Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Xenopol, Alexandru Dimitrie
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Xenopol, Alexandru Dimitrie

Xenopol, Alexandru Dimitrie, rumänischer Historiker, Wirtschaftswissenschaftler, Soziologe, Philosoph und Politiker, Begründer der modernen rumänischen Geschichtswissenschaft, * Jassy 23.03.1847, † Bukarest 27.02.1920, Sohn von Dimitrie X., Dolmetscher am preußischen Konsulat zu Jassy, und der Bürgerstochter Maria, geb. Vasiliu.

Leben

X. besuchte ab 1861 die Şcoala Trei Ierarhi, dann die Academia Mihăileană zu Jassy. Noch während seiner Schulzeit schrieb er die Sitzungsprotokolle für die renommierte politisch-kulturelle Gesellschaft „Junimea“. Bei einer Veranstaltung der „Societatea Studioasă“ (Gelehrte Gesellschaft) hielt er 1866 einen aufsehenerregenden Vortrag über „Bedeutung und Nutzen der Geschichte“. Die im Juni 1867 am Institutul Academic zu Jassy mit Auszeichnung abgelegte Reifeprüfung brachte ihm ein Stipendium für ein Studium im Ausland ein. Er ging nach Berlin, wo er neben Rechtswissenschaften im Hauptfach Philosophie und Geschichte studierte. Er hörte u.a. bei Leopold von Ranke, Ernst Curtius, Theodor Mommsen, Johann Gustav Droysen und Karl Eugen Dühring. Im Juni 1871 promovierte er mit einer Dissertation zum Thema „De societatum publicanorum Romanorum história ac natura iuridiciali“ zum Dr. jur., im selben Jahr an der Universität Gießen mit einer Arbeit über die „Geschichte der Zivilisation“ zum Dr. phil. Nach seiner Rückkehr in die Heimat lehrte er Geschichte am Institutul Academic, nahm jedoch zugleich eine Stelle als Staatsanwalt an. Die Gesellschaft „Junimea“ wählte ihn zu ihrem Sekretär. 1875 wurde er als Professor im Fach nationale Geschichte an die Universität Jassy berufen. 1878 schied er aus seinem Amt als Staatsanwalt aus.
1879 veröffentlichte X. seine „Studii Economice“ (Wirtschaftsstudien), im Jahr darauf seine zweibändige Monographie „Războaiele între Ruşi şi Turci şi înrâurirea lor asupra Ţărilor Române“ (Die russisch-türkischen Kriege und ihre Auswirkung auf die Donaufürstentümer). 1883 wurde X. zum Ordinarius auf den Lehrstuhl Geschichte der Rumänen an der Universität Jassy berufen. In etlichen Arbeiten, die er zwischen 1884 und 1885 schrieb, vertrat er mit Virulenz die These von der Romanität und Kontinuität der Rumänen. Besonderer Beachtung erfreute sich die 1885 in Paris erschienene Fassung seines Werkes „Une énigme historique. Les Roumains au moyen-âge“. 1887 wurde X. in das rumänische Parlament gewählt. Im selben Jahr veröffentlichte er die „Etudes historiques sur le peuple roumain“. Eine 1896 erschienene Arbeit über den wissenschaftlichen Charakter der Geschichte enthielt Thesen szientistischer Natur, die er künftighin beharrlich verfechten sollte. 1898 wurde X. zum Rektor der Universität Jassy gewählt.
X.s wissenschaftliche Tätigkeit fand auch im Ausland Anerkennung: 1900 wählte ihn die Gesellschaft für Archäologie zu Brüssel zum Ehrenmitglied, im Jahr darauf erfolgte seine Wahl zum korrespondierenden Mitglied der Académie des Sciences Morales et Politiques zu Paris und 1904 zum „membre associé“ derselben Gesellschaft. Die Rumänische Akademie wählte ihn in Anbetracht seiner hervorragenden wissenschaftlichen und nationalen Verdienste 1902 zum Vizepräsidenten und ein Jahr später zum Präsidenten ihrer historischen Sektion. 1906 wurde er stellvertretender Vorsitzender der Pariser Gesellschaft für Soziologie.
Ab 1906 befaßte sich X. zunehmend mit geschichtstheoretischen und -philosophischen Fragen. In diesem Jahr hielt er im Rahmen der Académie des Sciences Morales et Politiques einen Vortrag über „L’inconscient dans l’histoire“, 1907 sprach er in London über „Die Rolle des Krieges in der Zivilisationsgeschichte“. 1908 las er an der Sorbonne über Geschichtsphilosophie, zur selben Zeit erschien sein Essay „La théorie de l’histoire“. 1914 veröffentlichte er eine Abhandlung über „Die Natur der Geschichte“, in der er wie in seinen anderen geschichtstheoretischen Arbeiten die Ansicht vertrat, daß sich die Geschichte nicht wiederholen kann, daß jedoch die einzelnen historischen Fakten untereinander kausal verbunden sind.
Nach einer Erkrankung Anfang 1907 sah sich X. von nahezu allen seinen Freunden und Kollegen verlassen. Seine bescheidene Rente und sein geringes Vermögen reichten für den Lebensunterhalt kaum aus. Das Rumänische Parlament gewährte ihm eine angemessene Rente auf Lebenszeit an dem Tage, an dem er verstarb; postume Anerkennung wurde ihm allerdings durch ein Staatsbegräbnis zuteil.
Neben seinen geschichtsphilosophischen Essays gilt als X.s bedeutendste Arbeit seine vierzehnbändige „Istoria Românilor din Dacia Traianä“ (Bukarest 1925/303), die bis zum heutigen Tag als Standardwerk zur rumänischen Geschichte gilt.

Literatur

Buhociu, O.: La Philosophie de l’Histoire d’A. D. Xenopol. Paris 1957.
Gogoneaţă, Nicolae u. Z. Ornea: Xenopol. Concepţia socială şi filozofică. Bucureşti 1965.
Diess.: A. D. Xenopol. Bucureşti 1968.
Toma, Gheorghe: Logica istoriei la A. D. Xenopol. Cluj 1967.
Zub, Alexandru: La conception historique d’A. D. Xenopol. In: Revue Roumaine d’Histoire 7 (1970) 727-744.
Boicu, Leonid u. Alexandru Zub: A. D. Xenopol. Studii privitoare la viaţa şi opera sa. Bucureşti 1972.
Zub, Alexandru: A. D. Xenopol. Biobliografie. Bucureşti 1973.
Ders.: Junimea implicaţii istoriografice 1864-1885. Iaşi 1976.

Verfasser

Dionisie Ghermani (GND: 118893238)


GND: 11926031X

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/11926031X

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Empfohlene Zitierweise: Dionisie Ghermani, Xenopol, Alexandru Dimitrie, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 472 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1881, abgerufen am: (Abrufdatum)

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