Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Pray, György
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Pray, György

Pray, György, ungarischer Geschichtsschreiber, * Neuhäusel (Érsekújvár, Komitat Neutra, heute Nové Zámky, Slowakei) 11.09.1723, † Pest 23.09.1801.

Leben

P. kam 1740 als Jesuitenzögling an das Wiener Ordenskollegium St. Anna. Seine philosophischen Studien setzte er an der Universität von Tyrnau fort. Danach unterrichtete er in Fünfkirchen, Großwardein und anderen ungarischen Städten. Nach seiner Priesterweihe (1754) wurde P. Lehrer am Wiener Theresianum, danach an den Akademien von Raab, Tyrnau und Ofen. Aufgrund seiner ersten wissenschaftlichen Erfolge entließ man ihn 1761 aus dem Lehrerdienst, so daß er als Bibliothekar seine historischen Forschungen fortsetzen konnte. Nach der Auflösung des Jesuitenordens (1773) war P. Bibliothekar in Preßburg, danach übte er seinen Beruf als Priester wieder aus. Nach 1777 bekleidete er - von Maria Theresia zum „Historiographus Hungariae“ ernannt - das Amt eines Bibliothekars an der von Tyrnau nach Ofen verlegten Universitätsbibliothek. 1790 wurde P. zum Domherrn von Großwardein ernannt und 1797 zum Titularabt. Gegen Ende seines Lebens hat sich P. noch mit rechtshistorischen und theologischen Arbeiten befaßt sowie Diplomatik an der Ofener Universität unterrichtet.
P.s Arbeiten unterlagen dem Einfluß der zeitgenössischen Kirchengeschichtsschreibung in Europa. Die Quellenerschließung und deren Herausgabe führte P. - wie auch andere jesuitische Geschichtsschreiber des 18.Jh.s - unter strengen quellenkritischen Gesichtspunkten durch. Dabei beschäftigte er sich vor allem mit den Quellen zur mittelalterlichen Geschichte von Ungarn. Mit P.s Namen sind mehrere wichtige Quellenveröffentlichungen verbunden, unter ihnen eines der ersten ungarischen Sprachdenkmäler, die „Halotti beszéd és könyörgést (auch Pray-Kodex, aus dem Ende des 12. Jh.s), das in seiner „Dissertatio historico-critica de sacra dextera divi S. Stephani“ 1771 in Wien veröffentlicht wurde. Die Bedeutung von P.s Geschichtsschreibung wurde dadurch gesteigert, daß er zum ersten Mal das Quellenmaterial der zentralen Regierungsbehörden heranzog. P. verfaßte auch als erster eine vollständige ungarische Geschichte, die „Historia regum Hungariae“ (3 Bde, Buda 1801). Seine Werke, vor allem die die politische und Kirchengeschichte behandelnden Werke, hat P. in Latein geschrieben. In zahlreichen Streitschriften verteidigte er die Auffassung von dem finnisch-ugrischen Ursprung der Ungarn. Zu seinen Hauptwerken zählen neben den bereits erwähnten: „Annales veteres Hunnorum, Avarorum et Hungaro- rum“ (Wien 1761), „Annales regum Hungariae 997-1564“ (5 Bde, Wien 1763/70), „Supplementum ad Annales veteres“ (Tyrnau 1764), „Indet rariorum librorum“ (2 Bde, Buda 1780) und „Epistolae procerum regni Hungariae 1490-1711“ (Wien 1805).

Literatur

Hóman, Bálint: Tudományos történetírásunk megalapítása a XVIII. században. Budapest 1920.
Lischerong, Gáspár: Pray György élete és munkái. Budapest 1937.
Vértesy, Miklós: Pray György. In: A Könyvtáros 8 (1958) H. 9.

Verfasser

Jószef Nagy


GND: 129982121

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/129982121

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Empfohlene Zitierweise: Jószef Nagy, Pray, György, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 475-476 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1551, abgerufen am: (Abrufdatum)

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