Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Pangalos, Theodoros

 Pangalos, Theodoros, griechischer General und Politiker, * Salamis 11.01.1878, † Athen 27.02.1952.

Leben

 P. absolvierte die Kriegsschule der Evelpiden in Athen, danach die französische Militärakademie von Saint Cyr. 1909 spielte er eine führende Rolle im „Stratiotikos Sindesmos“ (Militärverband). Als Hauptmann im Stabe der 6. Division machte er
den Balkankrieg mit. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges war er Major und Chef des Stabes der 8. Division. Im folgenden Jahr wurde er Professor für Kriegswissenschaft an der Schule der Evelpiden. 1916 schloß er sich der Gegenregierung von Eleftherios Venizelos in Saloniki an und befehligte zunächst das 9. Regiment. Von Juni 1917 bis Anfang 1918 war er Abteilungsleiter im Kriegsministerium und dann als Oberst Kommandeur der Infanterie-Einheiten der 1. Division. Vom Ende des Jahres 1918 bis zum November 1920 war er Generalstabschef des griechischen Heeres und leitete die erste Phase der Expedition nach Kleinasien. Nach der Wahlniederlage der Venizelisten im November und der Rückkehr König Konstantins I. aus dem Exil auf Grund eines Plebiszits (vom 05.12.1920) wurde er aus der Armee entlassen und hielt sich in Eleusis auf. Nach der von Plastiras und Gonatas im September 1922 angeführten Rebellion der Offiziere der geschlagenen griechischen Truppen wurde P. einer der Führer der republikanischen Offiziersliga. Er wurde Leiter der Kriegsschule der Evelpiden und Vorsitzender des Militärgerichts, das fünf für die Katastrophe in Anatolien verantwortlich gemachte Politiker und einen General zum Tode verurteilte. Danach wurde er Ende November 1922 Kriegsminister, trat aber schon im folgenden Monat von diesem Amt zurück, um als Oberbefehlshaber die demoralisierte Armee in Thrazien zu reorganisieren. Im folgenden Jahr wurde er als Abgeordneter für Saloniki ins Parlament gewählt. Dem Kabinett von Alexandros Papanastasiu gehörte er ab März 1924 als Kriegsminister an. Ein schwerer Grenzzwischenfall mit Bulgarien veranlaßte P., am 16. Juni 1925 zusammen mit dem Marinebefehlshaber Alexandros Chatzikiriakos die Macht im Staate zu ergreifen. Er proklamierte Ende September eine neue Verfassung, hob sie aber bereits am 3. Januar 1926 wieder auf und verkündete seine persönliche Diktatur. Am 11. April 1926 ließ er sich zum Staatspräsidenten wählen. Bevor er aber noch weiterreichende Pläne verwirklichen konnte, stürzte ihn ein Gegenputsch des einstigen Mitkämpfers General Georgios Kondilis, den er verbannt hatte, am 21./22. August des gleichen Jahres. Bis 1928 war P. auf Kreta interniert. Die Rückkehr von Venizelos zur Regierung (Juni 1928 - September 1932) brachte ihm zwar die Freiheit, aber keine Rückkehr in die Politik. Unter der Diktatur des Royalisten Ioannis Metaxas (ab April 1936) war ihm auch der Wiedereintritt in die Armee versperrt. Überzeugt, daß militärischer Widerstand gegen die deutsch-italienische Besatzungsmacht nach 1941 aussichtslos sei, plante P. mit General Stilianos Gonatas, durch den Aufbau republikanischer Streitkräfte in der Zeit nach dem deutschen Abzug die Rückkehr König Georgs II. nach Griechenland zu verhindern. Zu diesem Zweck hatte er sowohl zu der mit den Besatzungsmächten zusammenarbeitenden Regierung von Ioannis Rallis (07.04.1943 - 12.10.1944) wie zu dem deutschen Befehlshaber General Hellmuth Felmy Verbindungen angeknüpft. Seine Einwirkungsmöglichkeiten als Republikaner auf die dann aufgestellten „Sicherheitsbataillone“ schwanden indessen rasch. 1950 kandidierte er noch einmal erfolglos für einen Parlamentssitz. In P.’ Person spiegelt sich das Schicksal jener republikanisch gesinnten Anhänger von Venizelos im höheren Offizierskorps wider, die nicht über dessen taktische Wendigkeit verfügten und im Zweiten Weltkrieg zwischen die Räder der Großmächtepolitik und der aus dem Partisanenkrieg sich entwickelnden Volksbewegung gerieten. P.’ Lebenserinnerungen (Ta apomnimonevmata mu 1897-1947) erschienen 1950/59 in zwei Bänden in Athen.

Literatur

Dafnis: Grigorios: I Ellas metaxi dion polemon. 2 Bde. Athen 1955.
I ekstratia is tin Mikran Asian. Bd 1-2. Athen 1957, passim.
Mbredimas, Elias: I proti dimokratia. Istoriki erevna tis tarachodus periodu 1922-1925 apo tu Dimokratiku Manifestu tu Al. Papanastasiu mechri tis diktatorias Pangalu. Athen 1960.
Malenos, Miltiades: I epanastasis tu 1909. Athen 1965.
Richter, Heinz: Griechenland zwischen Revolution und Konterrevolution (1936-1946). Frankfurt 1973.

Verfasser

Gerhard Grimm (GND: 13735374X)

GND: 1050570391

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd1050570391.html


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Empfohlene Zitierweise: Gerhard Grimm, Pangalos, Theodoros, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 388-390 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1389, abgerufen am: (Abrufdatum)

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