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Neculce, Ion, moldauischer Chronist und Staatsmann, * Prigoreni (bei Tîrgu Frumos, Nord-Moldau) um 1672, † ebd. 1745, Sohn des früh (wohl 1677) verstorbenen Bojaren und Schatzmeisters (visternic) Neculce sowie dessen Gemahlin Catrina, Tochter des Iordache Cantacuzino.
Leben
N. verbrachte seine Kindheit in Blăgeşti (bei Paşcani) im Hause seiner Großmutter Alexandra Cantacuzino. 1686 verschlug es ihn für einige Jahre in die Walachei. Nach der Rückkehr in die Moldau (1691) stieg er auf der Stufenleiter der Staatsund Hofämter nach oben, wodurch er sich zwar eine wachsende Geltung sicherte, andererseits aber zunehmend vom Wohlwollen sowie auch vom politischen Schicksal der jeweils regierenden Hospodare abhängig wurde. Seine Anlehnung an die Herrscherfamilie der Cantemireşti wurde noch enger, als er sich mit Maria, der Tochter des vormaligen „hatman“ (Heerführer) Lupu Bogdan, des Schwiegersohns von Constantin Cantemir, vermählte. Nachdem der „vel-spătar“ (Großschwertträger) N. kurzzeitig (1705) unter Mihai Racoviţă das Land hatte verlassen müssen, verschaffte ihm Antioh Cantemir während seiner zweiten Amtsperiode (1705-1707) die Stellung des „hatman“. Einige Jahre später hatte N. in dieser Eigenschaft als Oberkommandierender des moldauischen Heeres sowie als Vertrauter des Fürsten Dimitrie Cantemir offenbar Anteil an den Bemühungen, mit russischer Hilfe die Oberherrschaft der Pforte abzuschütteln. Es kam am 13. April 1711 zum Bündnisvertrag von Luck (Wolhynien) mit Peter dem Großen und zur Aufnahme russischer Truppen in Jassy. Nach der unerwarteten Niederlage Peters des Großen im Pruth-Feldzug bei Stănileşti (18./22.07.1711) gehörte N. zu der großen Gruppe moldauischer Bojaren, die im Gefolge Cantemirs ins Exil unter den Schutz des Zaren flohen, und denen die Gegend um Charkov als Aufenthaltsort zugewiesen wurde. Nach etwa zwei Jahren übersiedelte N. nach Polen und betrieb von dort aus über einen sehr langen Zeitraum hinweg hartnäckig seine Rückkehr in die Moldau, die ihm erst 1719 durch Mihai Racoviţă gestattet wurde. Da N. die Anschuldigung, beim Zustandekommen des Vertrags von Luck beteiligt gewesen zu sein, entkräften konnte, erhielt er auch seine damals eingezogenen Besitzungen zurück. 1731, unter Grigore II. Ghica, finden wir ihn als „vornic al Ţării de Sus“ (Statthalter der nordwestlichen Moldau), ein hohes Amt, das ihm zwei Jahre später unter Constantin Mavrocordat entzogen, 1735 aber unter der zweiten Regierung Ghicas erneut für kürzere Zeit übertragen wurde. Im hohen Alter (ab 1733) machte sich N. an die Abfassung der Chronik „Letopiseţul Ţării Moldovei de la Dabija-Vodă pînă la a doua domnie a lui Constantin Mavrocordat“ (Die Chronik der Moldau vom Woiwoden Dabija an bis zur zweiten Regierung von Constantin Mavrocordat), der er als Vorspann eine Sammlung von 42 historischen Legenden, „O samă de cuvinte“ (Eine Reihe von Aussprüchen), vorausschickte. In einer lebendigen Sprache schildert N. die seiner Meinung nach erwähnenswerten Ereignisse der Zeit von 1661 bis 1743 und bringt damit eine Fortsetzung der Chronik Miron Costins. Da er nicht auf die Verherrlichung eines Hospodaren oder einer Fürstenfamilie abzielt, hebt er sich vorteilhaft von den meist einseitigen „Hofchronisten“ seiner Zeit ab. Der verhältnismäßig geringe historische Aussagewert wird durch das hohe literarische Niveau mehr als ausgeglichen. Nicht umsonst gilt N. als der bedeutendste moldauische Chronist des 18. Jh.s. Ausgaben der „Letopiseţul“ wurden besorgt von Mihail Kogălniceanu (1872), Alexi Procopovici (1932) sowie Iorgu Iordan (1955, 1959²).
Literatur
Velciu, Dumitru: Ion Neculce. Bucureşti 1968 (mit Bibliographie).
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