Hermann von Salza, vierter Hochmeister des Deutschen Ritterordens 1209-1239, * Langensalza (Thüringen) (?) um 1170, † Salerno 20.03.1239.
Leben
Der Deutsche Ritterorden verdankte H. seine Konsolidierung gegenüber Ansprüchen der Templer und Johanniter durch Erwerb päpstlicher (1211 und 1216) und kaiserlicher Privilegien. In die Amtszeit des Hochmeisters fiel ab 1225 auch die Begründung des Deutschen Ordensstaates in Preußen. Ihr ging ein ähnlicher Versuch im siebenbürgischen Burzenland voraus, wohin der mit Thüringen dynastisch verbundene und auch als Kreuzfahrer bekannte Ungarnkönig Andreas II. 1211 den Orden berufen hatte und wo nebst anderen eine urkundlich allerdings erst 1240 bezeugte Marienburg als Administrationszentrum entstand. Die königliche Verleihungsurkunde von 1211 und deren Erneuerung 1222 bezeichnen als Zweck der Berufung den Schutz des nahezu unbewohnten Gebietes vor den Kumanen und die Ausdehnung des Reiches über die Karpaten in die Donauebene, wohin tatsächlich ausgegriffen wurde. Die Besiedlung des Burzenlandes mit wohl vor allem aus bereits deutschen Gegenden Siebenbürgens kommenden Kolonisten begann noch unter Leitung des Ordens und ist dessen bleibendes Verdienst. Nachdem es mit dem König Streit über das Münzrecht und mit dem siebenbürgischen Bischof über die geistliche Jurisdiktion gegeben hatte, führte das Streben nach Sicherung von Freiheit und Unabhängigkeit sowie die wunschgemäß durch Papst Honorius III. 1224 gewährte Exemtion und Romunmittelbarkeit des Ordenslandes, weil sie dem die königliche Hoheit durchaus wahrenden Berufungsschreiben widersprach, 1225 zur Vertreibung der Ritter aus Siebenbürgen. Päpstliche Bemühungen um eine Revision dauerten erfolglos bis 1235. In den das Burzenland betreffenden Urkunden erscheint H. 1222 und 1226, ist aber kaum jemals in Siebenbürgen und nur 1231 kurz in Ungarn gewesen. Auch nach Preußen ist er nie gekommen, obzwar die Kulmer Handfeste 1233 seinen Namen trägt. Aus den Burzenländer Erfahrungen lernend hat H. jedoch nach der Schenkung des Kulmerlandes durch Herzog Konrad von Masowien besser für die Sicherung des Ordensstaates durch Urkunden Kaiser Friedrichs II. (1226) und Papst Gregors IX. (1234) gesorgt. So konnte die Konkurrenz des schon vorher in Preußen tätigen zisterziensischen Missionsbischofs überwunden werden und durch Eingliederung auch diejenige zweier genuiner Ritterorden, der Dobriner (1235) und der livländischen Schwertbrüder (1237).
Am klarsten tritt H.s Bedeutung seit 1220 im Dienste des Kaisers in Erscheinung, für den er diplomatisch beim Dänenkönig (1224), in der Lombardei (1226) und öfters in Deutschland wirkte. Den Höhepunkt stellt sicher der Kreuzzug 1227-1229 mit dem Vertrag von Joppe zwischen Kaiser und Sultan und mit der Königsproklamation Friedrichs in Jerusalem 1229 dar. Bei diesem seinem dritten (nach 1211-1212 und 1218-1222) Orientaufenthalt ließ H. auf 1220 gekauftem Land bei Akkon mit dem Bau der Burg Montfort als Hochmeistersitz beginnen. Nach dem Kreuzzug vermittelte er 1230 den Frieden zwischen Kaiser und Papst. Weiterhin um Ausgleich bemüht, starb H. am Tage der Bannung des Kaisers, der mit ihm seinen vertrautesten Rat verlor.
Literatur
Müller, Georg Eduard: Die Ursachen der Vertreibung des Deutschen Ordens aus dem Burzenlande und Rumänien im Jahre 1225. In: Korrespondenzblatt des Vereins für siebenbürgische Landeskunde 48 (1925) 41-68.
Cohn, Willi: Hermann von Salza. Breslau 1930.
Heimpel, Hermann: Hermann von Salza. Gründer eines Staates. In: Ders.: Der Mensch in seiner Gegenwart. Göttingen 1954(2), 87-108.
Tumler, Marjan: Der Deutsche Orden. Wien 1954.
Kuhn, Walter: Der Deutsche Orden in Siebenbürgen. In: Ders.: Ritterorden als Grenzhüter des Abendlandes gegen das östliche Heidentum. München 1959, 16-22.
Mittelstraß, Otto: Beiträge zur Siedlungsgeschichte Siebenbürgens im Mittelalter. München 1961.
Prox, Alfred: Die Burgen des Burzenlandes. In: Siebenbürgisches Archiv 1 (1962) 29-62.
Adriányi, Gabriel: Zur Geschichte des Deutschen Ritterordens in Siebenbürgen. In: Ungarn-Jb. 3 (1971) 9-22.
Schütze, Joachim: Bemerkungen zur Berufung und Vertreibung des Deutschen Ordens durch Andreas II. von Ungarn. In: Siebenbürgisches Archiv 8 (1971) 277-283.