Salomon (Salamon), König von Ungarn 1063-1074, * ca. 1052, † bei Adrianopolis (Edirne) 1087, Sohn von König Andreas I. aus dem Hause Árpád und der Anastasija, der Tochter des Großfürsten Jaroslav von Kiev.
Leben
Andreas I. ließ seinen Sohn S. bereits im Alter von fünf Jahren mit Judith, der Tochter Heinrichs III., verheiraten und gleich darauf, 1057, krönen, wodurch er das in Ungarn herrschende Senioratsprinzip verletzte und sich den rechtmäßigen Thronfolger, seinen Bruder Béla (I.), zum Feind machte. Herzog Béla griff daraufhin König Andreas 1060 mit Hilfe des Herzogs von Polen Bolesław Śmiały (ab 1076 König Bolesław II.) siegreich an und verwundete den König tödlich, worauf S. mit Mutter und Frau nach Bayern floh. Der am 6. Dezember 1060 zum König gekrönte Béla I. wurde 1063 vom Heer des deutschen Reiches angegriffen; nachdem Béla I. 1063 gestorben war, flohen seine Söhne Géza (I.) und Ladislaus (I.) nach Polen, versöhnten sich aber mit S. auf der Grundlage, daß S. ihnen das Herzogtum Bélas I. zurückgab. Während der Periode von 1064 bis 1073 regierte anstelle des jungen Königs die um fünf Jahre ältere Königin Judith, die mit der Einführung der jährlichen Gelderneuerung das Finanzwesen von Ungarn reformierte. S. zeichnete sich in einer „aktiven“ Außenpolitik, d.h. in erfolgreichen Feldzügen aus, die er im Einklang mit seinen Vettern führte. 1064 half er dem kroatischen König Petar Krešimir IV. gegen den Dogen von Venedig Domenico Contarini. 1068 besiegte er die aus der Moldau einbrechenden Uzen; 1071 eroberte er von Byzanz Belgrad und drang 1072 bis Niš vor. Die Gegensätze zwischen dem König und den Herzogen Géza und Ladislaus führten nach mehreren Kämpfen zur endgültigen Niederlage von S. bei Mogyoród (14.03.1074) und dessen Rückzug nach Preßburg, während Géza I. 1074-1077 als König von Ungarn regierte, gefolgt von seinem Bruder Ladislaus I. 1077-1095. Letzterer söhnte sich 1081 mit S. - der nicht mehr mit der Hilfe seines Schwagers Heinrich IV. rechnen konnte - auf der Grundlage aus, daß S. sich in Ungarn mit einem Anteil an den Krondomänen begnügte. S. verschwörte sich jedoch gegen Ladislaus I., der ihn in Visegrád einsperrte, aber anläßlich der Heiligsprechung von Stephan I. 1083 wieder freiließ. Als S. darauf in Regensburg von seiner Frau Judith abgewiesen wurde, ging er zu den in der Moldau lebenden Uzen und Petschenegen und griff 1085 mit ihnen Ungarn an, wurde aber von Ladislaus besiegt. 1087 nahm er mit den Fürsten der Uzen und Petschenegen an einem Feldzug gegen Byzanz teil. S. fiel wahrscheinlich in der Nähe von Adrianopolis. Nach der Volksüberlieferung ist er jedoch nicht gestorben, sondern lebte als Eremit in Istrien weiter. Es entwickelte sich eine Legende von S. dem Heiligen, die aber von den zeitgenössischen Quellen nicht belegt werden kann.
Literatur
Büdinger, Max: Ein Buch ungarischer Geschichte 1058-1100. Leipzig 1866, 3-75.
Pauler, Gyula: A magyar nemzet története az Árpádházi királyok alatt. Bd 1. Budapest 1899(2), 105-153.
Meyer von Knonau, Gerold: Jahrbücher der deutschen Geschichte unter Heinrich IV. und Heinrich V. 3 Bde. Leipzig 1890/1900, passim.
Schünemann, Konrad: Die Deutschen in Ungarn bis zum 12. Jahrhundert. Berlin, Leipzig 1923, 76-90.
Hóman, Valentin: Geschichte des ungarischen Mittelalters. Bd 1. Berlin 1940, 267-382.
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