Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Szapáry, Gyula Graf

Szapáry, Gyula Graf, ungarischer Politiker und Großgrundbesitzer, * Pest 01.11.1832, † Abbázia 20.01.1905.

Leben

Sz. studierte Jura und bewirtschaftete anschließend das Familiengut; in jungen Jahren nahm er an der Organisation von wirtschaftlichen Verbänden teil, wobei er öfter den Vorsitz übernahm. 1860 wurde er Vizegespan (alispán) der Komitate Heves und Külső-Szolnok, 1861 Reichstagsabgeordneter aus dem Komitat Szolnok als Mitglied der von Deák geführten sog. ,,Adreßpartei‘. Er gehörte dem 67er Ausschuß an, der den Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn vorbereitete, wurde 1867 Mitglied der ersten ungarischen Delegation für gemeinsame Angelegenheiten und königlicher Kommissar im Komitat Heves. 1869 kam er als Ministerialrat ins Innenministerium, von August 1870 bis August 1871 gehörte er dem Ministerium für Verkehr und öffentliche Arbeit als Staatssekretär an. Nach zweijähriger Tätigkeit als Abgeordneter übernahm er vom 5. März 1873 bis zum 2. März 1875 das Amt des Innenministers und in der Zeit vom 5. Dezember 1878 bis zum 11. Februar 1887 das des Finanzministers. In dieser Funktion gelang es ihm, obwohl in Finanzangelegenheiten nicht unbedingt talentiert, durch mehrere Staatsanleihen die finanzielle Lage des Landes zu stabilisieren. 1880 war er vorübergehend, vom 14.-24. April, Minister für öffentliche Arbeiten. Im letzten Kabinett unter Kálmán Tisza besetzte er vom 9. April 1889 bis zum 15. März 1890 den Posten des Landwirtschaftsministers. Nach dem Sturz Tiszas wurde er, als bereits erfahrener Politiker, mit der Aufgabe der Regierungsbildung betraut. Zwischen dem 13. März 1890 und dem 17. November 1892 war er zugleich Ministerpräsident und Innenminister. Sein Kabinett vollendete die Bildung eines ausgeglichenen Staatshaushalts, es löste die Silber- durch die Goldwährung ab. Sz. führte die Unfallversicherung für Arbeiter sowie die sonntägliche Arbeitspause ein. Im Herbst 1892 kam es zu einem Konflikt mit den liberalen Ministern des Kabinetts, als sich Sz. gegen die Einführung der obligatorischen Zivilehe und die Führung eines staatlichen Personenstandsregisters aussprach. Schließlich wurde er wegen einer unbedeutenden Sache, durch die sich das damalige ungarische Nationalgefühl verletzt fühlte, zum Ziel allgemeiner Empörung und sah sich gezwungen, am 17. November 1892 abzudanken. 1894 trat er als Gegner der liberalen Kirchenpolitik ebenfalls aus der Regierungspartei aus und blieb später nur Mitglied der Magnatentafel. 1897 wurde er Präsident des katholischen Autonomie-Kongresses und der von ihm entsandten Kommission. Im Jahre 1900 wurde er zum Schatzmeister, 1904 zum Präsidenten der Ungarischen Allgemeinen Kreditbank ernannt.
Sz. beschreibt die finanziellen Transaktionen aus der Zeit, als er Finanzminister war, in den „Allamköltségvetési tanulmányok“ (Studien zum Staatshaushaltsplan, Budapest 1879). Zusammen mit Desző Szilágyi veröffentlichte er im Jahre 1890, ebenfalls in Budapest, die Studie „Szabadelvű kormányzat és az elkeresztelés ügye“ (Die liberale Regierung und die Frage ihrer Benennung).

Literatur

Kákay, Aranyos II: A leláncolt Prometheusok. Budapest 1881.
Graf Julius Szapáry an der Spitze Ungarns. Ein Lebens- und Charakterbild. Leipzig 1891.
Spondchios: A helyzet és a Szapáry-kormány. Budapest 1892.
Busbach, Péter: Az utolsó 5 év. Budapest 1895.
Graf Julius Szapáry. In: Pester Lloyd 21.-22. 1. 1905.
Halász, Imre: Egy letűnt nemzedék. Budapest 1911.

Verfasser

Zoltán Szász (GND: 1059507803)


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Empfohlene Zitierweise: Zoltán Szász, Szapáry, Gyula Graf, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 248-249 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1730, abgerufen am: (Abrufdatum)

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