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Rajić, Jovan, serbischer Historiker und Literat, * Karlowitz (Sremski Karlovci) 11.11.1726, † Kloster Kovilj (Batschka) 11.12.1801.
Leben
R. besuchte in seinem Heimatort zuerst die Schule beim Diakon Petar Rajković, dann die russische Schule von Emanuel Kozačinski. 1744 kam er an das römisch-katholische Gymnasium in Komorn, wo er die Unterschule und anschließend in Ödenburg die Oberschule absolvierte. In den Jahren 1753-1756 studierte er an der Geistlichen Akademie in Kiev. Nach einer kurzen Zwischenstation in Moskau kehrte R. im Februar 1757 in seine Heimat zurück, verblieb aber dort nicht lange, sondern begab sich wieder nach Kiev. Von hier reiste er dann über Polen, die Moldau, Walachei und Istanbul auf den Athos (1758), um dort Quellenstudien zur serbischen Geschichte zu betreiben. Nachdem er sich von den in den Klöstern befindlichen Dokumenten eine Vielzahl von Abschriften und Auszügen angefertigt hatte, kehrte er nach Karlowitz zurück, wo er sich sehr eingehend mit der Chronik des Grafen Djordje Branković befaßte, die für seine weiteren Studien wegweisend wurde. Im Jahre 1759 wurde R. zum Professor für Rhetorik und Geographie an der Mittelschule in Karlowitz bestellt. Nach Differenzen mit dem Metropoliten Pavle Nenadović begab er sich nach Temeschwar und anschließend nach Novi Sad an die geistliche Schule. Außer einigen kleineren Arbeiten schrieb er hier hauptsächlich an seinem Geschichtswerk, das er 1768 beendete. Es trägt den Titel „Istorija raznih slavenskih narodov, najpače Bolgar, Horvatov i Serbov“ (Geschichte verschiedener slawischer Völker, vorwiegend der Bulgaren, Kroaten und Serben) und erschien in vier Bänden erst in den Jahren 1794/95 in Wien (2. Aufl. Buda 1823). Ab 1772 hielt sich R. als Archimandrit im Kloster von Kovilj auf. R.s Hauptwerk, die „Istorija“, das bis in die zweite Hälfte des 19. Jh.s die Hauptquelle hinsichtlich der Kenntnis über die serbische Vergangenheit war, ist ein sehr unwissenschaftliches Werk, äußerst unübersichtlich und unkritisch in der Methode. Störend sind vor allem die mechanische Arbeitsweise des Verfassers - er kommt bei einander widersprechenden Quellenangaben zu keinen eindeutigen Schlüssen - sowie die Versuche einer moralischen Wertung der Ereignisse. Ursprünglich beabsichtigte R., die Geschichte aller Slawen zu schreiben, er hat aber dann angesichts des Umfanges eines solchen Werkes von einem derartigen Vorhaben Abstand genommen. R. hat sich neben seinen historischen Studien und theologischen Abhandlungen auch literarisch betätigt, eine Reihe von Gedichten verfaßt sowie eine Tragödie über den Tod des Zaren Uroš V. und den Verfall des serbischen Kaisertums publiziert, die auf Vorarbeiten von Kozačinski beruht (Tragedija, sirječ pečalnaja povjest o smerti poslednjago carja serbskago Uroša pjatago, 1798).
Literatur
Ruvarac, Dimitrije: Archimandrit Jovan Rajić, 1726-1801. Sremski Karlovci 1902.
Radojčić, Nikola: Rajićeva istorija. In: Rad JAZU 222 (1920) 75-113.
Gavrilović, Andra: Jovan Rajić. Srpski istoričar i književnik. In: Brastvo 21 (1927) 118-140.
Radojčić, Nikola: Rajićeva istoriska kritika. In: Rad JAZU 233 (1926) 110-144.
Ders.: Srpski istoričar Jovan Rajić. Beograd 1952.
Kirilović, Dimitrije: Novi prilozi proučavanju Jovana Rajića. In: Pril. Knjiž., Jezik, Ist. i Folklor 22 (1956) 193-207.
Radojčić, Nikola: Jovan Rajić i Novi Sad. In: Letop. Matice srpske 140 (1964) 394, 467-477.
Mladenović, Aleksandar: O narodnom jeziku Jovana Rajića. Novi Sad 1964.
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