Rákóczi von Felsővadász, György (Georg) I., Fürst von Siebenbürgen 1630-1648, * Szerencs (Komitat Zemplin) 08.06.1593, † Karlsburg (Gyulafehérvár, Komitat Alsó-Fehér, heute Alba Iulia) 11.10.1648, Sohn des Zsigmondi R. und dessen zweiter Gemahlin Anna Gerendi.
Leben
Als reichster protestantischer Aristokrat Oberungarns spielte R. seit seiner Jugend eine große Rolle im öffentlichen Leben. Mit 18 Jahren Kapitän der Festung Ónod, wurde er im Jahre 1615 zum Obergespan des Komitats Borsod ernannt. Als der Fürst von Siebenbürgen, Gábor Bethlen, 1619 den Krieg gegen die Habsburger begann, schloß sich R. ihm an, wurde Hauptkapitän von Kaschau und als solcher Kommandant aller Truppen und Festungen in Oberungarn. Im zweiten Feldzug Bethlens 1624 kämpfte er als Korpskommandant. Nach dem Tode Bethlens wählte ihn der Landtag von Schäßburg am 26. November 1630 zum Fürsten von Siebenbürgen. R. war vor allem bestrebt, die fürstliche Macht zu stärken: er nahm die in Privathände gekommenen Dominien zurück, konfiszierte das Vermögen der großen Familien und brach so die Macht der Aristokratie. Seine Herrschaft beruhte auf den fürstlichen und Familiengütern - letztere ließ er hemmungslos vermehren. Im Dreißigjährigen Krieg schloß er sich dem antihabsburgischen Lager an und griff nach einem am 16. November 1643 in Karlsburg mit der schwedischen Königin Christine geschlossenen Bündnis zu den Waffen. Im Jahre 1644 besetzte er ganz Oberungarn und vereinigte im Juni 1645 seine Truppen mit der schwedischen Armee, die Brünn belagerte. Am 22. April 1645 hatte er zu Munkács noch mit Ludwig XIV. von Frankreich ein Bündnis geschlossen. Die Pforte mißbilligte jedoch den Feldzug seines Vasallen, und R. mußte noch im August 1645 seine Truppen zurückziehen. Am 15. Dezember 1645 schloß er zu Linz den Frieden mit Kaiser Ferdinand III. Er bekam darin auf Lebenszeit die schon Bethlen zugestandenen sieben Komitate, also den östlichen Teil Oberungarns, verbürgt; der Kaiser versprach zudem die Aufrechterhaltung der ständischen Rechte sowie die Religionsfreiheit für alle Protestanten in Ungarn, auch für die Bauern, womit der bislang geltende Grundsatz „cuius regio, eius religio“ zum erstenmal durchbrochen wurde. Es war R.s politischen Bemühungen und Verbindungen zu verdanken, daß 1648 im Westphälischen Frieden auch die Selbständigkeit Siebenbürgens inartikuliert wurde. In seinen letzten Lebensjahren, besonders nach dem Tode Wladislaws IV. (20.05.1648), bemühte er sich um den polnischen Thron. R. war ein eifriger Kalvinist. Er und seine Frau Zsuzsanna Lorántffy waren große Gönner von Kirche und Schulen; besonders wurde das reformierte Kollegium in Sárospatak von ihnen unterstützt und ausgebaut. Andersgläubigen stand R. jedoch wenig tolerant gegenüber. So duldete er nicht die Unitarier und verfolgte die Judaisanten genannten Sabbatarier.
Literatur
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Ders.: I. Rákóczi György. Budapest 1893.
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