Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Basileios II.
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Basileios II.

Basileios II., byzantinischer Kaiser 976-1025, * 958, † 15.12.1025, aus der „makedonischen“ Dynastie.

Leben

B., Nachfolger des Johannes I. Tzimiskes, setzte die erfolgreiche Eroberungspolitik seines Vorgängers, welcher namentlich in Syrien und Palästina weite Gebiete für Byzanz zurückgewonnen hatte, in unvermindertem Aufschwung fort. Zunächst allerdings führte der mächtige, namensgleiche Hofbeamte Basileios, ein Verwandter des Kaisers, für den noch jungen Thronfolger die Regierungsgeschäfte. In diese Zeit fällt die Erhebung des Bardas Skleros (976-979), welche das gesamte Reich in eine lange und schwere innere Krise stürzte. Erst nach weiteren sechs Jahren, die gekennzeichnet waren durch eine fortschreitende Konsolidation, vermochte sich der Thronerbe der Vormundschaft des Eunuchen Basileios über den Weg der Gefangensetzung und Deportation zu entledigen (985).
Danach hatte sich B. mit der erneuten Gefährdung der Nordgrenze des Reichs durch das neuentstandene mazedonisch-bulgarische Staatsgebilde unter der Oberherrschaft des Zaren Samuel, dessen kometenhaften Aufstieg eine ausgedehnte Empörung auf dem Boden der byzantinischen Reichsprovinz Makedonia begünstigte, zu konfrontieren. Die Feldzüge Samuels führten bis in das Herz Thessaliens; der Gegenschlag des B. gegen die bulgarischen Kernlande blieb zunächst ohne Erfolg, hatte im Gegenteil lediglich neue Unruhen im Innern zur Folge. Kaiser B. hatte die Rettung seiner Herrschaft, vor Konstantinopel ringsum von anrückenden Aufständischen bedroht, in dieser Situation einzig einem Hilfskontingent russischer Waräger, (Družina), die Vladimir von Kiew dem bedrängten Potentaten entbot, zu verdanken (988). Die Waräger sollten fortan für lange Jahrhunderte in Byzanz als kaiserliche Gardetruppe eine außerordentliche Bedeutung behaupten. Mit der Schlacht von Abydos (989) endete im wesentlichen die Phase der inneren Kämpfe.
Seit 991 auf mehrjährigem Feldzuge gegen die Bulgaren auf dem Balkan festgehalten, mußte B. 995 persönlich die von fatimidischen Eindringlingen bedrohte mesopotamische Reichsgrenze retten. Während der Abwesenheit des Fürsten erweiterte Zar Samuel auf dem Balkan seine Herrschaft um Dyrrhachion und Raszien und drang bis nach Morea vor. Die Rückkunft B.s auf den europäischen Kriegsschauplatz (1001) beendete die Periode des Aufschwungs des makedonischen Reichs: nacheinander eroberte der byzantinischer Herrscher in blutigen Kämpfen, die ihm den Beinamen Bulgaroktonos (Bulgarentöter) eintrugen, die bulgarischen Kernlande, sowie Makedonien und Thessalien. Die Auseinandersetzung hatte sich mehr und mehr zugunsten der Byzantiner entschieden, als Samuel plötzlich im Herbst 1014 starb. Während der inneren Wirren nach dem Tode des mazedonischen Potentaten vermochte B. nach und nach auch noch sämtliche Restgebiete Samuels zu unterwerfen: im Jahre 1018 hatte Byzanz die Herrschaft über den gesamten Balkan bis an die Donau zurückgewonnen.
Die Krönung der Ostpolitik bildete unzweifelhaft die Annexion iberischen Siedlungsraumes und der Gewinn der Oberherrschaft über Armenien, welche nach dem Tode des herrschenden Königs auch dynastisch auf die Kaiser von Byzanz übergehen sollte.
Die Innenpolitik des Herrschers war vor allem darauf gerichtet, die politische Macht und die wirtschaftliche Sonderstellung des Adels zu brechen, wie gleichzeitig auch die Ballung von Besitz in der Hand der Kirche, vorab der Klöster, zu mindern. Bedeutende Verdienste um das Reich erwarb sich B. durch die Straffung der militärischen Organisation der Randprovinzen wie nicht minder durch die administrative Gliederung der neugewonnenen Ländereien. Im besonderen versuchte B. den ererbten unteritalienischen Reichsbesitz auch von der Verwaltung her von innen zu festigen.
In die Regierungszeit des B. und des Fürsten Vladimir von Kiew fällt der Beginn der Christianisierung Rußlands, in welche der russische Herrscher um den Preis der Hand der oströmischen Prinzessin Anna, der Schwester B.s, einwilligte. Die Tatsache, daß die neugegründete russische Kirche dem Patriarchat von Konstantinopel untergeordnet wurde, erwies sich kirchengeschichtlich, politisch wie auch kulturhistorisch bis zur Gegenwart von nicht hoch genug einzuschätzender Tragweite.
Die Vorbereitungen zu einem entscheidenden Feldzug gegen die arabische Fremdherrschaft auf Sizilien endigte der plötzliche Tod des B. im Dezember 1025. Noch im gleichen Monat bestieg B.s Bruder Konstantin (VIII.) - einer der schwächsten Herrscher der byzantinischen Geschichte - den Kaiserthron.
B.s Herrschaft bedeutet innerhalb der byzantinischen Geschichte nach der welthistorisch bedeutsamen Epoche des 4.-7. Jh.s noch einmal einen letzten Höhepunkt. Sein erfolgreiches staatsmännisches Wirken resultiert nicht zuletzt aus einer gegenüber sich selbst strengen, nahezu monastischen Lebensweise. B. blieb zeitlebens eine einsame, verschlossene Persönlichkeit, welcher ein Verständnis für Bildung und Künste mangelte. In der Folgezeit sank die außenpolitische Rolle des oströmischen Kaiserreichs über die Katastrophen von Mantzikert (1071), Myriokephalon (1176), über die zeitweilige lateinische Zwischenherrschaft über Konstantinopel und weite Reichsteile (1204 bis 1261) unaufhaltsam ab. Die äußeren Erfolge Michaels VIII. resultieren großenteils aus einem geschickten Lavieren zwischen den abendländischen Kräften, so daß B. unzweifelhaft als der größte Herrscher der mittel- wie spätbyzantinischen Ära insgesamt betrachtet werden kann.

Literatur

Schlumberger, Gustave: L’épopée byzantine à la fin du Xe siècle. 3 Bde. Paris 1896/1905.
Ostrogorsky: S. 247-261.
Jenkins R. J. M.: Byzantium. The imperial centuries, A. D. 610-1071. New York 1966.

Verfasser

Peter Wirth (GND: 132882191)


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Empfohlene Zitierweise: Peter Wirth, Basileios II., in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 148-150 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=526, abgerufen am: (Abrufdatum)

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