Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Negri, Costache

Negri, Costache, rumänischer Politiker und Schriftsteller, * Jassy März 1812, † Tîrgu Ocna 10.10.1876, Sohn des Bojaren Petrache N. und der Smaranda N., geb. Donici.

Leben

N. verwaiste früh und zu seinem Vormund wurde der moldauische Dichter Costache Conachi bestellt. Nach Studien in Jassy, Chişinău und Odessa unternahm er zwischen 1832 und 1843 nacheinander mehrere Auslandsreisen nach Österreich, Deutschland, Frankreich und vor allem nach Italien, was ihm Gelegenheit bot, seine Kenntnisse zu bereichern. Zugleich schloß er sich der rumänischen Befreiungsbewegung an. Sein Gut Mînjina wurde zum wichtigsten Treffpunkt der Patrioten aus der Walachei und der Moldau. Von 1846 bis 1849 war er wieder im Ausland. Er nahm an den revolutionären Ereignissen im Februar 1848 in Paris teil und war kurz darauf, am 15. Mai, Zeuge der großen Versammlung der Rumänen in Blaj; er unterschrieb dann das revolutionäre Programm „Unsere Prinzipien für die Reform des Vaterlandes“. Später betätigte er sich gemeinsam mit Alexandra Ioan Cuza und anderen Patrioten in dem in Tschernowitz (Bukowina) gegründeten „Moldauischen Revolutionskomitee“. Als Grigore Alexandra Ghica, der liberale Anschauungen hegte, im Mai 1849 zur Herrschaft gelangte, kehrte N. in die Moldau zurück und wurde zum Richter, danach zum Pîrcălab (Bezirkshauptmann) von Galatz, dem moldauischen Donauhafen, ernannt. 1854-1856 bekleidete er das Amt eines Ministers für öffentliche Arbeiten und führte diplomatische Missionen in Wien und Istanbul aus. Er war einer der Führer der Bewegung für die Vereinigung der Fürstentümer, ab 22. September 1857 Abgeordneter und ab 4. Oktober 1857 Stellvertretender Vorsitzender der ad-hoc-Versammlung der Moldau, schließlich auch Thronanwärter. Nach der Wahl seines Freundes Cuza zum Fürsten der Moldau (17.01.1859) und der Walachei (05.02.1859) wurde N. einer seiner vertrautesten Ratgeber, lehnte es jedoch ab, Premierminister bzw. 1864 Vorsitzender des Abgeordnetenhauses zu werden. Er stand an der Spitze der Delegation, die der neue Herrscher aussandte, um von der Hohen Pforte die Anerkennung seiner Wahl zu erzielen. Im Herbst 1859 wurde er diplomatischer Vertreter der Vereinigten Rumänischen Fürstentümer in Istanbul. Diesen Posten hatte er sieben Jahre, bis zum Sturz Cuzas (23.02.1866) inne und war eigentlich dessen Hauptstütze auf dem Gebiet der Außenpolitik. N. wahrte die Interessen seines Landes mit großer Festigkeit und bereitete die Erringung der Unabhängigkeit vor. Er erwarb sich besondere Verdienste um die Erzielung der Anerkennung von Cuzas Doppelwahl und der administrativ-politischen Vereinigung, bei der Säkularisierung des Heiligen Stätten im Ausland unterstellten Klosterbesitzes, auch trug er viel dazu bei, die Pforte und die europäischen Großmächte zur Anerkennung des neuen Parlaments zu veranlassen, das Cuza am 14. (2.) Mai 1864 eingesetzt hatte. Nach Cuzas Entthronung lehnte N. alle Ämter und Würden ab und zog sich nach Tîrgu Ocna zurück, einem moldauischen Städtchen, wo er bis zu seinem Tode zurückgezogen lebte. Seine literarischen Schriften (Versuri, proză, scrisori) erschienen 1909 bzw. erneut in zwei Bänden (Scrieri) 1966 in Bukarest, seine sozial-politischen Schriften (Scrieri social-politice) wurden 1978 in Bukarest herausgegeben.

Literatur

Missail, Gheorghe: Costache Negri. Bucureşti 1877.
Teleor, Dimitrie: Oameni mari ai României: Costache Negri. Bucureşti 1909.
Munteanu-Bîrlad, Gh. N.: Costache Negri. Viaţa şi vrednicia lui. Bucureşti 1911.
Boldan, Emil: Costache Negri - epistolierul. In: Limbă şi literatură 8 (1964) 213-245.
Martinescu, Pericle: Costache Negri. Bucureşti 1966 (mit Bibliographie).

Verfasser

Dan Berindei (GND: 128824700)


GND: 11947865X

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/11947865X

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Empfohlene Zitierweise: Dan Berindei, Negri, Costache, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 302-303 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1443, abgerufen am: (Abrufdatum)

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