die zweite Invasion der Tataren zurück. Die inneren Feinde des Königs erreichten schließlich, daß Papst Nikolaus IV. wieder einen Legaten an L. sandte mit der Bevollmächtigung, gegen den „Heiden“ und „Häretiker“ einen Kreuzzug zu führen, als kumanische Meuchelmörder L. 1290 töteten.
L. besaß zweifellos militärische Fähigkeiten - von seinem Chronisten Simon Kézai wurde er zu Recht „Martis filius“ und „invictissimus“ genannt -, doch konnte er wegen seiner Unbeständigkeit nicht Herr der politischen Schwierigkeiten werden. Trotz der inneren Wirren zeigte sich jedoch eine geregelte Kanzleipraxis, funktionierten die glaubwürdigen Orte (loca credibilia) und die ständigen Gerichte des Vizepalatins und des Vize-Judex Curiae in Alt-Ofen und wurden Reichstage in Rákos abgehalten.
Literatur
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Karácsonyi, J[ános]: A Hód-tavi csata éve. In: Századok 35 (1901) 626-636.
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Simonis de Keza Gesta Hungarorum. Hrsg. A[lexander] Domanovszky. In: Scriptores rerum Hungaricarum. Hrsg. E[mericus] Szentpétery. Bd 1. Budapest 1937, 131-194.
Németh, Gy[ula]: Wanderungen des mongolischen Wortes „nökür“, Genosse. In: Acta Orient. Hung. 3 (1952) 1-23.
Györffy, György: A kunok feudalizálódása. Tanulmányok a parasztság történetéhez Magyarországon a 14. században. Budapest 1953, 248-261.
Szentpétery, I[mre] u. I[ván] Borsa: Az Árpád-házi királyok okleveleinek kritikai jegyzéke. Bd 2. T. 2-3. 1272-1290. Budapest 1961.
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