Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Cantacuzino, Constantin

Cantacuzino, Constantin, walachischer Gelehrter und Diplomat, * 1636, † 1716, Sohn des Hofmarschalls (Postelnic) Constantin C. und Bruder des Woiwoden der Walachei Şerban C.

Leben

C. studierte in Adrianopel, Istanbul und Padua (1667-1669), lebte u. a. in Wien, Venedig und Rom und beherrschte die lateinische, griechische und italienische Sprache. Seine Eindrücke über eine Italienreise faßte er in einem Tagebuch zusammen, das für die Forschung wegen eines darin enthaltenen Bücherkatalogs Bedeutung gewann. Er zeichnete in Padua 1700 die erste bekannte Landkarte der Walachei und gab General Ferdinando Marsigli Hinweise für dessen in Amsterdam 1732 erschienenes Werk „Danubius pannonico-moesicus“.
C. prägte die Außenpolitik unter Şerban C. und Constantin Brîncoveanu weit über sein offizielles Amt hinaus als Stolnic (Truchseß). Sein Ziel war, die Walachei von der osmanischen Oberherrschaft zu lösen und das Land in ein Bündnis mit Österreich und Rußland überzuführen. Die unter Şerban C. mit Österreich schon erzielte Vereinbarung scheiterte aber daran, daß der Woiwode unerwartet starb und sein Nachfolger, Brîncoveanu, sich vergebens um österreichische Truppen zum Schutz gegen die Türken bemühte. Ebensowenig gelang es ihm, das angestrebte Bündnis gegen das Osmanische Reich zustande zu bringen, weil Brîncoveanu zu lange zögerte, sich offen auf die Seite Rußlands zu schlagen. Die Niederlage, die Peter I. und sein moldauischer Verbündeter Dimitrie Cantemir 1711 bei Stănileşti am Pruth erlitten, machte eine Verwirklichung seiner Pläne endgültig zunichte.
Der nach 1711 zwischen C. und Brîncoveanu entstandene Konflikt hatte auch familiäre Gründe, die mit dazu führten, daß C. einen wesentlichen Anteil an der Beseitigung des Woiwoden hatte. Nach Brîncoveanus Ermordung durch die Türken in Istanbul 1714 bestieg C.s Sohn Stephan den Fürstenthron. Zwei Jahre später fiel aber C. selber in Ungnade und wurde zusammen mit seinem Sohn in Istanbul hingerichtet.
C.s umfassende geschichtliche, geographische und theologisch-philosophische Kenntnisse und Interessen fanden in zahlreichen Werken und Übersetzungen ihren Niederschlag. Er zeichnete sich auch als Förderer der griechischen Literatur in der Walachei aus. An Hand griechischer, lateinischer und byzantinischer Quellen entwarf er eine Geschichte der Ursprünge und der Entstehung des rumänischen Volkes bis zur Zeit der hunnischen Eroberung. Er vertrat darin zum ersten Mal in der rumänischen Geschichtsschreibung den Gedanken der Kontinuität des romanischen Elements auf dem Gebiet des alten Daziens. Die Werke von C. wurden von Nicolae Iorga 1901 in Bukarest herausgegeben.

Literatur

Iorga, Nicolae: Documente privitoare la familia Cantacuzino. Bucureşti 1902.
Ruffini, Mario: L’influsso italiano alla corte di Constantin Brîncoveanu. Milano 1932.

Verfasser

Nicolae Stroescu (GND: 119470888)


GND: 121182967

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/121182967

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Empfohlene Zitierweise: Nicolae Stroescu, Cantacuzino, Constantin, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 287 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=644, abgerufen am: (Abrufdatum)

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