Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Radu IV. cel Mare

Radu IV., der Große (Radu cel Mare), Fürst der Walachei 1495-1508, † April 1508, Sohn Vlads IV., des Mönchs (Vlad Călugărul) und der Samonida, Enkel von Vlad Dracul, Urenkel von Mircea dem Alten; verheiratet mit der Fürstin Cătălina.

Leben

 R. wurde 1494, noch zu Lebzeiten seines Vaters, als Mitherrscher auf den Fürstenthron berufen. Das überlieferte Attribut „der Große“ geht weder auf kriegerische Verdienste noch auf spektakuläre Siege zurück. R. war zeitlebens ein ergebener Vasall Bayezids II. und erkannte 1507 auch Wladislaw II. Jagiełło von Ungarn als Lehnsherren an, wofür ihm dieser das Gebiet Geoagiul de Jos mit 19 Dörfern schenkte. Dem Sultan überbrachte er alljährlich seine Huldigung, und die Türken sahen sich während seiner Herrschaft ein einziges Mal veranlaßt, die Donau in nördlicher Richtung zu überqueren, als sie 1497 dem moldauischen Fürsten Stefan dem Großen, der Krieg gegen Johann Albrecht von Polen führte, zu Hilfe eilten. Auch mit der Moldau hielt R. bis zu Stefans Tod (1504) Frieden; unter dessen Nachfolger Bogdan III., dem Einäugigen (Bogdan cel Orb) mischte er sich jedoch in die moldauischen Erbfolgewirren ein, ohne daß es allerdings deswegen zu kriegerischen Handlungen zwischen den beiden Fürstentümern gekommen wäre. R. hat sich insbesondere als Organisator der Landeskirche und auf kulturellem Gebiet hervorgetan. 1496 ließ er das völlig zerfallene Kloster Govora neu aufbauen und beschenkte es mit 11 Gütern. 1504 berief er den von der Pforte abgesetzten Patriarchen Nifon II., um die Landeskirche zu organisieren. Den Sitz des Metropoliten ließ er von Argeş in die walachische Hauptstadt Tîrgovişte verlegen. Unter Nifon wurde zu den bereits bestehenden zwei Bistümern noch ein drittes Bistum in Buzău gegründet. Nifon machte sich auch um die Straffung der Kirchenregeln und der kirchlichen Organisation verdient. Weil er sich jedoch in Familienangelegenheiten des Fürsten einmischte, mußte er die Walachei verlassen und ging auf den Athos, wo er kurz darauf, im Jahre 1508, verstarb. Besondere Bedeutung für die kulturelle Entwicklung der Walachei spielte der Entschluß R.s, den montenegrinischen Mönch und Drucker Makarije (Makarios) von Cetinje in die Walachei zu holen. Makarije hatte die Buchdruckerkunst in Venedig erlernt und sein Handwerk in der ersten serbischen - von Djuradj Crnojević in Cetinje errichteten - Druckerei ausgeübt. Das erste von ihm in der Walachei gedruckte Kirchenbuch war ein Liturgikon in kirchenslawischer Sprache, das jedoch erst unter R.s Nachfolger Mihnea I. des Schlechten  (Mihnea cel Rău) erschien. Druckereistätte war wahrscheinlich das unter Mircea errichtete und von R. 1499-1501 renovierte Kloster Dealu bei Tîrgovişte. Die neue Klosterkirche galt als die schönste jemals in der Walachei errichtete Kirche und beeinflußte in den darauffolgenden Jahrhunderten nachhaltig den walachischen Kirchenbau. Das Kloster Dealu spielte auch in der Folgezeit eine wichtige Rolle als Kulturzentrum der Walachei. Als Militärgymnasium „Nicolae Filipescu“ erlangte es zwischen 1912 und 1948 neue Bedeutung.

Literatur

Popescu, Nicolae M.: Nifon II. Patriarhul Constantinopolului. In: An. Acad. Rom., Memorii. Secţia Istorică 34 (1913/14) 731-798.
Lăpedatu, Alexandru: Politica lui Radul cel Mare 1495-1508. In: Lui Ion Bianu amintire. Bucureşti 1916, 192-223.
Giurescu, Constantin C.: Istoria Românilor. Bd 2/1. Bucureşti 1940, 125-131.
Bălan, Constantin: Mănăstirea Dealu. Bucureşti 1968.
Ştefănescu, Ştefan: Ţara Românească de la Basarab I „Intemeietorul“ pînă la Mihai Viteazul. Bucureşti 1970.
Documenta Romaniae Historica. B. Ţara Românească. Vol. I (1247-1500)-Vol. II (1501-1525). Bucureşti 1966-1972.

Verfasser

Dionisie Ghermani (GND: 118893238)

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Empfohlene Zitierweise: Dionisie Ghermani, Radu IV. cel Mare, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 16-17 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1575, abgerufen am: (Abrufdatum)

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