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Xylander, Josef Ritter von, deutscher Albanologe, * München 4.02.1794, † Frankfurt/Main 2.11.1854.
Leben
X. durchlief das königliche Kadettenkorps in München und war ab 1812 als Leutnant bei den Pionieren eingesetzt. Uber den Dienstbetrieb hinaus begann er schon mit 18 Jahren, militärtheoretische Schriften zur Strategie und Taktik zu publizieren. Reisen durch Skandinavien und die westlichen Teile des Zarenreiches weiteten seinen Blick. Von 1826 bis 1829 leitete er die militärische Ausbildung des bayerischen Thronfolgers Maximilian II. Ohne sich dessen bewußt zu werden, zog er sich die Ungnade König Ludwigs I. zu und wurde 1831 zur Militär-Kommission des Deutschen Bundes nach Frankfurt versetzt, der er bis an sein Lebensende, zuletzt als bayerischer Bevollmächtigter, diente.
Neben seinen militärwissenschaftlichen Arbeiten begann er in den 1830 er Jahren das Studium des Albanischen - ein jüngerer Bruder, der mit dem bayerischen Schutzkorps König Ottos nach Griechenland gelangt war, hatte ihm ein Exemplar der 1824 auf Korfu entstandenen Übersetzung des Neuen Testaments ins Albanische zugesandt. An Hand dieses Textes und der wenigen älteren Vorarbeiten verfaßte X. eine 84 Seiten umfassende deskriptive Grammatik des toskischen Dialekts mit Textproben, denen er teilweise eine wörtliche Übersetzung beigab und ein Wörterbuch Albanisch-Deutsch und Deutsch-Albanisch (Die Sprache der Albanesen oder Schkipetaren, Frankfurt 1835). Er ist damit zum Begründer der Albanologie in Deutschland geworden, wobei er mit bemerkenswertem Scharfsinn Wesenszüge des Albanischen erkannte, die bis heute als bleibende Erkenntnis gelten. Er formulierte auch erstmalig den Gedanken eines gemeinbalkanischen Substrats für das Albanische, Walachische und Bulgarische. In zwei späteren Büchern versuchte er, im Stil der zeitgenössischen Philologie, eine große Sprachfamilie von den Ungarn bis zu den Tungusen, ja zu fast allen Sprachkreisen Asiens, zu konstruieren. Sie sind mit Recht vergessen, zeigen aber, mit welchem Enthusiasmus und Fleiß der sprachwissenschaftlich ungeschulte Verfasser die selbst gestellte Aufgabe anpackte. Daß ihn Zeitgenossen den „bayerischen Clausewitz“ nannten, mag zumindest die Breite seiner Interessen und seiner schriftstellerischen Tätigkeit erhellen.
Literatur
von Xylander: Die Familiengeschichte der Xylander 1532-1861. München 1861.
Jokl, Norbert: Albanisch. In: Die Erforschung der indogermanischen Sprachen 3 (Straßburg 1917) 109-154.
Camaj, Martin: Albanische Wortbildung. Wiesbaden 1966, passim. = Albanische Forschungen. 6.
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