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Ráday, Pál, ungarischer Staatsmann und Diplomat, * Losonc (Komitat Nógrád) 02.07.1677, † Péczel (Komitat Pest-Pilis-Solt-Kiskun) 20.05.1733, Sohn des Pester Vizegespans Gáspár R., aus verarmtem Mitteladel.
Leben
R. verbrachte seine Kindheit in Nógrád und studierte dann in Losonc, Schemnitz und Kremnitz. 1695, nach Abschluß seiner Studien, verfügte er über weitreichende juridische, historische und theologische Kenntnisse. Er sprach deutsch, französisch und slowakisch und schrieb lateinisch. Von 1698 bis 1699 fungierte R. als Sekretär des Bans von Kroatien, des Grafen Simon Forgách, 1699 war er - in Nachfolge von Pál Kajali - Notar des Komitates Nógrád. 1703 wurde er Anhänger Franz’ II. Rákóczy und unterstützte dessen Freiheitskampf. Rákóczy machte ihn zu seinem Sekretär, dann zum Direktor der fürstlichen Kanzlei. 1704 wurde R. als Gesandter nach Polen, Schweden und Preußen geschickt. Im gleichen Jahr nahm er gemeinsam mit Miklós Bercsényi an den mit den Habsburgern geführten Friedensverhandlungen in Schemnitz teil. 1705 heiratete R. Klára Kajali, die Tochter von Pál Kajali. Seit demselben Jahr führte er das ganze diplomatische Korps der Kuruzzen, und 1707 wurde er Direktor der siebenbürgischen Kanzlei und Auditor (ülnök, Beisitzer) der Adeligen Companie, die sich mit der Ausbildung der Kuruzzenoffiziere befaßte. Ebenfalls 1707 weilte R. als Abgesandter bei Peter I. dem Großen und wirkte bei dem Geheimvertrag mit, den Rákóczy und Peter der Große in Warschau schlossen. 1708 nahm er an der Schlacht von Trentschin, die mit einer Niederlage endete, und an den Friedensverhandlungen von Tyrnau teil. Ab 1709 fungierte R. als Leiter der Kriegskanzlei der Kuruzzen und war innigster und vertrautester Mitarbeiter Rákóczys, bis dieser nach Polen floh und der Friede von Sathmar (29.04.1711) die Aufständischen amnestierte.
Nach 1712 war R. Landtagsabgeordneter des Komitates Nógrád und trat als solcher für die Interessen der Protestanten ein. 1721 wirkte er als Mitglied der Pester Kommission, die sich mit der Untersuchung der kirchlichen Beschwerden der Protestanten beschäftigte. R. war der erste Superintendent der kalvinischen Kirche. R. galt auch als ausgezeichneter Publizist. Er schrieb Manifeste und Flugschriften („Manifestum“, 1704; „Responsio“, 1706; „Explosio“, 1706) und redigierte die Kuruzzenzeitung „Mercurius Veridicus“. Er war ein begabter Dichter. 1710 schrieb er ein Gebetbuch für die kalvinische Kirche („Lelki hódolás“ [Huldigung der Seele]). Er unterstützte außerdem die Herausgabe des „Dictionarium Latino-Hungaricum et Hungarico-Latinum“ (Leutschoviae 1710) von Ferenc Pápai-Páriz, die wissenschaftliche Tätigkeit von Matthias Bél und die künstlerische Tätigkeit von Ádám Mányoki. Als einer der ersten ungarischen Büchersammler schuf er die Grundlagen für die spätere Ráday-Bibliothek.
Literatur
Ráday Pál napló-irása 1677-1720. In: Rákóczi-tár. Bd 1. Hrsg. Kálmán Thaly. Pest 1868.
Négyesy, László (Hrsg.): Ráday Pál munkái. Budapest 1889.
Szinnyei, József: Magyar írók élete és munkái. Bd 11. Budapest 1906, 350-352.
Gorzó, Gellért: Rádai Ráday Pál. Budapest 1915.
Gárdonyi, Albert: Ráday Pál jogvitája a pestvárosi tanáccsal. In: Protestáns Szemle (1927).
Bottyán, János: Ráday Pál emlék-est és kiállítás a Ráday-könyvtárban. In: Református Egyház 6 (1954) H. 8, 6-7.
Benda, Kálmán: Ráday Pál politikai iratai. In: Levéltári Közlemények 25 (1954) 141-151.
Ráday Pál iratai. Hrsg. Kálmán Benda (u. a.) 2 Bde. Budapest 1955/61.
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