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Samuel (Samuil), bulgarischer Zar 997-1014, † Prilep 06.10.1014, jüngster Sohn des Komiten Nikola.
Leben
Nach dem ersten russischen Einfall in Bulgarien starb Zar Petŭr I. (969), und sein Sohn Boris II. sah sich nach einem zweiten russischen Überfall als Gefangener in der Residenzstadt Preslav. Nun aber erkannte Byzanz die Gefahr, die auch seinem Reich durch die Russen drohte, verbündete sich mit Boris und vertrieb die Eroberer. Der byzantinische Kaiser Johannes I. Tzimiskes, der ursprünglich als Freund und Befreier gekommen war, dachte im weiteren nicht daran, Bulgarien den Bulgaren zu überlassen. Nach der Gefangennahme des Zaren und dessen Entführung in die byzantinische Hauptstadt mußten die bulgarischen Gebiete, die der russische Fürst Svjatoslav (945-972) besetzt hatte, die byzantinische Herrschaft anerkennen. Die unterworfenen Gegenden machten die Osthälfte des Reiches aus, d.h. etwa die Gebiete von der Donau bis südlich des Balkangebirges und vom Schwarzen Meer bis zum Lauf des Iskŭr und bis zum Gebirge von Ichtiman. Die westliche Reichshälfte mit dem Zentrum Prespa und später Ochrid blieb von den Angriffen der Russen und somit auch der Byzantiner verschont. Seit der Regierung des schwächlichen Zaren Petŭr führten hier mehrere Boljaren eine von der Zentralgewalt unabhängige und eigenständige Politik. Unter ihnen schien der Komit Nikola mit seinen Söhnen David, Moses, Aaron und S. die hervorragendste Stellung eingenommen zu haben. Der Titel „Komit“ (comes) dürfte am ehesten als ein vom Zaren eingesetzter Verwalter eines größeren Gebietes verstanden werden. Die Familie des Nikola, ihre Politik und vor allem die Tätigkeit des jüngsten Sohnes S. waren aufs engste mit dem Untergang des Ersten Bulgarischen Reiches verbunden. Im Jahre 976 nützten die vier Brüder (der Vater war inzwischen verstorben) die inneren Zwistigkeiten im byzantinischen Reich nach dem Tode Johannes I. aus und befreiten die unter byzantinischer Oberherrschaft stehende östliche Hälfte Bulgariens. Der neue Kaiser Basileios II. mußte seine ganze Aufmerksamkeit auf die Ereignisse in Kleinasien richten, so daß die Brüder ungehindert nach Südmazedonien und Thessalien Vordringen konnten. Während der Belagerung von Serrhes fiel jedoch Moses, und etwa zur selben Zeit wurde der älteste der Brüder, David, ermordet. Von 976 bis 979 belagerten Aaron und S. mit einem starken Heer vergeblich Larissa. 979 konnten die bulgarischen Thronfolger Boris und Roman aus der byzantinischen Gefangenschaft entkommen; an der bulgarischen Grenze wurde Boris jedoch irrtümlich erschossen. Roman wurde zum bulgarischen Zaren ausgerufen, obwohl schon jetzt S. alle Macht in seinen Händen hielt. Als 983 Larissa endlich von den Bulgaren eingenommen werden konnte, verbreitete sich in Byzanz Schrecken über die bulgarische Gefahr. Basileios suchte zunächst durch Intrigen die beiden Brüder zu entzweien. Aaron zeigte sich auch zum Verrat bereit, S. konnte aber den Plan rechtzeitig aufdecken und rottete die Familie Aarons mit Ausnahme des Sohnes Ivan Vladislav aus. Basileios rüstete nun zu einem Gegenschlag, zog mit einem großen Heer über Adrianopel und Plovdiv nach Serdika (Sofia) und belagerte erfolglos die Stadt. Auf dem Rückzug wurden die byzantinischen Truppen am 17. August 986 von S. überfallen und völlig aufgerieben. Den Bulgaren fielen das Kaiserzelt und der Kronschatz in die Hände. Daraufhin setzte S. seine Offensiven fort. Zwischen 987 und 989 wurde Durazzo eingenommen und die Adriaküste erreicht. In Südmazedonien fielen Berrhoia und Servia. Von 991 bis 995 wandte sich Basileios erneut nach Westen gegen die Bulgaren. Bei Voden mußten die Bulgaren zurück weichen, Zar Roman geriet zum zweiten Male in byzantinische Gefangenschaft. Von nun an galt S. als Alleinherrscher, auch wenn er den Zarentitel erst nach dem Tode Romans 997 annahm. Die Residenzstadt und der Sitz des Patriarchen blieben weiterhin Ochrid. Als Basileios von 995 an wieder den Ereignissen im Ostteil seines Reiches mehr Aufmerksamkeit schenken mußte, griff S. überraschend Thessalonike an und zog weiter nach Nord- und Mittelgriechenland bis nach der Peloponnes. Auf dem Rückzug wurden die Bulgaren aber am Fluß Spercheios, unweit der Thermopylen, von dem byzantinischen Feldherrn Nikephoros Uranos vernichtend geschlagen (997). S. konnte sich nur mit Mühe zur bulgarischen Grenze retten. Trotzdem setzte er seine Aktivitäten fort und griff 998 das benachbarte Serbien an. Fürst Ivan Vladimir geriet in bulgarische Gefangenschaft, und Serbien mußte die bulgarische Herrschaft anerkennen. Nachdem Ivan Vladimir die Tochter S.s, Kosara, geheiratet hatte, durfte er jedoch in seine Heimat zurückkehren. Allmählich wurde immer deutlicher, wie erschöpft Bulgarien durch die langen Feldzüge war. Die Zentralgewalt wurde dazu noch von den vielen unabhängigen Boljaren geschwächt. Um die Jahrtausend wende trat eine folgenschwere Veränderung der bulgarischen Situation ein: Basileios entwickelte eine aktive Außenpolitik gegen Bulgarien, nachdem er die drohende Arabergefahr gebannt hatte. Das Ziel des byzantinischen Kaisers war nicht die Zurückgewinnung von Gebieten, sondern die Eroberung und Unterwerfung Bulgariens. 1001 begann Basileios mit der Einnahme des nordöstlichen Bulgariens, da diese Gebiete dem Staatszentrum am entferntesten lagen. Ein Jahr darauf drangen seine Truppen trotz erbitterten Widerstandes in Mazedonien und Thessalien ein. Die Städte Servia und Voden mußten nach längerer Belagerung übergeben werden. 1003 fiel Vidin nach achtmonatiger Belagerung durch Verrat. Daraufhin wandte sich Basileios nach Niš und Skopje und nahm beide Städte ein (1004). Die verzweifelten Aktionen S.s gegen Basileios konnten bereits nichts mehr erreichen; hinzu kam, daß einzelne Boljaren zu Basileios überliefen. Durch den Angriff der Normannen in Italien war der byzantinische Kaiser 1005 gezwungen, den Kriegsschauplatz im Westen zu verlassen. 1014 rüstete er jedoch zu einem neuen und letzten Feldzug. Am Belasica-Paß beim Dorf Ključ im oberen Strumagebiet ließ S. eine große Mauer gegen die byzantinischen Soldaten errichten. Hier wurden die Bulgaren am 29. Juli eingekreist und vernichtend geschlagen. Der verletzte S. mußte das Schlachtfeld vorzeitig verlassen. Ein paar Tage später kam es zwischen dem Thronfolger Gavrail Radomir und den Byzantinern zu einer kleineren Schlacht, in der der Anführer Theophylaktos Botaneiates von Radomir getötet wurde. Aus Rache ließ Basileios daraufhin die gefangenen bulgarischen Soldaten - angeblich vierzehntausend - blenden, je hundert Mann erhielten einen Einäugigen als Führer, der die Geblendeten zu S. nach Prilep führen mußte. Bei ihrem Anblick erlitt dieser einen Herzschlag und starb am 6. Oktober 1014. Einige Jahre später war ganz Bulgarien unterworfen.
Literatur
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Schlumberger, Gustave: Car Samuil i Vasilij II. Sofija 1943.
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Taškovski, Dragan: Samuilovoto carstvo. Skopje 1961.
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