Moler, Philipp (Philipp Maler, Philippus Pictor, Filip Moldoveni’n [Moldoveanul]), Logothet, Buchdrucker und Holzschneider in Hermannstadt, * Moldau (?) um 1500, † Hermannstadt (?) nach 1554.
Leben
Der Magister und „pictor et scriba litterarum valachiacalium“ M., der außer Deutsch und Rumänisch noch das Kirchenslawische und Lateinische beherrschte, ist aus über 52 Einträgen in den Rechnungsbüchern Hermannstadts bekannt, wo er von 1521 bis 1554 als Stadtschreiber (Logothet) und mehrere Male als Leiter diplomatischer Missionen an den Fürstenhof der Walachei dem Magistrat und der Sächsischen Nationsuniversität gedient hat. Eines seiner Kognomina deutet an, daß er aus der Moldau stammte. - Diese Daten sowie ein Hinweis Nicole Iorgas (in: Studii şi Documente cu privire la Istoria Românilor, Bd 7, Bukarest 1904, S. 65) gaben der Forschung um 1964 den Anlaß, in M. den Drucker der ersten rumänischen Texte und namentlich bekannten Buchillustrator nachzuweisen. Anscheinend in der Hermannstädter Druckerei des Lukas Trappoldner entstanden drei liturgische Texte, die vom Gedankengut der Reformation beeinflußt sind und die wohl zu jenen Werken gehören, welche ihr Entstehen den von Philipp Melanchthon angebahnten Kontakten zur Orthodoxie verdanken: Im Jahre 1544 beauftragte der Hermannstädter Magistrat M., für die Rumänen der Umgebung einen Katechismus in ihrer Muttersprache herzustellen. (Das einzige bekannte Exemplar verschwand im 19. Jh.). Ein in zwei Exemplaren erhaltenes kirchenslawisches Tetraevangelium (mit „F. M.“ signierten Holzschnitten) war wohl ein Auftragswerk aus der Moldau (1546). Am bedeutendsten ist das um 1551/53 gedruckte kirchenslawisch-rumänische Evangelium (erster Paralleltext, unvollständig erhalten), dessen rumänische Version geschmeidiger ist als die des 1555/60 in Kronstadt von Coresi gedruckten Evangeliars. Die von M. verwendete Übersetzung stammte offenbar auch aus der Moldau. Aufgrund von Drucktypen- und Wasserzeichenvergleich, von Initialen, Monogrammen und Wappen, gelang jüngst der Nachweis der Autorschaft M.s, der damit in der rumänischen Kulturgeschichte einen festen Platz fand.
Literatur
Jáko, Sigismund: Tipografia de la Sibiu şi locul ei în istoria tiparului românesc din sec. al XVI-lea. In: Anuarul Institutului de istorie din Cluj 7 (1964) 97-115.
Demény, Ludovic: Le premier texte roumain imprimé. In: Revue Roumaine d’histoire 4 (1965) 385-412.
Ders. u. Dan Simonescu: Un capitol important din vechea cultură românească (Tetraevanghelul, Sibiu 1546). In: Studii şi cercetări de documentare şi bibliologie, Suppl. zu 7 (1965) 1-18, 33 Faks.
Huttmann, Arnold u. Paul Binder: Contribuţii la biografia lui Filip Moldoveanul, primul tipograf român. In: Limbă şi literatură 16 (1968) 145-174.
Demény, Ludovic: La typographie cyrillique de Sibiu au milieu du XVIe siècle. In: Rumanian Studies. Hrsg. Keith Hitchins. Bd 2. Leiden 1973, 30-47.
Zach, Krista: Orthodoxe Kirche und rumänisches Volksbewußtsein im 15. bis 18. Jh. München 1977.
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