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Rabutin-Bussy, Johann Ludwig Graf, kaiserlicher Feldmarschall, * Paris 1642, † Wien 16.11.1717.
Leben
Der aus einem hochburgundischen Adelsgeschlecht stammende R. trat 1683 in die kaiserliche Armee ein, in der er bereits 1689 zum General der Kavallerie avancierte. 1696 ernannte ihn Kaiser Leopold I. zum Militärkommandanten und damit zum eigentlichen Vertreter der Regierung in Siebenbürgen. Mit seinem 20 000 Mann starken Korps begünstigte R. 1697 den überragenden Sieg des Prinzen Eugen bei Zenta über die Türken. Wegen der geringen Stärke seiner Truppen, die an den Grenzschutz gegen die Türken gebunden waren, vermochte R. nach Ausbruch des Kuruzzenaufstandes die Wahl Franz' II. Rákóczys zum Fürsten von Siebenbürgen im Juli 1704 in Karlsburg (Alba Julia, Gyulafehérvár) nicht zu verhindern. Der im gleichen Jahr zum Feldmarschall beförderte R. beschränkte sich militärisch darauf, den Raum um Hermannstadt (Sibiu) besetzt zu halten. Im Herbst 1705 gewann R. mit seinem durch Truppenzuzüge inzwischen verstärkten Korps Siebenbürgen beinahe zur Gänze zurück. Zu Beginn des Jahres 1706 erreichte ihn der kaiserliche Befehl, nach Ofen zu ziehen, um sich dort mit der Armee unter Feldmarschall Graf Guido von Starhemberg zu vereinigen. Uber Deva und Großwardein (Oradea) wandte sich R. gegen Szolnok, das er nach vorhergehender Zerstörung durch den Feind neu befestigte. Danach verfolgte er jedoch eigenmächtig die sich zurückziehenden Kuruzzentruppen unter Graf Sándor Károlyi bis Kaschau, das er nach Einäscherung der Stadt Miskolc allerdings ohne Erfolg belagerte. Im Winter 1706/07 schließlich zum schwierigen Rückzug über Debrecen nach Pest gezwungen, mußte R. damit Ostungarn und einen Großteil von Siebenbürgen den Aufständischen überlassen. Im Feldzug des Jahres 1707 oblag R. die Aufgabe, die Kuruzzen unter Vak (János ) Bottyán in Transdanubien zu bekämpfen, und war damit soweit erfolgreich, als daß er diese durch seine Kriegszüge von weiteren Einfällen in die ohnehin schon mehrere Male verheerten steirischen Grenzgebiete abhalten konnte. Nach einem kurzen Sommeraufenthalt in Wien, wo er im Kriegsrat Kaiser Joseph I. dazu bewegte, Siebenbürgen nicht - wie schon geplant - ganz aufzugeben, führte R. unangefochten sein Korps Ende August über das von ihm besetzte Papa, weiter über Ofen, Szeged und Arad nach Siebenbürgen, das er im Oktober erreichte und von den Kuruzzenscharen weitgehend befreite. Nach dem Fall der letzten von den Rebellen gehaltenen siebenbürgischen Festung Görgény im Januar 1708 wurde R. wegen einer schweren Erkrankung nach Wien abberufen. Trotz seiner Ernennung zum Geheimen Rat (1712) erhielt R. auch später kein militärisches Kommando mehr.
Strenge, Grausamkeit und Hochmut machten R. beim Volk unbeliebt, politische Fähigkeiten besaß er so gut wie keine; als Truppenführer zeichnete sich R. neben persönlicher Tapferkeit mehr durch Eigensinn, fehlenden Weitblick und Selbstüberschätzung als durch überzeugende Erfolge aus, womit seine mangelnde Begabung zum Feldherrn unterstrichen wird.
Literatur
Kriegs-Chronik Österreich-Ungarns. Militärischer Führer auf den Kriegsschauplätzen der Monarchie. 3. T.: Der südöstliche Kriegsschauplatz in den Ländern der ungarischen Krone. In: Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs. NF. 4 (1889) 177-226.
Gömöry, Gusztáv: Rabutin-Bussy tábornok naplójából 1704-okt. havából. In: Hadtört. Közl. 8 (1895) 122-127.
Gérard-Gailly, E.: Un académien grandseigneur et libertin au XVIIe siécle. Bussy-Rabutin, sa vie, ses oeuvres et ses amies. Paris 1909, 19-23, 404-405.
Redlich, Oswald: Das Werden einer Großmacht. Österreich von 1700 bis 1740. Baden b. Wien, Leipzig 1938.
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