Neofit Rilski (eigentlich Nikola Petrov Benin), bulgarischer Mönch, Gelehrter, Pädagoge, * Bansko bei Razlog (nicht, wie früher angenommen: Banja) um 1793, † Rila-Kloster 16.(4.)01.1881, Sohn des Popen Petŭr Benin.
Leben
N. entstammte väterlicherseits einer Familie, die seit dem 18. Jh. in Österreich mit Baumwolle handelte; Verwandte seiner Mutter Ekaterina, die gleichfalls einer Kaufmannsfamilie angehörte, hatten in Serbien hohe Ämter inne (Mihailo und Lazar German, Marko Djordjević). Erzogen im Rila-Kloster, trat N. früh in den Mönchsstand ein und besuchte ab 1821 die griechische Schule in Melnik (Melenikon), wo er zu den Schülern des Adam aus Metsovo zählte. 1827-1832 war er als Lehrer in Samokov tätig. Der Metropolit von Tŭrnovo, Ilarion „der Kreter“, der an den Bestrebungen, den Bulgaren Bildung zu vermitteln, Anteil nahm - die ältere Behauptung, er habe die Verbrennung bulgarischer Bücher veranlaßt, ist längst als Legende erkannt worden -, schickte N. 1834 nach Bukarest: Dort sollte er sich über die damals moderne Methode des gegenseitigen Unterrichtens (Monitorsystem) nach Andrew Bell und Joseph Lancaster informieren, um sie dann an den ersten, am 14.(2.) Januar 1835 eröffneten bulgarischen Schule in Gabrovo, 1836 an der Schule in Koprivštica einzuführen (Vzaimoučitel’nytě tablici [Allelodidaktische Tafeln], Kragujevac 1835, 1848², 1895³). N. widmete sich mit großem Eifer seiner pädagogischen Aufgabe und lehnte 1836 ein Angebot des serbischen Fürsten Miloš Obrenović, ihn zum Bischof von Šabac einzusetzen, ab. 1846 lehrte er vorübergehend im Rila-Kloster, dem er 1860-1864 als Abt Vorstand. Durch seine Vermittlung gelangte aus Budapest die Einrichtung der ersten bulgarischen Druckerei im Osmanischen Reich nach Thessaloniki, wo sie 1838 von Teodosij Sinaitski in Betrieb genommen wurde. N. gehörte zu den bedeutendsten Gestalten der bulgarischen Aufklärung in der ersten Hälfte des 19. Jh.s. Der Bildung wies er den Vorrang unter allen sozialen Aktivitäten zu; es sei wichtiger, Schulhäuser als Kirchen und Klöster zu bauen, lehrte der Mönch N., denn der Gottesdienst könne zur Not auch auf freiem Feld stattfinden. 1835 verfaßte er die erste bulgarische Grammatik (Bolgarska grammatika), in der er altkirchenslawische mit neubulgarischen Elementen zu verbinden, jedoch stets, wie er betonte, einen Abstand zur Umgangssprache zu halten versuchte. Aus seiner Feder stammt auch ein bulgarisch-griechisches Wörterbuch (Slovaŕ slavjano- grŭckij, Istanbul 1852) sowie eine Übersetzung des Neuen Testaments, die 1840 mit Unterstützung der amerikanischen Bibelgesellschaft in Izmir gedruckt und im folgenden Jahr vom ökumenischen Patriarchat verboten wurde. Im Gegensatz zu den radikalen Gegnern der dominierenden Stellung der Griechen in der orthodoxen Kirche, wie Neofit Chilendarski Bozveli und Ilarion Makariopolski, hielt N. auch in den Jahren der beginnenden Auseinandersetzungen zwischen Bulgaren und Griechen um die innerkirchliche Ordnung daran fest, daß die Kenntnis des Griechischen und nicht des Altkirchenslawischen den Zugang zur Bildung eröffne, und empfahl wie der Pädagoge Rajno Popović, in den bulgarischen Schulen auch die griechische Sprache zu lehren, schätzte aber den Bildungswert des Russischen höher ein als dieser.
Literatur
Neofit Rilski: Izbrani sŭčinenija. Sofija 1926.
Sišmanov, Ivan D.: Novi studii iz oblast’ta na bŭlgarskoto vŭzraždane. Vasil E. Aprilov, Neofit Rilski, Neofit Bozveli. In: Sbornik na Bŭlgarskata Akademija na Naukite 21 (1926).
Dorosiev, Luka Iv.: Neofit Rilski, patriarch na bŭlgarskite knižovnici i pedagozi. Sofija 1931.
Snegarov, Ivan: Prinos kŭm biografijata na Neofit Rilski. Sofija 1951.
Arnaudov, Michail: Stroiteli na bŭlgarskoto duchovno vŭzraždane. Paisij Chilendarski, Sofronij Vračanskij, Neofit Rilski, Neofit Chilendarski Bozveli. Sofija 1954.
Radkova, Rumjana: Neofit Rilski i novobŭlgarskata kultura. Sofija 1975.
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