Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Morosini, Francesco
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Morosini, Francesco

Morosini, Francesco, venezianischer Doge und Feldherr, * Venedig 26.02.1619, † Nauplia (Napoli di Romania) 06.01.1694.

Leben

M. entstammte einer alten venezianischen Patrizierfamilie angeblich ungarischen Ursprungs, die der Markusrepublik bereits drei Dogen gestellt hatte (Domenico 1148-1156, Marino 1249-1253, Michele 1382). Seine Eltern waren der Procuratore Pietro und Maria, ebenfalls eine Morosini. M. erhielt seine Ausbildung im Seminar S. Carlo in Modena und begann 1636 seine militärische Karriere als Nobile di galera auf dem Schiff seines Vetters Piero Baduer in der „Guardia di Candia“. Seine ersten militärischen Erfolge errang er 1638 vor Valona, tat sich dann in Kämpfen gegen Korsaren der Barbareskenstaaten hervor und wurde bereits 1640 zum Sopracomito ernannt. 1645 nahm er an der Eroberung von Milos teil, wurde 1647 Governatore delle galeazze auf Kreta, 1649 Capitano del Golfo; 1653 schließlich wurde er Provveditore dell’armata und damit Oberbefehlshaber der mißlungenen Dardanellenexpedition der Venezianer. Im März 1655 gelang ihm die Eroberung von Ägina und der Küstenfestung Volos. 1656 zum Provveditore Generale von Candia (Kreta) ernannt, mußte er sich 1661 wegen angeblicher Verschwendung von öffentlichen Geldern vor dem Großen Rat verantworten, wurde aber, da sich eine Schuld nicht beweisen ließ, freigesprochen. Nach einem kurzen Zwischenspiel als Provveditore von Friaul übernahm M. 1666 erneut als Provveditore dell’armata und dann als Capitano generale da mar den Oberbefehl über das von den Türken belagerte Candia, das er am 6. September 1669, nachdem jeder Widerstand aussichtslos geworden war, gegen Zusicherung freien Abzugs dem Großwesir Köprülü Fazil Ahmed Pascha übergeben mußte. Der mit den Türken abgeschlossene Friede war so günstig, daß man M. mit der Würde eines Procuratore di S. Marco auszeichnete. Das hielt seine Gegner nicht davon ab, ihn zu beschuldigen, Candia vorzeitig den Türken übergeben zu haben. Von allen Anklagen freigesprochen, zog er sich zunächst aus dem öffentlichen Leben zurück. Als Venedig 1684 der „Hl. Liga“ gegen die Türken beitrat, wurde M. erneut Oberkommandierender der venezianischen Streitkräfte. Nach der Einnahme von S. Maura (Levkas) und Prevesa konnte er innerhalb von vier Jahren ganz Morea und auch Athen erobern, was ihm den Beinamen „Peloponnesiaco“ eintrug. Unternehmen zur Wiedereroberung von Negroponte (Euböa) und Kreta schlugen indes fehl. Am 3. April 1688, er befand sich noch auf Morea, wurde M. zum Dogen gewählt. Am 24. Mai 1693 übernahm er, obwohl bereits weit in den 70ern, erneut den Oberbefehl gegen die Türken, erlag aber bereits nach wenigen Monaten seinem angegriffenen Gesundheitszustand. Seiner persönlichen Tapferkeit und seines Großmuts wegen ist M. von den Zeitgenossen, selbst von seinen Gegnern, als „der letzte Venezianer“ bezeichnet worden.

Literatur

Arrighi, Antonio: De vita et rebus gestis Francisci Mauroceni Peloponnesiaci principis Venetorum ad senatum, libri IV. Patavii 1749.
Camporata, B.: Vita di Francesco Morosini. Napoli 1865.
Bruzzo, G.: Francesco Morosini nella guerra di Candia e nella conquista della Morea. Forlì 1890.
Mosto, Andrea da: I Dogi di Venezia nella vita pubblica e privata. Milano 1966 (mit Bibliographie).

Verfasser

Peter Bartl (GND: 133417492)

GND: 119073315

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd119073315.html


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Empfohlene Zitierweise: Peter Bartl, Morosini, Francesco, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 237-238 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1398, abgerufen am: (Abrufdatum)

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