Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Mustafa Pascha, Lala
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Wikidata: Q529665

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Mustafa Pascha, Lala

Mustafa Pascha, Lala (auch Kara ,der Schwarze' genannt), osmanischer Wesir des 16. Jh.s, * Sokol (nahe Rudo, südlich Višegrad, Bosnien), † Istanbul 07.08.1580.

Leben

Durch die Vermittlung seines älteren Bruders, des Wesirs Deli Hüsrev Pascha, geriet der gebürtige Bosniake M. aus seinem Geburtsdorf, wo auch Sokollu Mehmed geboren wurde, während der Herrschaftszeit Selims I. (1512-1520) in den Großherrlichen Serail zu Istanbul. Unter Süleyman dem Prächtigen war M. sechs Jahre Oberbarbier des Sultans, anschließend wurde er zu den Jungspahis (sîpahî oğlan) versetzt. Später wurde M. Vorkoster des Sultans und anschließend - durch die Protektion des Prinzen Bayezid - zum Kleinstallmeister befördert. Nach Dienstantritt des Großwesirs Rüstem Pascha schied M. aus dem Serail aus und wurde vorerst zum Sandschakbey von Safed (heute im nördlichen Israel) ernannt; sodann wurde M. Prinzenerzieher (Lala, daher der Beiname) von Selim, dem späteren Sultan Selim II. M. geriet dadurch in eine verzwickte Lage: Sein ursprünglicher Gönner war ja Bayezid, Selims feindlicher Bruder. M. wendete jedoch sogleich den Mantel; er ging sogar soweit, seinen großherrlichen Zögling, Selim, zu überreden, den Thronrivalen noch zu Lebzeiten des Vaters, Süleyman des Prächtigen, zu eliminieren. M.s gegen Bayezid gerichteten Intrigen ist es in hohem Maße zu verdanken, daß die feindliche Haltung beider Brüder sich in einer bewaffneten Auseinandersetzung entlud, der Sultan sich dabei auf Selims Seite stellte, der geschlagene Bayezid nach Persien floh und 1561 ausgeliefert und erdrosselt wurde. Der Großwesir Rüstem Pascha versetzte M., den er von Anfang an nicht gemocht hatte, 1560 in die Sandschakstatthalterschaft von Požega. Durch den Einfluß Selims erhielt M. jedoch den Posten eines Beylerbeys: Zuerst den von Temeschwar, dann nacheinander den von Van, Erzurum, Aleppo bzw. Damaskus. Als die Zaiditen 1567, bald nach der Thronbesteigung Selims II., versuchten, den Jemen vom Osmanenreich loszulösen, wurde M. zum Oberbefehlshaber im Wesirrang zur Befriedung der Provinz ernannt. Auf Betreiben des Beylerbeys von Ägypten, Sinan, eines langjährigen Feindes, der um die eigene Statthalterschaft bangte und die Position des Oberbefehlshabers begehrte, wurde M. abgesetzt. Selim II. beförderte ihn aber zum sechsten Wesir, trotz des Widerstandes des Großwesirs Sokollu Mehmed Pascha, der M. anfangs ebenfalls nicht freundlich gesinnt war. 1570, als der Plan zur Eroberung Zyperns gefaßt wurde, setzte sich M. energisch für den Feldzug ein (im Gegensatz zu Sokollu Mehmed), und wurde zum Oberbefehlshaber der Landstreitkräfte ernannt. Es gelang ihm, nach schweren Kämpfen die Insel im Sommer 1571 zu erobern und ließ trotz der mit den Venezianern ausgehandelten Kapitulation 300 Kriegsgefangene nebst ihrem Oberbefehlshaber, Marc Antonio Bragadino, niedermetzeln. 1578, schon unter Murad III., wurde M., der inzwischen zum dritten Wesir aufgestiegen war, zum Oberbefehlshaber für den Feldzug gegen Persien bestellt. Es gelang ihm nach der für beide Seiten verlustreichen Schlacht bei Çıldır (09.08.1578) Kaukasien samt Tiflis zu erobern (24.08.1578). Nach der Ermordung Sokollu Mehmeds 1579, dessen Wertschätzung M. inzwischen erlangt hatte, avancierte er zwar zum zweiten Wesir, wurde jedoch auf Einfluß seines alten Feindes Sinan als Oberbefehlshaber abgelöst. Als der neue Großwesir Ahmed Pascha dann kaum sechs Monate nach der Amtsübernahme das Zeitliche segnete, wurde nicht erwartungsgemäß M. zum Großwesir ernannt, sondern der dritte Wesir, Sinan Pascha. Zweifellos hängt M.s bald darauf, am 7. August 1580, erfolgter Tod mit dieser Tatsache zusammen. Der ohne Zweifel hochbegabte M. soll nicht nur ränkesüchtig, sondern auch äußerst geizig gewesen sein, obwohl er mit der steinreichen Enkelin des vorletzen Mamlukensultans, Kânṣûh al-Gaurî, verheiratet war.

Literatur

Hammer: Bd 3-4.
Zinkeisen: Bd 2.
Kramers, J. H.: Muṣṭafā Pasha, Lala In: Enzyklopaedie des Islam. Bd 3. Leiden, Leipzig 1936, 827.
Danişmend, Ismail Hami: Izahlı Osmanlı Tarihi Kronolojisi. Bd 2-3. Istanbul 1948-1961.
Kütükoğlu, Bekir: Mustafa Paşa.
Muṣṭafā Paşa, Lala, Kara. In: Islâm Ansiklopedisi. Bd 8. Istanbul 1960, 732-736.
Uzunçarşılı, Ismail Hakkı: Osmanlı Tarihi. Bd 2. Ankara 1964(2); Bd 3/2. Ankara 1954.
Peçevi, Ibrahim: Peçevî Tarihi. Bugünkü ifadeye çeviren: Murat Uraz. 2 Bde. Istanbul 1968/69.

Verfasser

Josef Matuz (GND: 119025671)


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Empfohlene Zitierweise: Josef Matuz, Mustafa Pascha, Lala, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 278-279 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1424, abgerufen am: (Abrufdatum)

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