Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Milescu, Nicolae Spătarul

Milescu, Nicolae Spătarul, moldauischer Gelehrter, Diplomat und Reisender, * Mileşti (Bezirk Vaslui, Moldau) 1636, † Moskau 1708, Sohn eines Aromunen.

Leben

 M. besuchte von 1645 bis 1650 die „Große Schule“ des Orthodoxen Patriarchats in Konstantinopel. Dort lernte er mehrere Sprachen, wie Alt- und Neugriechisch, Latein, Altslawisch, Italienisch und Türkisch, was ihm ermöglichte, in ganz jungen Jahren (1653-1664) Ämter bei den regierenden Fürsten der Moldau und der Walachei zu übernehmen, u. a. das des Großspathars (Generals, Oberkommandierenden der Kavallerie) und unter Grigore I. Ghica das des diplomatischen Vertreters bei Sultan Mehmed IV. in Istanbul. M. reiste dann durch Europa und hielt sich in Berlin, Stettin, Stockholm und Paris (1667 während der Regierung Ludwigs XIV.) auf, um die Interessen des ehemals regierenden Fürsten der Moldau, Gheorghe Ştefan (1653-1658), damals im Exil lebend, zu vertreten. Dadurch hatte er auch Gelegenheit, die Schwierigkeiten der dem Gewaltmißbrauch des Sultans ausgesetzten Donaufürstentümer in Westeuropa besser bekannt zu machen. Gleichzeitig widmete er sich wissenschaftlichen Arbeiten: Er übersetzte das Alte Testament aus dem Griechischen ins Rumänische (Vechiul Testament, 1667) und verfaßte in Latein einen kurzen theologischen Aufsatz über die Frage der Eucharistie vom griechisch-orthodoxen Standpunkt aus (Enchiridion sive Stella Orientalis Occidentali splendens... a Nicolao Spadario Moldovalaccone, barone ac olim generali Walachiae, 1669). Es handelt sich hierbei um das erste Werk eines rumänischen Autors, das in Paris als Anlage zu einem Werk der Jansenisten von Port-Royal veröffentlicht wurde. Die Laufbahn M.s nahm 1671 einen neuen Aufschwung, als er von Istanbul nach Moskau ging, wohin ihn Zar Aleksej Michajlovič zunächst als Übersetzer in das für die auswärtigen Beziehungen zuständige „Posol’skij Prikaz“ berufen hatte, um ihm dann den Posten eines Botschafters beim Kaiser von China, K’ang Hsi (1662-1722) zu übertragen. Während der drei Jahre dieser Reise (03.03.1675 - 03.01.1678) und während seines kurzen Aufenthalts in Peking (15.05. - 01.09.1676) leistete M. Pionierarbeit und versuchte, seine Aufgabe ehrenvoll zu lösen. Die von ihm durch diese Gebiete festgelegte Reiseroute, die zu seiner Zeit wenig bekannt war, diente später der Trassierung der Transsibirischen Eisenbahn. Die Verdienste M.s wurden vor allem von Zar Peter dem Großen anerkannt, während dessen Regierung er 1708 in Moskau starb. Sein Reisetagebuch, das reich an geographischen, strategischen und ethnologischen Angaben ist, machte M. schon zu Lebzeiten berühmt. Das Manuskript ist in altrussisch abgefaßt und besteht aus zwei Teilen: 1) Reise durch Sibirien, von Tobolsk nach Nerčinsk und an die Grenzen Chinas, und 2) Beschreibung Chinas. Letzteres stellt eine Zusammenfassung von Schriftstücken mehrerer zeitgenössischer Autoren dar und ist weniger interessant. Das Tagebuch wurde erst Ende des 19. Jh.s ins moderne Russische übertragen (Teil 1, St. Petersburg 1882, Teil 2, Orenbourg 1896). Eine rumänische Übersetzung erschien 1888 in Bukarest. Die jüngste Übersetzung ins Rumänische (Jurnal de călătorie in China), die von einer wissenschaftlichen Einführung begleitet ist, wurde von Corneliu Barbulescu 1956 in Bukarest veröffentlicht.

Literatur

Picot, Émile: Notice biographique et bibliographique sur Nicolas Milescu Spathar, ambassadeur du tsar Alexis Mihajlowics, en Chine. Paris 1883.
Panaitescu, Petre: Nicolas Spathar Milescu (1636-1708). In: Mélanges de l’École roumaine en France. Bd 1. Paris 1925, 33-180.
Cartojan, N.: Istoria literaturii române vechi. T. 2. Bucureşti 1942, 129-135.
Tappe, E. D.: An english contribution to the biography of Nicolae Milescu. In: Rev. Ét. roumaines 1 (1953) 152-160.
Cândea, Virgil: Nicolae Milescu şi începuturile traducerilor umaniste în limba romînă. In: Limbă şi literatură 7 (1963) 29-76.
Istoria literaturii române. Bd 1. Bucureşti 1970, 423-437.


GND: 120178419

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Empfohlene Zitierweise: Anino Radolescu-Pogoneanu, Milescu, Nicolae Spătarul, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 210-211 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1368, abgerufen am: (Abrufdatum)

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