Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Petar II. Karadjordjević
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Petar II. Karadjordjević

Peter II. (Petar) Karadjordjević, König von Jugoslawien 1934-1945, * Belgrad 06.09.1923, † Los Angeles 03.11.1970, Sohn König Alexanders I. und der Maria, der Tochter König Ferdinands von Rumänien; verheiratet ab 1944 mit Prinzessin Alexandra von Griechenland.

Leben

P. hat nur wenige Wochen als König unmittelbar die Geschicke seines Landes geleitet. Nachdem sein Vater während eines Staatsbesuches in Frankreich am 9. Oktober 1934 in Marseille einem Attentat zum Opfer gefallen war, hatte sein Onkel Paul Karadjordjević als Vorsitzender des Regentschaftsrates (mit Radenko Stanković und Ivo Perović) für den noch minderjährigen Thronfolger die Regierungsverantwortung übernommen. Die Politik der folgenden Zeit wurde hauptsächlich von Milan Stojadinović und seiner „Jugoslawischen Radikalen Union“ (Jugoslavenska Radikalna Zajednica, JRZ) sowie von Dragiša Cvetković und Vladimir Maček und derem Sporazum (26.08.1939) bestimmt.
Der Militärputsch des Generals Dušan Simović, der gegen den Beitritt Jugoslawiens zum Dreimächtepakt gerichtet war, brachte den für volljährig erklärten P. am 27. März 1941 nominell zur Regierung. Den verzweifelten Bemühungen des neuen Kabinetts, den außenpolitischen Neutralitätskurs abzusichern und Jugoslawien aus dem Kriegsgeschehen herauszuhalten (u. a. Abschluß eines Freundschafts- und Nichtangriffspaktes mit der UdSSR am 05.04.1941), blieb allerdings der Erfolg versagt. Den am 6. April 1941 blitzartig mit der Bombardierung Belgrads einsetzenden Balkanfeldzug Hitler-Deutschlands waren die Widerstandskräfte des Landes nicht gewachsen. Am 17. April 1941 mußte die jugoslawische Armeeführung kapitulieren. Der König ging über Athen und Jerusalem nach Großbritannien ins Exil. Seine Londoner Exilregierung amtierte bis zum 13. Januar 1942 noch unter Simović, der dann von Slobodan Jovanović abgelöst wurde. Vom September 1943 bis März 1944 verlegte die Exilregierung ihren Sitz nach Kairo. Sie fand zwar die Anerkennung der Westmächte und suchte sich in die alliierte Kriegsplanung in Südosteuropa und insbesondere in den jugoslawischen Partisanenkampf gegen die deutschen Besatzungstruppen einzuschalten, die einseitige Parteinahme zugunsten der royalistischen Četnici des Draža Mihailović, der zum Kriegsminister des Londoner Kabinetts ernannt wurde, ließ ihren unmittelbaren Einfluß auf das Geschehen im Lande aber zusehends schwinden. Schon auf der zweiten Sitzung des „Antifaschistischen nationalen Befreiungsrates Jugoslawiens“ (Antifašističko veće narodnog oslobodjenja Jugoslavije, AVNOJ) am 29. November 1943 in Jajce wurde der Beschluß gefaßt, dem König die Rückkehr zu verwehren, bis das Volk selbst über die künftige Staatsform Jugoslawiens entschieden habe. Am 1. November 1944 einigten sich Tito und der neue Premier der Exilregierung Dr. Ivan Šubašić auf der Grundlage des am 16. Juni 1944 auf der dalmatinischen Insel Vis (Lissa) getroffenen Abkommens über die Modalitäten bis zur Durchführung des Plebiszits. Unter dem Druck der Westmächte mußte der König zustimmen. Die Wahlen zur Konstituierenden Nationalversammlung vom 11. November 1945 brachten der „Volksfront“ die erwartete Stimmenmehrheit. Mit der Errichtung der „Föderativen Volksrepublik Jugoslawiens“ am 29. November 1945 verloren der König und die Dynastie der Karadjordjevići endgültig die Thronrechte. Nach der Anerkennung Titos versagten die Westmächte dem entthronten König die weitere Unterstützung. Er lebte seither zurückgezogen im westlichen Exil.
P.s Memoiren (A king’s heritage) erschienen 1954 in New York und 1955 in London.

Literatur

Dungern, Otto Carl Ludwig von und Aleksandar Omčikus: Kralj Petar II i knez namesnik Pavle, potomci starih srpskih vladalaca. Zagreb 1937.
For a king’s love. The intimate recollections of Queen Alexandra of Yugoslavia. London 1956.
Rendel, George: The sword and the olive. Recollections of diplomacy and the foreign service 1913-54. London 1957.
Čulinović, Ferdo: Slom stare Jugoslavije. Zagreb 1958.
Hoptner, Jacob B.: Yugoslavia in crisis, 1934-1941. New York, London 1962.
Marić, Mihailo: Kralj Petar i vlada u emigraciji. Zagreb 1966.
Ristić, Dragiša N.: Yugoslavia’s revolution of 1941. London, Pa. 1966.
Vuković-Birčanin, Momčilo: Kralj Petar II. Karadjordjević (1923-1970). Minhen 1975.

Verfasser

Edgar Hösch (GND: 105823724)


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Empfohlene Zitierweise: Edgar Hösch, Petar II. Karadjordjević, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 433-434 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1521, abgerufen am: (Abrufdatum)

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