Ladislaus I. (der Heilige, Szent László), König von Ungarn 1077-1095, * Polen 1040/1046, † 29.07.1095, zweiter Sohn König Bélas I. und der Rixa (?) (Richeza?) von Polen, 1192 heiliggesprochen (Fest: 27. Juni).
Leben
Nach dem Tode seines Vaters, unter König Salomon, war L. Dux von Bihar (1063-1074), unter seinem Bruder Géza I. Dux von Neutra (1074-1077). Schon in den Kämpfen gegen die Rumänen (1068) und gegen den 1074 verbannten Salomon zeichnete L. sich durch ritterliche Tugenden aus, wofür er von Odo von Saint-Gilles den Titel „elegantissimus rex“ erhielt und von seinen Nachfolgern als „Ritterheiliger“ geehrt wurde. Die Magnaten von Ungarn wählten nach dem Tode Gézas I. 1077 L. zum König gegen den jungen und leichtsinnigen Salomon, der sich mit Hilfe seines Schwagers, Kaiser Heinrich IV., in der ungarischen Grenzburg Preßburg festgesetzt hatte, bis L. ihn mit diplomatischen Mitteln zur Abdankung bewog (1080). Innenpolitisch konzentrierte L. seine Kräfte darauf, die königlichen und kirchlichen Güter bzw. die Leibeigenen und das Vieh, die in den Thronwirren an fremde Besitzer gekommen waren, wiederzugewinnen; daher verkündete er in drei Gesetzen erbarmungslose Bestimmungen gegen Diebstahl. Er bereicherte die ungarische Kirche mit großen Schenkungen, gründete zwei neue Bistümer (Wardein und Zagreb) und errichtete innerhalb der nun bestehenden zwölf Bistümer Domkapitel, um mit diesen die kirchliche Gesetzgebung zu fördern und das Zölibat beim höheren Klerus sicherzustellen. 1083 erwirkte er die Heiligsprechung von Stephan I., Emmerich (Imre) und Gerhard (Gellért) von Csanád. Im Investiiturstreit stand L. bis 1091 auf seiten des Reformpapsttums und unterstützte den Gegenkönig Heinrichs IV., Rudolf von Rheinfelden, dessen Tochter Adelheid er heiratete. Da Heinrich IV. den Landweg von Ungarn nach Rom beherrschte, strebte L. nach einem sicheren Seeweg über Kroatien und Dalmatien. Nach dem Aussterben der Trpimirovići (Stjepan II. † 1090) besetzte L. auf Aufforderung seiner Schwester Helena (Jelena lijepa), der Witwe des bereits 1089 verstorbenen kroatischen Königs Zvonimir, den größten Teil des an der adriatischen Küste gelegenen „Slawonien“ (Alt-Kroatien) und setzte hier seinen Neffen Álmos als König ein. Da Kroatien seit 1076 päpstliches Lehen war, geriet L. in Gegensatz zu Urban II. und verband sich zeitweilig mit Heinrich IV. und dem Gegenpapst Klemens III. Die Eroberung von Dalmatien wurde nur dadurch verhindert, daß Alexios I. Komnenos 1091 Ostungarn von den Petschenegen und Uzen angreifen ließ und L. daraufhin nach Ungarn zurückmußte.
L. plante die Teilnahme am 1. Kreuzzug, doch starb er bereits vor dessen Verkündigung. Er wurde vorübergehend in Somogyvár begraben; seine Gebeine wurden nach etwa einem Jahrzehnt nach Wardein überführt.
Literatur
Závodszky, L[evente]: A Szent István, Szent László és Kálmán korabeli törvények és zsinati határozatok forrásai. Budapest 1904.
Janzsó, T[ihamér]: Szent László oklevelei. Szombathely 1917.
Karácsonyi, János: Szent László király élete. Budapest 1926.
Legenda Sancti Ladislai regis. In: Scriptores rerum Hungaricarum. Hrsg. E[mericus] Szentpétery. Bd 2. Budapest 1938, 509-527.
Hóman: Bd 1, S. 270-318 (mit Bibliographie).
Györffy, Gy[örgy]: Die Nordwestgrenze des Byzantinischen Reiches und die Ausbildung des „ducatus Sclavoniae“. In: Mélanges offerts á Szabolcs de Vajay. Braga 1971, 295-313.
Ders.: A „lovagszent“ uralkodása (1077-1095). In: Tört. Szle 20 (1977) 533-564.
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