Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Sklenár, Juraj

Sklenár, Juraj, slowakischer Historiker, Tiba bei Leutschau (Levoča, Lőcse, Komitat Zips; der Ort existiert heute nicht mehr) 28.02.1746, † Preßburg (Bratislava) 30.01.1790.

Leben

 S. trat 1764 in den Jesuitenorden ein, beendete später noch ein Philosophiestudium und wurde Professor und stellvertretender Direktor am katholischen Hauptgymnasium in Preßburg. Die literarische Tätigkeit von S. hing eng mit seinem pädagogischen Beruf zusammen. Die größte Bedeutung seiner wissenschaftlichen Arbeiten erlangte die lateinisch geschriebene Studie „Vetustissimus Magnae Moraviae situs et primus in eam Hungarorum ingressus et incursus“ (Posonii 1784). Es handelt sich dabei um den ersten Schritt in der Erforschung der slowakisch-großmährischen Kontinuität. Die Abhandlung berichtet über die älteste Lage des großmährigen Reiches und über Ankunft und Einfall der Ungarn in dieses Gebiet. S.s Ansicht, daß Großmähren sein Terrain auf bulgarischem Gebiet rund um die March hatte, von wo aus die Mährer nach und nach den ganzen Donaukessel beherrschten und auch das Gebiet des heutigen Mähren und Böhmen erreichten, ist wissenschaftlich nicht nachweisbar. S. verfolgte damit eine politische Tendenz. Er wollte beweisen, daß die Ungarn das slowakische Gebiet nicht erobert hatten, sondern daß die Slowaken wie die späteren Mährer sich dem heutigen ungarischen Staat angeschlossen haben. Uber diese Thematik führte S. fünf Jahre lang einen leidenschaftlichen Streit mit dem ungarischen Historiker István Katona. Beide beschuldigten sich aus nationaler Voreingenommenheit. Diese Polemik war schon Zeichen der verschärften nationalen Konflikte zwischen Slowaken und Magyaren. S. sprach die prophetische Vorahnung vom Zerfall Ungarns aus als er schrieb: „Wer in Ungarn anderen Nationen gegenüber Haß erweckt, sucht den Untergang dieses Staates und ebenso das, was damit zusammenhängt, zielt auf die Vernichtung jener Grundlagen, auf denen Ungarn steht und mit denen es sich bestätigt - ist daher ein gefährlicher Bürger der Heimat.“ Die Slowaken übernahmen jedoch nicht die Ansicht von S. und betrachteten das Großmährische Reich auch weiterhin als ihren ersten Nationalstaat. Andere Ansichten von S., z. B. die Kritik an der „Gesta Hungarorum“ des Anonymus, verdienen Beachtung, denn da bemühte er sich um die historische Wahrheit („Hypercriticon Exameni Vetustissimi Magnae Moraviae situs et vindiciarum Anonymi Belae regis scribae“, 1788). Trotz der scharfen Polemik nannte Katona S. öffentlich den „Beschützer der Slowaken“. Mit der Verteidigung der Rechte der Slowaken im ungarischen Staat setzte S. damit fort, was schon andere slowakische Erwecker, wie z. B. Ján Baltazár Magin und Samuel Timon, begonnen hatten. In den nachfolgenden Generationen würdigten die Slowaken hauptsächlieh S.s Verdienste um die nationale Wiedergeburt, mit denen er auch beträchtlich zu ihrem kulturellen und politischen Bewußtsein beigetragen hat.

Literatur

Tibenský, Ján: Chvály a obrany slovenského národa. Bratislava 1965.
Juríček, Ján u. Vladimir Petrík (Hrsg.): Slovenský literárny album. Bratislava 1968.

Verfasser

I. Kružliak (GND: 1090446543)


GND: 1108324967

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/1108324967

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Empfohlene Zitierweise: I. Kružliak, Sklenár, Juraj, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 139-140 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1661, abgerufen am: (Abrufdatum)

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